Wer in diesem Jahr seinen 18. Geburtstag feiert, bekommt von der Bundesregierung den sogenannten Kulturpass, eine App fürs Smartphone. Die wird mit 200 Euro aufgeladen und kann für verschiedene kulturelle Angebote genutzt werden. Im Bremer Norden können junge Leute das Guthaben unter anderem in Buchhandlungen sowie für Veranstaltungen des Kulturbüros Bremen-Nord ausgeben.
Wie viele Eintrittskarten bereits mit dem Kulturpass gekauft wurden, kann Malte Prieser nicht sagen. "Der Kulturpass ist an die großen Ticketanbieter gebunden", erklärt der programmatische Geschäftsführer des Kulturbüros Bremen-Nord. Über die können die 18-Jährigen dann auch Eintrittskarten für Veranstaltungen beispielsweise im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus buchen. "Wir haben das Go dafür gegeben, dass unsere Shows mit dem Kulturpass besucht werden können", sagt Prieser. Ob die Gäste ihr Ticket allerdings selbst zahlen oder dafür das Guthaben der Bundesregierung nutzen, könne das Kulturbüro nicht feststellen.
Trotzdem ist das Angebot für Malte Prieser ein gutes. "Ich habe das Thema schon sehr lange auf dem Zettel", erzählt er. Vor gut zwei Jahren habe er auf NDR Info einen Bericht über eine ähnliche Idee aus Frankreich gehört. Aus diesem Grund hat er sich sofort gemeldet, als der Bremer Soziokulturverband fragte, wer an dem Projekt auf Bundesebene mitarbeiten will. "Damit bin ich von Anfang an dabei", erzählt er.
Auch wenn Hunderte an den Treffen teilgenommen haben, waren nur drei Vertreter aus dem Bereich Kulturzentren vertreten. Einer davon war Malte Prieser, der in den Videokonferenzen mit Claudia Roth (Grüne), die den Kulturpass als Staatsministerin für Kultur und Medien mit auf den Weg gebracht hat, den einen oder anderen Impuls geben konnte. "Einer dieser Inputs war, dass es für Konzerte und Comedy einen gewissen Automatismus braucht", sagt er. Der sei dadurch hergestellt worden, dass die Eintrittskarten über große Ticketanbieter verkauft werden. Nur so sei der Kulturpass praktikabel. "Ansonsten müssten die jungen Leute uns erst einmal finden und wir alle Angebote in ein System einpflegen, was mit einem relativ großen Aufwand verbunden wäre", so Prieser.

Hat das Projekt vom ersten Tag an begleitet: Malte Prieser.
Darüber hinaus konnte er in den Runden auch von den Erfahrungen berichten, die Bremen mit der sogenannten Freikarte gemacht hat. Die funktioniert ähnlich wie der Kulturpass: Alle Kinder und Jugendlichen im Land Bremen haben in den Jahren 2022 und 2023 jeweils ein Guthaben von 60 Euro bekommen, dass sie etwa in Kinos, Theatern sowie bei der Volkshochschule nutzen können.
Neben Konzertbesuchen sind mit dem Kulturpass auch Ausflüge ins Museum möglich. Im Overbeck-Museum brauchen die jungen Leute den allerdings nicht. Denn dort zahlen Jugendliche bis 18 Jahren ohnehin keinen Eintritt. "Mittlerweile ist der Eintritt für Jugendliche in vielen Bremer Museen frei", erzählt Malte Prieser. "Das Overbeck-Museum war dabei eines der ersten Häuser, das dieses Angebot umgesetzt hat."
Anders sieht es in der Vegesacker Buchhandlung Otto und Sohn aus. "Die Resonanz ist ganz gut", sagt Inhaber Martin Mader. Doch bevor er das erste Buch über den Kulturpass abrechnen konnte, musste er zunächst seine Kasse entsprechend einrichten. Denn die 200 Euro bekommen die jungen Leute nicht in bar ausgezahlt, sondern als Guthaben auf ihr Handy geladen. Den Kaufpreis kann er allerdings nicht direkt auf sein Geschäftskonto transferieren. "Wir müssen uns zunächst an die Kultusbehörde wenden und mitteilen, in welchem Wert wir Bücher über den Kulturpass verkauft haben", erzählt er. "Nach ein paar Tagen bekommen wir den Betrag dann überwiesen."

Buchhändler Martin Mäder hat der Kulturpass neue Kunden beschert.
Mader hat bereits festgestellt, dass durch den Kulturpass junge Leute zu ihm kommen, die zuvor nicht bei ihm gekauft haben. "Was sich daraus ergibt, ob diese Kunden regelmäßig wiederkommen werden oder ob das Lesen nachlässt, wenn der Kulturpass aufgebraucht ist, das muss man mal sehen", sagt er. Trotzdem ist er von dem Projekt, das aus seiner Sicht auch eine Unterstützung für den lokalen Buchhandel bedeutet, überzeugt. "Das ist eine gute Idee, um Kultur insgesamt ein bisschen ins Bewusstsein zu bringen", sagt Martin Mader. "Wir sind gespannt, ob das Projekt noch einmal verlängert oder auf andere Jahrgänge ausgeweitet wird."
Auch bei Rüdiger Wolff waren bereits junge Leute, um mit ihrem Kulturpass Bücher zu kaufen. "Mehr als eine Handvoll waren es bisher allerdings nicht", sagt der Inhaber der Blumenthaler Bücherstube. Auch wenn es das Angebot bereits seit Mitte Juni gibt, ist Wolff erst seit gut sechs Wochen dabei. "Bevor wir den Pass annehmen konnten, mussten wir uns zunächst registrieren", erzählt er. "Und das war schon schwierig." Aus diesem Grund habe er zunächst einige Wochen abgewartet, bis sämtliche Kinderkrankheiten behoben waren.
Trotzdem ist er nach wie vor zwiegespalten, was den Kulturpass angeht. "Ich finde das Angebot gut, weiß aber nicht, ob es seinen Zweck erfüllt", sagt er. Dass ihm der Kulturpass neue Stammkunden beschert, kann er sich nur schwer vorstellen. Wobei die Aktion den 18-Jährigen nun zeige, dass Buchhandlungen vielfach schneller liefern als die Internetriesen. "Was bis 18 Uhr bestellt wird, kann am nächsten Morgen abgeholt werden", berichtet Wolff. "Wie Apotheken haben auch wir unseren eigenen Lieferdienst und sind damit unabhängig von großen Paketdiensten."