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Schiffs-Pendler auf der Weser Fähre für Bremen-Nord weiter im Gespräch

Marode Autobahn, marode Brücken - damit Bremen-Nord nicht bald abgeschnitten ist, pochen Vertreter der Linkspartei auf eine eigene Fährverbindung für Berufspendler. Wie der Plan gelingen könnte...
11.07.2023, 12:38 Uhr
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Fähre für Bremen-Nord weiter im Gespräch
Von Patricia Brandt
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Mitglieder der Linkspartei wollen möglichst viele Nordbremer Akteure ins Boot holen, um zügig eine neue Fährverbindung Bremen-Nord – Zentrum für Berufspendler hinzubekommen. Am liebsten ab dem früheren Schulschiff-Anleger. Wie das klappen könnte und an welcher Lösung die Wirtschaftsbehörde unterdessen arbeitet…

Wozu braucht es eine Fähre in die Stadt?

„Wir sind eine 100.000-Einwohner-Stadt, aber es gibt nur zwei dünne Verkehrsachsen in Bremen-Nord: Eine führt über eine marode Autobahn, die andere, die der S-Bahn, über ebenfalls marode Brücken. Es bleibt also nur die Wasserstraße über“, sagt Karl Brönnle, Nordbremer Ortsverbandssprecher der Partei Die Linke.

Zugleich zeigt eine Machbarkeitsstudie des Wirtschaftsressorts auf, dass es mehr als 45 Millionen Euro kosten würde, alle zehn Minuten eine umweltfreundliche Schnellfähre zum ÖPNV-Tarif zwischen Farge und Innenstadt fahren zu lassen.

Weil diese große Lösung mit 27 Schiffen „unrealistisch“ sei, wie Karl Brönnle urteilt, haben der Burglesumer Beiratspolitiker der Linksfraktion, Rainer Tegtmeier, und der Diplom-Ingenieur Martin Richter eine Nordvariante ins Gespräch gebracht: Hier würden zwei bis vier kleine Schnellfähren Berufspendler vom bisherigen Schulschiff-Anleger oder der Signalstation in Vegesack bis zum Stephani-Bollwerk in Bremen-Mitte im 15-Minuten-Takt bringen. Jeweilige Dauer der Fahrtzeit: 25 Minuten.

Was bringt diese Anbindung fürs Klima?

594 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr könnte Bremen pro Jahr einsparen, wenn 1000 Pendler einen dieselgetriebenen Katamaran zwischen Vegesack und Zentrum nutzten, statt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Das hat Diplom-Ingenieur Martin Richter aus Bremen-Nord ausgerechnet.

Sein Fokus liegt auf dem Berufsverkehr, das heißt, die Fähren wären an fünf Wochentagen von 6 bis 10 Uhr und von 15 bis 19 Uhr im Einsatz. Martin Richter geht es bei seinem privaten Engagement pro Fährlösung vor allem ums Umdenken: „Abgesehen vom Flugzeug ist der Pkw-Verkehr die ineffizienteste Transportweise sowohl hinsichtlich des C02-Ausstoßes als auch beim Flächenbedarf und der Kosten für Straßen und Infrastruktur.“ 

Was plant die Wirtschaftsbehörde?

Bekanntlich will Bremen seinen ÖPNV teilweise aufs Wasser verlagern – mittels E-Fähren. Die Wirtschaftsbehörde hat inzwischen eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Ressorts Wirtschaft und Verkehr sowie der Wirtschaftsförderung Bremen, den jeweiligen Ortsamtsleitern und Beiratssprechern der Stadtteile des Bremer Nordens gebildet und eine ergänzende Untersuchung zu den Fährverbindungen in Auftrag gegeben. „Erste Erkenntnisse werden der Arbeitsgruppe voraussichtlich im dritten Quartal 2023 vorgestellt“, berichtet Kristin Viezens, Sprecherin Wirtschaftsbehörde.

In die neue Untersuchung soll eine Nachberechnung der ermittelten Fahrgastpotenziale des Fährverkehrs auf der Weser einfließen.   

Wie viel kostet eine Nord-Fähre?

Kapitän Rainer Tegtmeier hat bereits einige Katamarane im Internet in den Blick genommen, die zum Teil für 200.000 Euro zu kaufen wären. Bei einer Fünf-Tage-Woche geht er von Betriebskosten für eine Fähre in Höhe von 623.800 Euro pro Jahr aus. Dazu kämen Reederei- und Personalkosten in Höhe von jährlich rund 370.000 Euro.

Die Einnahmen beliefen sich demnach bei 20 Fahrten am Tag auf 684.000 Euro, wenn das Ticket 2,85 Euro kostet. Dabei setzt der Kapitän im Ruhestand eine Auslastung von 71 Prozent voraus. 

Wie groß sind die Chancen auf Umsetzung?

Wegen Bremens knapper Kassen sagt der Bremen-Nord-Beauftragte Martin Prange (SPD) klar: „Es wird in Bremen-Nord keinen volkseigenen Betrieb Weserfähre geben.“

Der Leiter der Staatsabteilung der Senatskanzlei nennt jedoch drei Bedingungen, unter denen es möglich wäre, eine Nordbremer Fährverbindung einzurichten: Erstens bedürfe es einen privaten Betreiber, zweitens müsste die Schnellfähre politisch im Bremer Norden gewollt sein und drittens müsste das Projekt die Verkehrswende voranbringen und im Sinne des Klimaschutzes förderfähig sein.     

Was sagen die Parteien?

Die Nordbremer CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Bettina Hornhues spricht sich für eine Nordbremer Fähre aus: „Wir Bremen-Norder sind auf alternative Wege in die Stadt angewiesen. Viel zu häufig bricht der Verkehr aus oder in Richtung Norden zusammen. Seien es Baustellen oder Unfälle, Bremen-Nord ist dabei leider immer im Nachteil.“

Deshalb unterstütze die CDU das Vorgehen des Regionalausschusses, in dem ein geeintes Verfahren mit einer Untersuchung für eine Variante, in dem Bremen-Nord direkt angebunden werden soll: „Wir erwarten zeitnah aus der Verwaltung Ergebnisse, um dann möglichst schnell das Angebot zu schaffen.“

Etwas verhaltener äußert sich die Nordbremer SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ute Reimers-Bruns: „Wenn das Wirtschaftsressort ein entsprechendes Konzept geprüft hat und zu der Ansicht kommt, dass sich das rechnet beziehungsweise im Rahmen der zur Verfügung stehenden Finanzmittel realisiert werden kann, findet das meine Unterstützung.“

Ralph Saxe, Bürgerschaftsabgeordneter der Bündnisgrünen, findet es zwar sinnvoll, den Fluss als Transportweg zu nutzen, aber: "Ein nicht umweltfreundliches Verkehrsmittel fällt für mich aus der Zeit." Eine Chance für das Projekt auf EU-Förderung, gäbe es nur, wenn es klimaneutral ist. Ralph Saxe glaubt nicht, dass sich eine Nord-Fähre privatwirtschaftlich betreiben lässt. 

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Zur Sache

Wer sich für eine Nordbremer Fähr-Lösung interessiert, kann sich bei Rainer Tegtmeier unter der E-Mail-Adresse nordbremer.lloyd@gmx.de melden.

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