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Stadthaus Vegesack Dokumentenbox wird wohl nicht barrierefrei – Inklusion Nord ist empört

Die Dokumentenausgabebox im Stadthaus Vegesack wird wohl nicht barrierefrei. Frank Schurgast von Inklusion Nord ist empört über die Begründung des Bremer Innenressorts.
29.11.2024, 18:00 Uhr
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Von Philipp Tappe

Mehr Service für alle sollte die Dokumentenausgabebox im Stadthaus Vegesack bringen. Moniert wurde die fehlende Barrierefreiheit. Eine Lösung gibt es Monate später noch immer nicht – dafür neuen Ärger: Die Box wird so schnell nicht vollständig barrierefrei. Die Begründung des zuständigen Innenressorts erzürnt den Co-Vorsitzenden des Vereins Inklusion Nord, Frank Schurgast: "Es ist eine Frechheit, wie man sich hier äußert. Diese Aussagen entsprechen nicht meinem Bild von Bremen."

So teilte Pressesprecher René Möller mit: Die Bedienungsanleitung für die Box steht nun auf einem Aufsteller auf niedriger Höhe, weshalb auch Rollstuhlfahrer diese inzwischen gut lesen können. Der Hersteller könne die Box aber nicht komplett barrierefrei gestalten. Alternativen gebe es auf dem Markt derzeit nicht. "Insofern haben wir hier ein Angebot, das von einer Vielzahl von Bremerinnen und Bremern genutzt werden kann", so Möller, der fortfährt: "Für alle anderen gibt es wie immer die Möglichkeit, Reisedokumente in der Passausgabe des Bürger-Service-Centers persönlich abzuholen. Das auch völlig barrierefrei, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist." Deutschland hat 2009 die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen ratifiziert, weist Schurgast hin. "Teilhabe ist also ein Menschenrecht. Das ändere ich, wenn ich etwas anbiete, was nicht für alle Menschen gilt."

Kritik schon bei Anschaffung

Als im Frühsommer die Dokumentenausgabebox aufgestellt wurde, bemängelten unter anderem der Beirat, der Landesbehindertenbeauftrage und eben auch Inklusion Nord die fehlende Barrierefreiheit. Wie Schurgast schildert, haben Rollstuhlfahrer und kleinwüchsige Menschen Schwierigkeiten, an das Bedienfeld zu gelangen. Bürgern mit einer Sehbehinderung fehlt eine Sprachanleitung. Zudem gibt es keine Wegführung zur Ausgabebox, die man ertasten kann. Für viele Menschen mit Behinderung sei laut Schurgast gerade der Touchscreen die größte Herausforderung, weshalb er eine Metalltastatur mit Blindenschrift – ähnlich wie bei einem Bankautomaten – befürwortet. "Wenn sich das Innenressort mit dem Hersteller zusammensetzt, können sie die Dokumentenausgabebox zum Besseren verändern", ist Schurgast überzeugt. Er fügt an: "Die Behörde kann mir nicht sagen, das funktioniert nicht. Wir leben in einer innovativen Industrienation."

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Zusätzlicher Service

Die Dokumentenausgabebox sei ein "zusätzlicher, vereinfachter Service für viele Menschen", teilte Möller mit. Denn dort können die Bürger – neben den üblichen Sprechzeiten des Bürger-Service-Centers – unter der Woche zwischen 6 und 19 Uhr ihre neuen Personalausweise und Pässe abholen. Der Pressesprecher gibt zu, dass das Gerät für Menschen mit Behinderung nicht "ideal gestaltet ist."Für ihn gibt es aber nur zwei Möglichkeiten: Entweder bietet das Innenressort diesen Service weiterhin an – oder baut die Anlage ab.

"Entweder ich mache eine Dokumentenbox für alle – oder ich schaffe sie ab", sagt Schurgast. So eine ultimative Entscheidung solle die Behörde aber nicht mit Worten befeuern. Stattdessen hätte das Innenressort von Anfang an Betroffene einbinden müssen: "Wer kennt sich mit Barrierefreiheit besser aus als Menschen mit Behinderung?", sagt der Co-Vorsitzende von Inklusion Nord. Und fordert: Jetzt müsse die Behörde mit ihnen an einer barrierefreien Dokumentenausgabebox arbeiten – die in vielleicht drei oder vier Jahren fertig ist. Bis dahin müssten alle Vegesacker ihre Pässe wieder im Bürger-Service-Center abholen.

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