Die Nordwestbahn hat am Freitag angekündigt, dass sie im September wieder in den Regelbetrieb zurückkehren will – heißt: Die Züge zwischen Farge und Hauptbahnhof sollen dann wieder in dem Umfang fahren, der zwischen Bremen und Nordwestbahn (NWB) vertraglich vereinbart ist. Schon vorher soll zum 5. Mai ein weiterer Schritt in diese Richtung getan werden. Von Montag bis Freitag in der morgendlichen Hauptverkehrszeit sollen wieder Doppeltriebwagen unterwegs sein.
Gleichzeitig verzichten Bremen und Niedersachsen auf eine weitere Abmahnung. Umwelt- und Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) hat sich am Freitag in Bremerhaven mit Vertretern der Nordwestbahn und Tobias Heinemann, Deutschland-Chef der NWB-Mutter Transdev, getroffen und beraten. Schaefer anschließend: „Wenn alle Randbedingungen stimmen, ist die Performance der NWB bei der Regio-S-Bahn in Bremen inzwischen wieder gut. Um der NWB, aber vor allem auch ihren Angestellten Sicherheit zu geben, haben die Aufgabenträger Niedersachsen und Bremen daher beschlossen, von einer weiteren Abmahnung abzusehen.“
Die Krise der Nordwestbahn hatte im Frühjahr 2019 begonnen. Der Mangel an Zugführern sorgte ab diesem Zeitpunkt immer wieder für Zugausfälle und Verspätungen. Der Ärger der Pendler über die Unzuverlässigkeit war über Monate Thema. Die NWB reagierte schließlich mit einer Reduzierung der Angebote, um wieder verlässlicher werden zu können. Bis jetzt. Jetzt sagt Schaefer: „Ich baue darauf, dass die Nordwestbahn ihr Versprechen, bis September wieder in vollem Taktumfang zu fahren, tatsächlich realisiert."
Transdev-Chef Heinemann wird in einer gemeinsamen Mitteilung der Gesprächspartner zitiert: „Die Rückkehr zum normalen, vertraglich vereinbarten Angebot ist uns sehr wichtig. Wir haben vor allem wegen der sehr angespannten Personalsituation bei den Lokführern unsere Fahrgäste enttäuscht. Dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen." Nun wolle die NWB unter Beweis stellen, dass "wir wieder der zuverlässige Mobilitätsdienstleister sind".
Die NWB hat im Detail angekündigt, die Reduzierung auf der Regio-S-Bahn vom 5. Mai an um eine Stufe zurückzunehmen und von Montag bis Freitag in der morgendlichen Hauptverkehrszeit zum Einsatz von Doppeltriebwagen zurückzukehren. Damit würden die aktuell größten Kapazitätsengpässe beseitigt. Ab September soll auch an den Wochenenden und an den Nachmittagen wieder der Verkehr im 15- beziehungsweise im 30-Minuten-Takt hergestellt werden.
Schaefer: Bahn fährt an ihren Leistungsgrenzen
Der Nordwestbahn sei es seit September gelungen, den Betrieb im Netz der Regio-S-Bahn stabil zu halten und die Ausfälle auf unter ein Prozent zu begrenzen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Lediglich zwischen Weihnachten 2019 und dem neuen Jahr stiegen die personalbedingten Ausfälle noch einmal an. In den Monaten Januar und Februar wurde der Grenzwert wieder eingehalten. Stürme und die Entgleisung eines Güterzuges in Bremen-Neustadt hätten allerdings dazu geführt, dass im Januar und Februar 2020 erneut mehr als ein Prozent der Fahrten ausgefallen sind.
Laut Schaefer fährt die Bahn grundsätzlich im Knotenpunkt Bremen an ihren Leistungsgrenzen. Unregelmäßigkeiten im Betrieb würden sich erst dann deutlich verringern, wenn der Eisenbahnknoten Bremen ausgebaut worden sei. Erste Ausbaumaßnahmen erfolgen ihr zufolge bereits im Zusammenhang mit der zweiten Ausbaustufe der Regio-S-Bahn im Zeitraum ab Dezember 2022. „Eine grundlegende Kapazitätserhöhung kann allerdings erst mit dem Bau des dritten Gleises von Langwedel bis Bremen-Burg erreicht werden“, so die Senatorin. „Ich fordere daher das Bundesverkehrsministerium dringend auf, die Planung und Realisierung dieser Maßnahme ... zügig voranzutreiben.“