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Digitale Kita Pilotprojekt des Digital Impact Labs: Online zum Kitaplatz

Gerade im Bremer Norden gibt es einige Quartiere, in denen weniger Kinder als anderswo über das Internet für die Kita angemeldet werden. Um dem entgegenzuwirken, gibt es nun ein Pilotprojekt.
12.12.2023, 18:00 Uhr
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Pilotprojekt des Digital Impact Labs: Online zum Kitaplatz
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Mittlerweile funktioniert die Anmeldung für die Kita auch über das Internet. Trotzdem machen nicht alle Eltern von dieser Möglichkeit Gebrauch. Damit sich künftig mehr Familien für den virtuellen Weg entscheiden, hat das Digital Impact Lab in Vegesack ein Pilotprojekt gestartet, bei dem sowohl Eltern als auch Fachkräfte im Umgang mit dem Kitaportal geschult werden. Zeitgleich sollen Fachkräfte aber auch für digitale Methoden begeistert werden.

Dass der Modellversuch gerade im Bremer Norden gestartet ist, hängt mit dem Anmeldeverhalten der Eltern dort zusammen. "In bestimmten Quartieren ist der Anteil an Online-Anmeldungen erheblich geringer als in anderen", sagt Martin Koplin, Direktor des M2C-Instituts für angewandte Medienforschung an der Hochschule Bremen, das die Digital Impact Labs betreibt. Und das gelte insbesondere für manche Viertel in Vegesack, Blumenthal und Burglesum. "Es ist davon auszugehen, dass Menschen, die bei der Online-Anmeldung Schwierigkeiten haben, sich auch mit der Anmeldung per Papier schwertun", so Koplin.

Das lege die Vermutung nahe, dass manche Familien ihre Kinder gar nicht für die Kita anmelden. Das wirke sich nicht nur auf die Kleinen negativ aus, sondern auch auf ihre Eltern. "Wenn das Kind nicht in der Kita ist, ist es auch schwer, in anderen Bereichen Teilhabe zu erleben. Schließlich werden beispielsweise Alleinerziehende dann davon abgehalten, eine Arbeit aufzunehmen", schildert er.

Um dem entgegenzuwirken, haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Digital Impact Labs in einem ersten Schritt Kontakt zu den 102 Kitas im Bremer Norden aufgenommen und Schulungen für die Fachkräfte dort organisiert. "Daran haben auch Quartiersmanager und Menschen, die zum Beispiel mit Geflüchteten arbeiten, teilgenommen", erzählt er. "Die Idee dahinter ist, dass auch diese Akteure Eltern bei der Kita-Anmeldung unterstützen. Denn alleine können wir den gesamten Bremer Norden nicht abdecken."

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Doch zunächst müssen die Pädagoginnen und Pädagogen wissen, wie genau das Portal funktioniert. Das lernen sie bei Simone Müller, Vanessa Kersten und Luisa Runge, die die Kurse als Digitaltrainerinnen leiten. "Wir arbeiten direkt mit dem Kitaportal", sagt Kersten. "Denn nur durchs Anwenden funktioniert bei den meisten Menschen sinnvolles Lernen." Darüber hinaus hat das Team spezielle Schulungsunterlagen erarbeitet. "Die Materialien können von den Fachkräften genutzt werden, wenn sie noch mal etwas nachschauen wollen", ergänzt Müller. "Weil die Informationen auf Bildern basieren, können sie auch gut an die Eltern weitergegeben werden."

Während die Fachkräfte im Digital Impact Lab im Vegesacker Bahnhof geschult werden, finden die Angebote für die Eltern direkt vor Ort in den Kitas statt. "Nicht jeder ist mobil. Um trotzdem alle zu erreichen, kommen wir zu den Menschen in die Quartiere", sagt Martin Koplin. Dass die Schulungen gerade jetzt stattfinden, hat einen simplen Grund: In diesen Tagen bekommen die Eltern die sogenannte Kinder-ID, mit der sie ihren Nachwuchs für die Kita anmelden können.

Warum die heutige Elterngeneration noch Schwierigkeiten im Umgang mit Online-Angeboten wie dem Kitaportal hat, ist zumindest für den Bremer Norden nicht erforscht. "Es scheint aber die Familien zu betreffen, die ohnehin weniger Teilhabe erfahren", vermutet Koplin. Das gelte zum Beispiel für neu Migrierte und Menschen, die kaum Deutsch sprechen. "Das ist das, was wir aus verschiedenen Gesprächen in unserem Alltag erfahren haben", ergänzt er.

Das Digital Impact Lab will mit dem Angebot aber nicht nur dafür sorgen, dass die Zahl der Online-Anmeldungen steigt. "Wir wollen darüber hinaus erreichen, dass Fachkräfte digitalen Methoden positiv gegenüberstehen", sagt Koplin. Das sei auch mit Blick auf die weitere Digitalisierung von Kitas wichtig.

Auch wenn zunächst der Bremer Norden von dem Projekt profitieren soll, gibt es schon jetzt Interesse aus anderen Bezirken. "Uns haben bereits Anfragen aus anderen Stadtteilen erreicht, ob wir die Schulungsunterlagen nicht weiterleiten können", erzählt Simone Müller. Ohnehin gibt es schon jetzt erste Überlegungen, das Projekt nach der Pilotphase auf die gesamte Stadt auszuweiten.

Martin Koplin und sein Team bieten zurzeit aber nicht nur Fortbildungen an, sie evaluieren ihr Angebot auch. "Wir müssen herausfinden, welche Effekte unsere Arbeit hat", sagt er. "Wir erreichen zwar Menschen, die zuvor nicht erreicht wurden. Aber ob die Quote der Online-Anmeldungen im Bremer Norden dadurch das Niveau anderer Stadtbezirke erreicht, muss sich erst zeigen."

Info

Weitere Informationen zu den Kursen sowie die nächsten Termine finden sich im Internet unter impact-lab.eu/kita-anmeldung/.

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