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Constructor University Bremen Das sind die neuen Uni-Geschäftsführer

Im Sommer holte Mehrheitsgesellschafter Serg Bell seine Ehefrau, Öznur Bell, in die Geschäftsführung der Constructor Uni. Wer noch die Geschicke der Privatschule lenkt.
13.02.2023, 18:00 Uhr
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Von Patricia Brandt

Nach fünf Wechseln in wenigen Jahren sucht eine Kommission einen neuen Präsidenten für die private Constructor Uni in Grohn. Zuletzt hatte Fabio Pammolli im Januar sein Amt niedergelegt. Wer aktuell die Geschicke einer Uni lenkt und ob Stadt und Privathochschule den gemeinsamen Masterplan für die Entwicklung des Campus' und des Science Parks termingerecht präsentieren können.

Wer sind die neuen Geschäftsführer?

Fünf Geschäftsführer werden die Aufgabenfelder des fehlenden Präsidenten Pammolli abdecken, heißt es auf dem Campus. Bereits im Sommer hat Mehrheitsgesellschafter Serg Bell seine Ehefrau, Öznur Bell, in die Geschäftsführung geholt. Öznur Bell ist gleichzeitig Chief Operating Officer der Constructor University und der Constructor Group. „Im Grunde bin ich also für alle umsatzgenerierenden Aktivitäten der Universität und der gesamten Gruppe verantwortlich. Dazu gehören natürlich die Anwerbung von Studierenden und das Marketing, aber auch die Geschäftsentwicklung, Erasmus und World Change Programs“, so Öznur Bell.

Öznur Bell hat einen Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaft und öffentlicher Verwaltung. Die 1982 in der Türkei geborene Unternehmerin gründete 2013 eine K-12-Schule in Izmir (primärer und sekundärer Bildungsbereich) und war zuletzt für das Marketing und die Studentenrekrutierung an verschiedenen Universitäten des BAU Global Educational Network verantwortlich. An der Bahcesehir-Universität in Istanbul war sie als Beraterin des Präsidenten tätig.

Neu im Team sind zudem Katya Fisher, Anwältin aus New York, auf dem Campus verantwortlich für Personalleitung und rechtliche Fragen, sowie IT-Experte Stanislav Protasov aus Usbekistan, dessen Schwerpunkte im Bereich Technologie, dem operativen Geschäft und Immobilien liegen. Bereits für die Jacobs University gearbeitet haben Provost Thomas Auf der Heyde sowie Vice President Maja Laetitia Feldt. Sie wartet mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Prozess-, Leistungs- und Qualitätsmanagement an Hochschulen auf, er war vor Aufnahme seiner Tätigkeit in Bremen-Nord als stellvertretender Generaldirektor des South African Department of Science and Technology tätig.  

Wann ist der Masterplan für den Campus fertig?

Die Stadt und die frühere Jacobs Uni wollten bis 31. Mai 2023 einen Masterplan zur  Weiterentwicklung der Uni sowie des nördlich gelegenen Science Parks vorlegen und der Öffentlichkeit vorstellen. Der Absichtserklärung zufolge will die Stadt Baumaßnahmen wie etwa die Erstellung eines Quantenzentrums auf Basis des geltenden Planungsrechts unterstützen. Zwar hat Bremen auch mit der Constructor Uni ein solches Memorandum of Understanding geschlossen. Laut René Kotte aus dem Bauamt sei der Fertigstellungstermin für den Masterplan aber nicht zu halten. „Wir befinden uns im regen Austausch, aber wir werden eine Verlängerung benötigen.“ Hintergrund: Der Eigentümerwechsel geht mit einer Neuausrichtung einher, so sollen mehr Studierende auf dem Campus untergebracht werden. Serg Bell spricht von 5000 Studierenden in den nächsten zehn Jahren. 

Wie rekrutiert die Leitung neue Studenten?

Als Öznur Bell den Bereich Studierendenrekrutierung und -zulassung übernahm, sei ihr klar gewesen, dass sowohl die internen Abläufe bei der Zulassung von Studierenden als auch das gesamte Marketingkonzept „stark verändert werden“ müssten, um die Studierendenzahlen zu erhöhen: „Ich bin seit mehr als zehn Jahren in der Bildungsbranche tätig und habe mich in K-12-Schulen und Universitäten auf die Marketingstrategie konzentriert.“ Die gesamte Marketingstrategie der Uni sei erneuert worden. „Im Rahmen dieser Strategie haben wir die Zahl der Agenten, mit denen wir zusammenarbeiten, sowie der sogenannten „Guidance Counselors“ oder Berufsberater der Gymnasien, und der Messen, an denen wir teilnehmen, erhöht. So haben wir jetzt viel mehr Vertreter in über 100 verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt. Darüber hinaus habe ich aber auch an der Vereinfachung der Verfahren für die Anmeldung und Bewerbung von Studierenden gearbeitet. Dieses Anmeldeverfahren dauerte früher bis zu vier Monate, jetzt dauert es nur noch vier Wochen. Das ist ein großer Erfolg für uns.“ 

Wird die Geschäftsführung Wohnheime anmieten?

Nachdem Gesellschafter Serg Bell angekündigt, hat, dass es wegen der derzeitigen Preissteigerungen keinen Collegeneubau oder einen Ausbau bestehender Gebäude auf dem Campus geben werde, arbeitet die Geschäftsführung an verschiedenen Ideen, um weitere Studierende unterzubringen. Öznur Bell: „Im Moment haben wir einige kurzfristige Lösungen mit Etagenbetten auf dem Campus. Außerdem prüfen wir die Umwidmung einiger Gebäude auf dem Campus, um weitere Wohnheime zu schaffen, und wir stehen auch in Kontakt mit der Stadt, um Möglichkeiten für unsere Studierenden zu finden, die ganz in der Nähe der Universität liegen.“ Eine Möglichkeit sieht die Geschäftsführerin darin, noch in diesem Jahr Gebäude außerhalb des Campus anzumieten und hier Wohnungen für die Studierenden einzurichten. Öznur Bell: „Darüber sind wir in Gesprächen mit der Verwaltung, aber auch mit Partnern aus der Region.“  

Wie steht es um die Uni-Finanzen?

Jahrzehntelang kämpfte die private Hochschule mit finanziellen Sorgen. Geldnöte scheint sie derzeit keine zu haben. In einem Interview mit unserer Zeitung gab Mehrheitsgesellschafter Serg Bell an, bisher mit 15 Millionen Euro und indirekt mit weiteren zehn Millionen Euro zu finanziert zu haben. Ein „Basis-Investment“ von zunächst 25 Millionen Euro war 2021 auch vertraglich mit Bremen vereinbart worden.

Laut ihrem im Dezember 2022 veröffentlichten Geschäftsbericht musste die Uni zwar im Jahr 2021 exakt 19,3 Millionen Euro aus der Kasse nehmen, um einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Es sind dem Papier zufolge aber immer noch Zuwendungen in Höhe von 44 Millionen Euro vorhanden. Außerdem steht eine Summe als Investitionszuschuss beziehungsweise ein Sonderposten Sachspenden in Höhe von 40 Millionen Euro bereit. Macht 84 Millionen Euro. „Die Finanzlage hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert“, lautet die Einschätzung der Geschäftsführung im Bericht. Von Bremen, betont Nina Willborn als Sprecherin des zuständigen Wissenschaftsressort, bekomme die Fakultät keine Steuergelder mehr: „Das war eine der unverrückbaren Vorgaben für die Suche nach einem neuen Investor.“ 

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