Beim Haustürwahlkampf lernt Michael Labetzke den Bremer Norden derzeit besser kennen. An diesem Tag will er sich nach dem Gespräch in einem Restaurant am Vegesacker Utkiek mit dem Fahrrad auf den Weg nach Burg machen und dort bei Wählern um Stimmen werben. Die Nordbremer Stadtteile intensiver zu erkunden, hat sich der 55-jährige Bremerhavener schon länger vorgenommen. Sollte er sein Ziel erreichen und für Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag einziehen, hat er dafür allerdings noch weniger Zeit als jetzt. Labetzke ist Bundespolizist und seit mehr als 20 Jahren in Leitungsfunktionen bei der Bundespolizeiinspektion Bremen am Hauptbahnhof tätig. Als er 2023 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft wurde, reduzierte er seine Arbeitszeit zwar, er arbeitet aber weiter als Teamleiter für Gewaltdelikte und ist für die Fortbildung zuständig.
Seine politischen Schwerpunkte sind die Themen Sicherheit und Erhalt der Demokratie, Bürgerbeteiligung und Klimaschutz. Für Labetzke ist eine gute Kriminalitätspolitik fakten- und evidenzbasiert. Als Beispiel nennt er die Betrachtung des Anteils ausländischer Tatverdächtiger. "Nicht beachtet wird die Tatsache, dass mehr als 50 Prozent der Täter alkoholisiert sind. Das ist populistisch. Damit verschieben wir Diskurse", sagt er. Er fordert die Stärkung der Bundespolizei durch Kriminalexperten. Nur so könnten Schleuserstrukturen zerschlagen und illegale Einreisen effektiv bekämpft werden.
Energy-Port hätte Effekt für Bremen-Nord
Wie in allen Städten könne auch in Bremen-Nord mehr Polizeipräsenz dazu beitragen, das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen zu verbessern. "Dafür brauchen wir mehr Polizisten." Um mehr Nachwuchs für die Polizei zu finden, müsste der Polizeiberuf attraktiver gemacht werden. "Angesichts der Haushaltslage Bremens nicht einfach."
Labetzke sieht den Bund gefordert, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen, denn in reicheren Bundesländern sei das Sicherheitsgefühl höher, aber beispielsweise auch die ärztliche Versorgung und der Pflegedeckungsgrad seien besser. "Die Lücke zwischen wohlhabenden Gegenden und Orten wie Bremerhaven und Bremen-Nord wird immer größer. Seit dem Niedergang der Werften hat sich die Armut hier verstetigt." Durch Regionalförderung, gezielte Investitionsförderung der öffentlichen Hand wie beispielsweise die Ansiedlung von Instituten müsse der Bund gegensteuern.
Eine Chance auch für den Bremer Norden sieht Labetzke im Ausbau des sogenannten Energy-Port in Bremerhaven als Standort für den Offshore-Anlagenbau, Rückbau und Wartung. Der Energie-Hafen würde Umschlagplatz für saubere Energie werden und Arbeitsplätze bringen, auch für Nordbremer, sagt er. Bei der Klimapolitik hat er sowohl den Gebäude- als auch den Verkehrssektor im Blick. "Am Thema Gebäudeenergie kommen wir nicht vorbei. Die Wärmeplanung ist eine kommunale Aufgabe." Bestehende Förderungen müssten verlängert, Beratungen verstärkt werden. Gleichzeitig sieht Labetzke die Notwendigkeit, beim Umstieg auf klimafreundliche Heizungen Ausnahmesituationen zu berücksichtigen.
Das Thema E-Mobilität sei wichtig, um die heimische Automobilindustrie zu halten und zu stärken. "Wir brauchen einen E-Volkswagen, der höchstens 20.000 Euro kostet." Das Deutschlandticket soll erhalten und der ÖPNV ausgebaut werden, sagt der Bremerhavener. Er setzt sich zudem für eine Mobilitäts-App ein, bei der auch autonom fahrende Verkehrsmittel eine Rolle spielen. Dadurch könnte auch in Randbezirken wie Grambke oder Schönebeck eine bessere Anbindung und Mobilität erreicht werden, meint der Grünen-Politiker.
Wichtig ist ihm zudem das Thema Bürgerbeteiligung, wo er auch in Bremen noch Luft nach oben sieht. Eine Politik nach Gutsherrenart sei fehl am Platz. In den Beiräten wünscht er sich mehr Vielfalt. "Unter den Beiratsmitgliedern sind viele Senioren, aber wenige junge Eltern. Es muss einfacher werden, sich politisch und gesellschaftlich einzubringen."
Labetzke betont, dass er jederzeit auch für die Nordbremerinnen und Nordbremer ansprechbar ist. "Gesprächsangebote zu machen, ist mir ganz wichtig." Demnächst wird er an einem Info-Stand der Grünen auf dem Lesumer Wochenmarkt für Gespräche zur Verfügung stehen.