Der Andrang war groß, als sich vor 25 Jahren in Bremen-Nord der Chor Ton-Art gründete. 70 sangesfreudige Menschen seien zum ersten Treffen gekommen, erzählt Andrzej Potapczuk, der seit Beginn der Chorleiter ist. Bei der ersten Probe waren es allerdings 16 Interessierte weniger. Aber mit 54 Sängerinnen und Sängern einen Chor aus der Taufe zu heben, ist dennoch beachtlich.
Es mag am Repertoire gelegen haben, erinnert sich auch Birte Eller, die seit der Chorgründung bei Ton-Art mitsingt. Es gab damals gerade eine Gospel-Welle, blickt der Chorleiter zurück. Auf die sprang auch der neue Chor auf. Und riss manch einen mit. Die Gospels, die Ton-Art sang, wirkten wie ein Lockmittel. "Es ist uns aber ganz schnell die Lust daran vergangen", berichtet Andrzej Potapczuk auch. Zwei Jahre nach der Gründung im Februar 1999 gab es im Chor einen inhaltlichen Schnitt. "Der Chor sollte alles singen können." Meistens sind es A-Cappella-Programme.
Sakrale und weltliche Musik
Im Repertoire hat Ton-Art inzwischen sowohl sakrale als auch weltliche Musik. Die Spannbreite reicht von Barock bis hin zu zeitgenössischen Klängen. Die Chorstärke hat sich auf 25 Sängerinnen und Sänger eingependelt – neun Frauen singen im Sopran, acht Frauen in der Altstimme, es gibt drei Tenöre und fünf Bässe. Der Chor sei aber offen für neue Sängerinnen und Sänger, sagt Merle Helfmeier, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Wer bei Ton-Art mitsingen möchte und Chorerfahrung hat, könne donnerstags von 20 bis 22 Uhr bei der Probe im Gemeindesaal der katholischen Kirche Heilige Familie in Grohn, Grohner Markt 7, vorbeischauen. In den Ferien probt der Chor nicht.
Wenn die Schulzeit wieder beginnt und somit auch die Probenzeit, kann der Chor sich auch auf das Jubiläumskonzert vorbereiten, das Ton-Art am Sonntag, 24. November, in der katholischen Kirche Heilige Familie in Grohn geben wird. Es beginnt um 16 Uhr und bietet einen musikalischen Querschnitt durch die Chorgeschichte, kündigt der Chorleiter an. Und im kommenden Jahr wiederholt der Chor am Sonntag, 26. Januar, noch einmal ein Konzert aus dem April dieses Jahres. Bei dem Auftritt in der katholischen Kirche Heilige Familie in Osterholz-Scharmbeck erklingt dann mit der Messa a 4 voci e orchestra ein Jugendwerk des Opernkomponisten Giacomo Puccini, das als Version für Kammerorchester erschienen sei. Somit könnten auch kleinere Vokalensembles wie der Grohner Chor das Werk umsetzen, erklärt der Chorleiter. Ebenfalls zu hören: die Komposition Cantique de Jean Racine von Gabriel Fauré. Der Chor freue sich sehr, dass er dieses Konzert noch einmal geben kann. "Wir haben es einem Sponsor zu verdanken", sagt Andrzej Potapczuk.
Auftritt im Bunker Valentin
Zu den zahlreichen Konzerten, die Ton-Art gegeben hat, gehört auch ein Auftritt im Bunker Valentin zum 55. Jahrestag der Befreiung von der Naziherrschaft. Zusammen mit dem Jugendsinfonieorchester hatte der Chor dort die Kantate Pour la vie aufgeführt. Auf dem Programm hatte Ton-Art ebenso die Misa Criolla von Ariel Ramirez. Hinzu kommen gemeinsame Auftritte mit dem Stettiner Ärztechor, zu dem eine freundschaftliche Verbindung besteht. "Mindestens viermal sind sie zu Konzerten in Bremen angereist, mindestens viermal waren wir in Polen." Alle zwei bis drei Jahre veranstaltet der frei arbeitende Chor zudem ein großes Konzert mit Orchester.
Neben den wöchentlichen Proben verbringt Ton-Art einmal im Jahr ein Probenwochenende in Vechta. Hinzu kommen mehrere Wochenendproben. "Mir ist es wichtig, dass dieser Chor sich weiterentwickelt, dass jeder Sänger und jede Sängerin an den eigenen künstlerischen Fähigkeiten arbeitet", sagt der Chorleiter, der sein Musikstudium an der Musikhochschule Warschau absolvierte und seit Langem in Bremen als Chorleiter, Organist und Musiker wirkt.
Bei den Proben achte Andrzej Potapczuk sehr auf die Nuancen, berichten die beiden Sängerinnen. Ihm sei es wichtig, dass der Chor feinsinnig an den Musikstücken arbeite und daran, sich beim Singen gegenseitig zu hören. "Es öffnet sich bei den Proben immer wieder eine neue Tür", schätzt Merle Helfmeier den Ansatz, die eigene Stimme wie ein Instrument zu üben. Sie und Birte Eller heben ebenso die angenehme und nette Atmosphäre im Chor hervor. Dazu trage auch bei, dass jeder Geburtstag nach der Probe gefeiert wird. Und einmal im Jahr schwingen sich die Chormitglieder aufs Rad und unternehmen zusammen einen Ausflug. Gut möglich, dass dabei auch das eine oder andere Lied erklingt.