Ein strammer Wind fegte zu Akkordeonklängen durch die Gerhard-Rohlfs-Straße. Um den Stand von Glückskind und Wollzeit, zwei Geschäfte unter einem Dach, hatten sich interessierte Menschen angesammelt. Kleidung, Dekorationsartikel und Wolle gab es hier zum Hökerpreis. „Das ist für uns ein Muss, hier zuerst vorbeizuschauen“, waren sich Carolin und Matthias Emrich aus Vegesack einig, als sie einen Blick auf das Angebot der beiden Läden warfen. Eingeladen hatte das Vegesack Marketing zu dieser Kombination aus Hökermarkt und langem Sonnabend.
„Das wird draußen sehr gut angenommen und ist sehr toll angelaufen“, freute sich Glückskind-Inhaberin Marisa Deszczka. Für ihre beiden Geschäfte sei das „sehr erfolgreich“. Dem pflichtete ihr Wollzeit-Inhaberin Susanne Witt bei. „Das sind ja auch alles Schnäppchen, die immerhin 50 Prozent billiger sind“, so Deszczka. Verkauft haben sie alte Herbst- und Winterware und konnten damit Platz für Neues schaffen. „Trotz des Monatsendes waren die Leute sehr kauflustig“, zeigte sie sich zufrieden über den Zuspruch.
Peter Schulte Ladbeck aus Lesum begrüßte die Idee des Hökermarktes. „Der ist toll und weckt das überregionale Interesse. Den könnte man öfter machen.“ Allerdings müsse man es wohl noch trainieren, über die ausgezeichneten Preise zu verhandeln. Überhaupt seien der Spaß am Feilschen, das besondere Einkaufserlebnis sowie der Kontakt zu den Händlern und anderen Shoppingbummlern das, was Besucher an der Veranstaltung liebten, lässt das Vegesack Marketing wissen. „Hökermarkt: Dann ist Bewegung im Dorf“, bringt es Horst Dreilich aus Schönebeck auf den Punkt.
Wie bei Glückskind und Wollzeit bildete sich auch vor anderen Geschäften das eine oder andere Menschenknäuel, wie zum Beispiel bei Coallù. Hier hingen an Ständern unter einem Baldachin Hosen, Blusen und Rücke. Die Buchhandlung Thalia lockte ebenfalls mit Preisnachlässen.
Die Inhaberin von Uhren und Schmuck Eckelt, Gülseren Güzelkücük, wollte auch verhökern, aber für einen karikativen Zweck. „Wegen des Erdbebens in der Türkei war der 6. Februar für uns der schlimmste Tag“, sagte die gebürtige Türkin. Darum hätten sich die hier lebenden Türken zusammengefunden. „Wir sammeln Sachspenden und Geld für die Opfer. All unsere Einnahmen gehen zu 100 Prozent in einen Hilfsfonds.“ Daraus solle den vom Erdbeben betroffenen Menschen in Syrien und der Türkei geholfen werden. „Ich möchte, dass die Menschen wieder ein Dach über dem Kopf haben, und wenn es erst einmal nur ein Container ist.“
Auch die Bürgerpark-Tombola hatte inmitten der Fußgängerzone ihre Zelte aufgeschlagen, beziehungsweise Los-Verkauf-Stand und Gewinn-Abhol-Wagen aufgestellt. Über mangelnde Nachfrage war sich nicht zu beklagen.
Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt hatte sich ebenfalls zum Hökermarkt in die Fußgängerzone aufgemacht. „Das war da eine tolle Atmosphäre“, war sein Eindruck. Er sei überrascht gewesen, dass trotz des eiskalten Wetters viele Menschen mit vollen Taschen durch die Fußgängerzone gelaufen seien. Auch am Sonnabendnachmittag sei die Fußgängerzone im Vergleich zu Verkaufstagen ohne Hökermarkt immer noch gut gefüllt gewesen. „Das Kuriose ist, da kauft man Sachen, von denen man vorher gar nicht gewußt hat, das man sie braucht“, sagte Dornstedt. Er sei jedenfalls glücklich und entspannt nach Hause gegangen. Eingekauft hätte er unter anderem bei Uhren und Schmuck Eckelt.
„Das hat sich etabliert“, zeigte sich der Geschäftsführer des Vegesack Marketing, Jörn Gieschen, guter Dinge über das Konzept. Der Hökermarkt werde von den Kaufleuten „immer wieder nachgefragt“. „Die Einzelhändler kommen ihren Kunden entgegen und haben die Möglichkeit, sich mit ihnen auszutauschen.“ Draußen gebe es eine andere Nähe. Darüber hinaus gehe es beim Hökermarkt „bunt und wuselig“ zu. „Eben diese Lebendigkeit wollen wir in der Fußgängerzone.“