- Was sieht die Pflegeoffensive vor?
- Warum startet sie in Bremen-Nord?
- An wen richtet sich die Aktion?
- Was lernen die Teilnehmer?
- Wer sind die Partner?
- Wie wird das Projekt finanziert?
- Was sind die Erwartungen?
- Was ist die Perspektive?
Der Fachkräftemangel ist auch in der Pflege eine große Herausforderung. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) geht von einem hohen personellen Mehrbedarf pro Jahr in Bremen aus. Derzeit sind landesweit 447 offene sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen in Pflegeberufen gemeldet; darunter 74 Jobs für Helferinnen und Helfer. Im Bereich der Hilfen in der Altenpflege soll nach dem Vorbild der Tagespflegepersonen eine Offensive gestartet werden – und zwar zunächst in Bremen-Nord.
Was sieht die Pflegeoffensive vor?
Die Initiative soll bis zu 100 Menschen eine Einstiegsmöglichkeit ins Berufsleben eröffnen und gleichzeitig einen Beitrag leisten, dem bestehenden Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen. "Es geht darum, brachliegende Qualifikationen zu aktivieren und den Teilnehmern eine Perspektive auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu eröffnen", sagt Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard. In vierwöchigen Kursen sollen die Grundzüge für unterstützende Tätigkeiten in der Pflege vermittelt werden. Dabei geht es um hauswirtschaftlich Leistungen, wie Essen vorbereiten, Reinigungstätigkeiten, Material auffüllen und einkaufen, aber auch um Gespräche mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Diese auf den Wegen im Haus zu begleiten, kann auch eine Tätigkeit für Hilfskräfte sein. Zudem können sie den Fachkräften in der Pflege assistieren und Menschen mit niedrigem Pflegegrad bei der Körperpflege helfen. Der Kurs soll als Orientierung dienen und erste Kontaktaufnahmemöglichkeit zwischen potenziellen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sein.
Warum startet sie in Bremen-Nord?
"Die hohe Arbeitslosenquote in Bremen-Nord fällt ins Auge", sagt Bernhard. Über die Pflegeoffensive soll nun versucht werden, Menschen wohnortnah in Beschäftigung zu bekommen. Dazu ist mit vor Ort tätigen Einrichtungen wie dem Arbeit- und Lernzentrum (ALZ) zusammengearbeitet worden. "Das ALZ hat über deren Anlaufstelle Dünenweg gute Kontakte in die Grohner Düne. Das haben wir genutzt", sagt Bernhard. Potenzielle Interessenten seien auf die Infoveranstaltungen hingewiesen worden. Dort sei die Resonanz auf das Projekt gut gewesen. 20 Menschen werden nun zum Orientierungskurs erwartet.
An wen richtet sich die Aktion?
In erster Linie sollen Frauen angesprochen werden. Deshalb ist die Kinderbetreuung ein wesentlicher Aspekt des Konzeptes. "Wir bekommen die Frauen nur, wenn die Betreuung der Kinder gewährleistet ist", sagt Bernhard. Daher werde im Bedarfsfall eine überbrückende Kinderbetreuung während der Orientierungsmaßnahme ermöglicht. Spezielle Voraussetzungen müssen Interessierte für die Teilnahme nicht mitbringen. Und auch bezüglich des Sprachniveaus liegt die Hürde niedrig: A2 ist ausreichend.
Was lernen die Teilnehmer?
In den vier Wochen des Orientierungskurses geht es zunächst um grundlegende Dinge wie das Berufsbild und richtiges Auftreten. Auch Hygiene spielt eine wichtige Rolle in der ersten Unterrichtswoche. Die Teilnehmerinnen lernen unter anderem, wie eine korrekte Händedesinfektion durchgeführt wird. Der Lehrplan sieht zudem Praxistage in der Küche, Hauswirtschaft und Pflege vor. Thematisiert werden auch interkulturelle Herausforderungen, ethische Fragestellungen sowie Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Später kommen pflegespezifische Inhalte, Kommunikation in der Pflege und Ernährung dazu. Auch Grundsätze des rückenschonenden Arbeitens werden vermittelt. Zudem sind Hospitationen bei unterschiedlichen Arbeitgebern Teil des Lehrplanes. "Im Idealfall können sich dabei schon erste Kontakte verfestigen", drückt Bernhardt ihre Hoffnung aus. Das wird durch den Lehrplan gefördert. Es gibt zur Hälfte und zum Abschluss Beurteilungsrunden. Die zweite Runde wird durch ein Job-Speed-Dating und Bewerbungsgespräche ergänzt. Der erste Kursus startet am 21. Oktober in Bremen-Nord und findet bei der Caritas in Marßel statt.
Wer sind die Partner?
Die Pflegeoffensive wird von vielen Partnern getragen und umgesetzt. Aus der freigemeinnützigen und privaten Pflegebranche sind die Diakonie, Friedehorst, die Heimstiftung, die Paritätischen Pflegedienste, die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die Caritas, die Specht Gruppe, die Eggestorf-Stiftung und New Care an Bord. Ebenfalls dabei sind der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste sowie die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Bremen. Das Paritätische Bildungswerk Bremen ist mit der Durchführung beauftragt worden.
Wie wird das Projekt finanziert?
Die Pflegeoffensive ist eine Säule des Programms "Wege in Beschäftigung", das über den Europäischen Sozialfond (ESF) und das Arbeitsressort finanziert wird. Für "Wege in Beschäftigung", aus denen auch die Programme "Pro Kita II" und "Schulbegleitungen in Bremen-Nord" finanziert werden, stehen knapp sechs Millionen Euro zur Verfügung. Ende 2025 läuft diese Finanzierung aus. Die beteiligten Arbeitgeber entsenden die Referenten zu den Orientierungskursen.
Was sind die Erwartungen?
Die Pflegeoffensive soll Interessierten eine Orientierung geben und idealerweise einen Übergang in eine Pflegetätigkeit ermöglichen. "Wenn wir 30 bis 50 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung überführen könnten, wäre das sensationell", sagt Bernhard. Die Hoffnung ist auch, dass sich mancher nach dem Einstieg in die Pflege bei seinem Arbeitgeber weiterqualifiziert und höhere Abschlüsse erlangt.
Was ist die Perspektive?
Nach der ersten Runde im Bremer Norden wird Anfang 2025 im Bremer Osten, eine zweite Runde starten. Auch dort sollen zunächst 20 Personen unterrichtet werden. Danach soll das ganze Projekt evaluiert und gegebenenfalls nachjustiert werden.