Bisher galt: an die Schranke heranfahren, beim Sicherheitspersonal anmelden, Wagen abstellen. Jetzt gilt zusätzlich: bitte zahlen. Die Immobilienagentur der Lürssen-Werft hat den Parkplatz bei der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge zum kostenpflichtigen Parkplatz gemacht – auch für alle Beschäftigten der Landes- und Bundeseinrichtung. Seit Ende vergangener Woche ist das 5300 Quadratmeter große Gelände an der Lindenstraße eingezäunt. Dabei hat das Tochterunternehmen des Schiffbaukonzerns mit ihm eigentlich etwas anderes vor.
Dass jetzt eine allgemeine Gebührenpflicht für die Fläche in Fähr-Lobbendorf erlassen wurde, nennt Oliver Grün eine Angleichung. Nach Angaben des Lürssen-Sprechers gehörten Teile des Grundstücks schon länger zu einem Bezahl-Parkplatz. Jetzt, sagt er, ist er das komplett. Ihm zufolge sind die Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge darüber vor einiger Zeit informiert worden, dass die Kostenpflicht fürs Parken ausgeweitet wird. Ihre Büros sind im kleineren Teil des Komplexes, der mal die Zentrale der Vulkan-Werft-Verwaltung war und später Bremens Hauptadresse für Flüchtlinge wurde, die Bereiche der Erstaufnahmestelle des Landes inklusive Wohntrakte im größeren.
Ein gesonderter Parkplatz für die Beschäftigten des Bundesamtes war gleich mit angelegt worden, als der Betonbau zur Großbaustelle wurde. Die Stellfläche für sie ist anders als die für die übrigen Mitarbeiter des Hauses. Sie liegt dichter am Gebäude und hat von Anfang an, was nun der gesamte Parkplatz neben der Anlaufstelle bekam: einen Zaun. Dass die Amtsmitarbeiter bereits vor sieben Jahren einen hatten, als Bremens größtes Flüchtlingsprojekt eröffnet wurde, hat mit Sicherheitsaspekten zu tun, die für Beschäftigte des Bundes strenger sind als beispielsweise fürs Personal des Landes. Die jetzigen Gitter begründet Lürssen-Sprecher Grün mit der Verkehrssicherungspflicht.
In dem mehrgeschossigen Gebäude, das von oben wie ein Y aussieht, arbeiten Beschäftigte von mehreren Behörden und Einrichtungen. Das Sozialressort hat dort ebenso Personal wie das Gesundheitsamt und die Arbeiterwohlfahrt, die den Wohnbereich und die Notaufnahme für Flüchtlinge betreut. Hinzu kommen Reinigungs-, Kantinen- und eben Sicherheitskräfte. Bernd Schneider kann nicht genau sagen, wie viele Frauen und Männer in der Vegesacker Einrichtung arbeiten. Der Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) schätzt aber, dass allein das Team der Arbeiterwohlfahrt, die den Unterkunftsbereich managt, auf eine mittlere zweistellige Zahl an Mitarbeitern kommt.
Und Unternehmenssprecher Grün auf 60 Euro, die ab sofort ein Stellplatz im Monat kostet. Zumindest solange der Platz noch Parkplatz ist – und nicht wird, was Vertreter des Immobilienunternehmens der Lürssen-Werft schon vor Jahren angekündigt haben: erst Baustelle, dann Einkaufsfläche. Grün sagt, dass auf dem Gelände nach wie vor ein Supermarkt gebaut werden soll. Und dass der kostenpflichtige Parkplatz quasi bloß ein Zwischenschritt hin zum endgültigen Ziel ist. Wie lange es noch dauert, bis Fähr-Lobbendorf einen Nahversorger bekommt, den andere Ortsteile längst haben, muss der Werft-Sprecher nach eigenem Bekunden im Moment noch offenlassen.
Vor einem Jahr klang es so, als läge ein Termin für den Baustart nicht mehr in ferner Zukunft. Ein Datum nannten die Immobilienexperten von Lürssen und die Planer der Baubehörde zwar auch damals nicht, dafür allerdings andere Details. Zum Beispiel, dass die Projektentwickler bisher mit verschiedenen Unternehmen wie Rewe und Edeka gesprochen haben und inzwischen ausschließlich mit der Bünting-Gruppe verhandeln. Das Handelsunternehmen mit Sitz in Leer hat mehrere Vertriebsgesellschaften im Nordwesten Deutschlands. Der Supermarkt an der Lindenstraße, hieß es 2022, soll ein Famila-Markt werden. Und dass es bei den Gesprächen nur noch um Einzelheiten geht.
Das Große und Ganze hatten das Tochterunternehmen der Werft und das Nordbremer Bauamt inzwischen vorher geklärt. Und das Problem gelöst, das das Supermarkt-Projekt lange behindert hat: die unterschiedlichen Ansichten, wie groß es werden sollte. Alle Handelsketten, mit denen Lürssen sprach, wollten eine Verkaufsfläche von 1400 Quadratmetern. Und die soll es nun auch geben. Bauamtsleiter René Kotte unterteilte im Vorjahr die Zahl in 1200 Quadratmeter für Lebensmittel und 200 Quadratmeter für Getränke. Außerdem sprach er von einem Backshop – und Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) von einer guten Nachricht. Seit 2010 wird mittlerweile über den Einkaufsmarkt diskutiert.