Unabhängig von der geplatzten Förderzusage des Bundes für den Bau der Fahrrad-Premiumroute in der Innenstadt, will der BUND-Arbeitskreis Bremen-Nord die Pläne für eine neue Rad-Premiumroute nördlich der Lesum vorantreiben. Nach Gesprächen mit dem Allgemeinen-Deutschen-Fahrrad-Club (ADFC), Politikern und dem Verkehrsressort und forciert die Gruppe eine eigene Nordbremer Variante. „Die vom Gutachter favorisierte Fahrradroute kommt nicht infrage. Und in Bremen-Nord darf nicht wieder als Letztes mit der Umsetzung begonnen werden“, so BUND-Sprecher Bernd Quellmalz.
Worum geht es?
Wie berichtet, soll sich zukünftig ein Netz aus schnellen Fahrradrouten über Bremen erstrecken. Eine dieser Strecken wird auf einer Länge von mehr als 40 Kilometern von Farge in Bremen-Nord über Gröpelingen, Walle und Hastedt bis nach Hemelingen und Mahndorf führen. Vorrangiges Ziel der Radpremiumroute ist es, den Radverkehr in Bremen zu stärken. Mehr als drei Millionen Euro an Zuschüssen für das Projekt im Bereich der Wallanlagen hatte sich das Verkehrsressort von Senatorin Maike Schaefer (Grüne) aus Berlin erhofft, doch nun zahlt der Bund nicht über eine bereits gewährte Förderung hinaus. Nach eigenen Angaben hält das Verkehrsressort jedoch weiterhin an seinem Vorhaben fest.
Die Pläne für die Streckenführung in Bremen-Nord halten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und ADFC-Mitglieder inzwischen jedoch für nicht mehr tauglich. „Wir haben die Variante B des Gutachters überarbeitet und wollen mit unserer Route die nordbremischen Stadtteile verbinden und hier die Verkehrswende voranbringen“, erklärte der Sprecher des ADFC-Arbeitskreises Verkehr Ditmar Schlegel kürzlich während einer BUND-Informationsveranstaltung mit Lokalpolitikern, einem Referenten der Mobilitätssenatorin und ADFC-Fachleuten im Gemeindesaal der Lesumer St.-Martini-Gemeinde. Dabei geht es BUND und ADFC um schnelle Lösungen: „Obwohl die Bürgerschaft dem Verkehrsentwicklungsplan parteiübergreifend zugestimmt hat, ist seit neun Jahren in Bremen-Nord nicht viel passiert.“
Was ist neu?
Wie Reinhold Koch, Co-Sprecher BUND Arbeitskreis Bremen-Nord, erläuterte, spare die neue Nordbremer Rad-Premium-Route im Vergleich zu der Machbarkeitsstudie von 2017 diverse „Hot-Spots“ aus. So sollen Radfahrer beispielsweise nicht über die Breite Straße in Vegesack gelenkt werden, ebenso soll nicht „der direkte Weg“ zum Vegesacker Hauptbahnhof genutzt werden. „Auf diesen Straßen ist es zu gefährlich. Man führt da zu viel Verkehr zusammen“, so Koch.
Im aktuellen ADFC-Vorschlag sind auch die Einbindung des BWK-Campus und das neue Areal bei der Grohner-Fliesen-Fabrik enthalten. „Wenn geeignete Wege geschaffen werden, die gut zu befahren sind, dann ist ein bedeutsamer Punkt erreicht“, so Ditmar Schlegel vom ADFC.
Was sagt die Politik?
Vertreter der SPD, CDU, Grünen und der Linkspartei haben sich nach Angaben des BUND bereits dafür ausgesprochen, die neue Planung mitvoranzutreiben. Einer davon ist der Nordbremer Bürgerschaftsabgeordnete Thomas Pörschke (Grüne). Die bisherige Streckenführung beinhalte „Abschnitte, die nicht oder nur bedingt als Radweg geeignet sind.“ Als Beispiel nannte Thomas Pörschke den maroden Warnemünder Weg nahe des Vegesacker Bahnhofs. Zudem sei die alte Planung nicht mehr aktuell: „Als die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wurde, war noch nicht klar, was aus dem Steingut-Areal werden würde. Die Machbarkeitsstudie hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Die Route muss an die neuen Planungen angepasst werden.“
Ortsverbandssprecher Karl Brönnle von den Linken argumentiert ähnlich: So sollte beim anstehenden Neubau der Burger Eisenbahnbrücke über die Lesum eine eigene Spur für die Premiumroute eingeplant werden. "Von den vier Lesumquerungen besteht nur hier die Chance, einen Fahrradschnellweg von Bremen-Nord in die Innenstadt zu errichten, der diesem Ziel optimal gerecht wird", erklärt Karl Brönnle.
Der Lokalpolitiker bezeichnet den neuen ADFC-Vorschlag als „klar besser“ gegenüber der alten „Vorzugsvariante“ der Machbarkeitsstudie: „Die Vorzugsvariante ist eigentlich die schlechteste aller denkbaren Lösungen.“
Die bisherige Variante habe gleich mehrere gravierende Nachteile, so Brönnle. So führe die Premium-Route nach altem Plan durch eine Engstelle an der Straße Am Wasser mit beidseitigen, 2,20 Meter hohen Wänden. Eine Mehrfachnutzung sei hier ausgeschlossen: "Dort ist ein Fußweg, der auch von Menschen mit Rollator, Kinderwagen et cetera benutzt wird, das geht unmöglich mit einem Fahrradschnellweg zusammen.“ Brönnle nennt ein weiteres Beispiel: „Die Überquerung über das Lesumsperrwerk wird nachts geschlossen und – soweit ich weiß – zu jeder vollen Stunde kurz geöffnet. Auch das lässt sich mit einem Fahrradschnellweg nicht vereinbaren.“
Wie geht es weiter?
BUND und ADFC wollen den „Rückenwind“ aus der Politik nutzen, um schnellstmöglich den politisch Verantwortlichen in Beiräten, Bürgerschaft und Ämtern sowie Bürgerinnen und Bürgern die ADFC-Variante vor Ort nahezubringen, so der Co-Sprecher des Arbeitskreises Bremen-Nord des BUND, Reinhold Koch. Als Erstes soll jedoch eine Gruppe aus Vertretern der Behörden und der Beiräte die neue Route des ADFC abfahren, um anschließend Details zu erörtern.