Annegret und Alfred Hartz sammeln Spenden wie andere Schallplatten oder Lego-Bausätze. Der Schönebecker hat es ausgerechnet: Würde man alle Beträge addieren, die er und seine Frau bekommen haben, käme eine Summe von 216.000 Euro heraus. Dieses Jahr ist mittlerweile das 19. Jahr, in dem sie Geld für andere zusammentragen. Und ihr erfolgreichstes.
Vor Kurzem haben die Hartz' wieder Kassensturz gemacht. Wie immer im Sommer. Dass sie das in dieser Jahreszeit tun und in keiner anderen, hat mit dem Benefizturnier zu tun, dass Alfred Hartz beim Golfclub Lesmona organisiert. Und zwar genauso lange, wie er und seine Frau inzwischen Spendensammler sind. Mit dem Wettbewerb auf dem Grün an der Lesumbroker Landstraße fing, wenn man so will, alles an – und endet jedes Jahr der zwölfmonatige Spendenmarathon des Ehepaars.
Hartz, 77, früher Kriminalbeamter, jetzt Pensionär und passionierter Golfer, hat die Zahlen auf Anhieb parat: 700 Euro sind beim ersten Turnier zusammengekommen, beim diesjährigen 2300 Euro. Damals haben die Spieler einfach einen Betrag gegeben, heute ist es das Startgeld, das ihm zur Verfügung gestellt wird. Der Spendensammler sagt, dass die Summe von Jahr zu Jahr größer geworden ist, die er beim Wettbewerb eingeholt hat – nicht nur über das Startgeld der Teilnehmer.
Er nutzt das Turnier, um Sachspenden zu versteigern, die er bekommen hat. Mal von Firmen, mal von Privatleuten und mal von Sponsoren, mit denen er inzwischen seit Jahren in Kontakt ist. Und manchmal kommt noch Geld von Leuten dazu, die für den Golfverein arbeiten. Wie das Gastro-Team, das seine Einnahmen gespendet hat. Hartz kam deshalb nach dem Wettbewerb auf einen Betrag von 6000 Euro – und auf 17.000 Euro, die er mit seiner Frau in den anderen Monaten gesammelt hat.
Macht zusammen 23.000 Euro. Und für die Hartz' eine so hohe Summe wie noch nie. Das Geld haben sie jetzt gespendet: ans Hospiz Lilge-Simon-Stift und ans Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche. Seit zehn Jahren bekommen beide das Geld, das die Eheleute zusammentragen. Hartz sagt, dass es ihn anfangs Überwindung gekostet hat, er aber trotzdem immer wieder Briefe an Firmen geschrieben hat und nach wie vor schreibt, in denen er um Geld für die Einrichtungen bittet. Oder um Sachspenden, um sie zu verkaufen.
Mit den Jahren haben sich die Spendensammler ein Netzwerk von Leuten aufgebaut, von denen sie wissen, dass sie die Sache unterstützen. Manche von den Sponsoren sind Golfer so wie Hartz, andere hat er über das Briefeschreiben kennengelernt. Mal wird Geld überwiesen, mal Spielzeug bereitgestellt, das Annegret und Alfred Hartz auf Veranstaltungen anbieten. Zum Beispiel auf dem Hökermarkt. Zum Beispiel auf Basaren. Die Organisatoren, sagt er, kennen sie längst. Genauso wie die meisten Besucher.
Ehrgeiz entwickelt
Darauf hingewiesen, warum sie am Stand stehen und verkaufen, wird trotzdem. Das Ehepaar hat unter anderem für die Palliativstation des Klinikums Links der Weser gesammelt und für Hospize speziell für Kinder. Hartz findet, dass sie mehr Unterstützung brauchen. Und dass einen das Sammeln von Spenden, wenn man einmal damit angefangen hat, mitunter nicht mehr loslässt. Er spricht von einem Ehrgeiz, den man irgendwann entwickelt, im nächsten Jahr noch mehr Geld zusammenzubekommen.
Das Ehepaar hat nicht einfach so mit dem Sammeln angefangen. Es gab, sagt Hartz, einen besonderen Moment, der so etwas wie eine Initialzündung war. Bei der Taufe eines ihrer Enkel war dieser Moment. Als es in der Predigt um Geiz ging – und darum, dass er für die Wirtschaft und in der Werbung inzwischen geil ist. Und dass es doch mehr Menschen geben müsste, die nichts verlangen und sich trotzdem einsetzen. Wenig später fing Hartz an, sein erstes Benefizturnier beim Golfclub Lesmona zu planen.
Er und seine Frau sind für ihr Engagement nie öffentlich geehrt worden. Ausgezeichnet wurden sie nach seinen Worten auf andere Weise. Das Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche machte sie zu Botschaftern. Und ein Kind, das sie nie gesehen haben, malte ihnen ein Bild, das jetzt im Büro hängt. Oben ist ein Himmel zu sehen und unten eine Wiese mit bunten Blumen. Dazwischen steht das Wort Danke. Und am unteren Rand des Bildes: Enie, sechs Jahre.