Eigentlich war die Grobplanung für das Steingut-Quartier schon abgeschlossen. Doch nachdem bekannt wurde, dass das Bremer Traditionsunternehmen Gestra von Findorff nach Grohn umziehen wird, musste das Konzept noch einmal überarbeitet werden. Dadurch teilt sich das Quartier nun in zwei Bereiche auf.
Nach den Worten von Nicole Braun werden die Ideen für den östlichen Teil so wie bisher weiterverfolgt. "Im westlichen Bereich schaffen wir jetzt zusätzliche Gewerbeflächen, mit denen wir die Verlagerung des Unternehmens ermöglichen", sagte die zuständige Planerin vom Bremer Büro BPW Stadtplanung am Montagabend im Vegesacker Beirat. Die Gestra wolle allerdings nicht nur die Produktion nach Grohn verlagern, sondern auch die Verwaltung. "Darüber hinaus realisiert das Unternehmen einen Campus mit einer Akademie sowie einer Einrichtung für Forschung und Entwicklung im Steingut-Quartier", berichtete sie. "Die Gestra entwickelt sich also weiter und trägt damit auch zur Belebung des neuen Viertels bei."
Laut Investor Thorsten Nagel werden die Produktionsflächen eingeschossig sein und auf eine Höhe von zehn bis zwölf Metern kommen. "Das ist davon abhängig, wie viele Aufbauten zum Beispiel für Fotovoltaik-Technik notwendig sein werden", erklärte er. Unabhängig davon werde es einige Hochpunkte geben. Dazu zähle etwa das Mobilitätshaus, das mehr als ein Parkhaus sei. Auch das Verwaltungsgebäude werde höher. Denkbar seien zwischen fünf und sieben Geschossen. Insgesamt sei das Ziel der Gestra, das Werk CO2-Neutral zu bauen, so der Investor.
Im Osten des Quartiers sollen neben weiterem Gewerbe auch Wohnungen entstehen. "Im Moment gehen wir davon aus, dass 680 Arbeitsplätze geschaffen werden, rund 400 davon entfallen auf die Gestra", sagte Stefanie Rohbeck vom Bauamt Bremen-Nord. "Darüber hinaus planen wir mit 240 Wohneinheiten." Angedacht seien 106 Wohnungen für Studierende sowie 140 für alle anderen.
Aufgrund der Nähe zu dem geplanten Wohngebiet seien für die Gewerbeflächen verschiedene Nutzungen ausgeschlossen worden. Dazu zählen Braun zufolge Tankstellen, Bordelle und Vergnügungsstätten. Darüber hinaus dürften sich keine Einzelhandelsbetriebe mit zentrenrelevanten Sortimenten niederlassen. "Grundlage dafür ist das Zentren- und Nahversorgungskonzept", sagte sie. "Damit soll der zentrale Versorgungsbereich im Stadtteil geschützt werden." Lebensmittelgeschäfte mit einer Fläche von bis zu 400 Quadratmetern sowie Fachgeschäfte mit einer Maximalfläche von 200 Quadratmetern könnten dagegen schon in das Viertel ziehen.
Außerdem sieht die Planung mehr Grün auf dem Areal vor. Insbesondere durch die ehemaligen Produktionshallen der Norddeutschen Steingut AG sei das Gelände weitgehend versiegelt. Lediglich eine Hangkante im Süden sei aktuell nicht bebaut. "Dort gibt es Gehölze, die nach dem bremischen Waldgesetz zu großen Teilen als Wald klassifiziert werden", so Braun. Für das Steingut-Quartier sei ein "Freiraumangebot mit robuster Begrünung" vorgesehen, so die Ingenieurin.
Kindergärten und Schule geplant
Ebenfalls geplant sind zwei Kindergärten sowie eine Schule. Ob die tatsächlich kommt, steht derzeit aber noch nicht fest. "Die Fläche ist zunächst einmal für zwei Jahre reserviert", informierte Stefanie Rohbeck. Sollte sich die Stadt innerhalb dieser Frist nicht dazu entschließen, eine Bildungsstätte auf dem Areal zu errichten, könnte dort auch etwas anderes entstehen.
Gleiches gilt für die Kindergärten. Thorsten Nagel betonte allerdings, dass die Einrichtungen nicht nur für Familien aus dem Steingut-Quartier gedacht sind, sondern auch darüber hinaus. "Wir haben im direkten Umfeld eine Einrichtung, die nicht mehr in einem sonderlich guten Zustand ist", ergänzte Rohbeck. Darüber hinaus suche die Kita, die sich derzeit noch auf dem Campus der Construct or University befindet, ein neues Domizil.
Sowohl Beiratsmitglieder als auch Anwohner machten sich dafür stark, dass das Quartier über eine Unterführung an die Straßen auf der anderen Seite des Bahndamms angebunden wird. "In der Planung ist eine Fuß- und Radwegunterführung vorgesehen", sagte Rohbeck. Deshalb sei auch eine entsprechende Fläche für den Tunnel freigehalten worden. Zudem habe es eine Machbarkeitsstudie gegeben. "Im Laufe des Planungsrechtes haben wir aber festgestellt, dass eine Bahntrasse untertunnelt werden muss", so die Bauamtsmitarbeiterin. "Deshalb brauchen wir ein Fachplanungsrecht." Aus diesem Grund könne die Unterführung nicht mit dem Instrument der Bauleitplanung realisiert werden. "Nichtsdestotrotz werden wir mit den Vorhabenträgern eine Kostenteilung vereinbaren", so Rohbeck. Schließlich hätten beide Seiten ein Interesse daran, dass die Unterführung kommt.
Noch bis Ende dieser Woche haben verschiedene Behörden die Möglichkeit, sich zu dem Vorhaben zu äußern. "Wir sind jetzt dabei, Einwendungen, die durchaus zahlreich kamen, zu sortieren und zu listen", so Rohbeck. Im Anschluss daran würde der städtebauliche Vertrag sowie der Satzungsbeschluss vorbereitet. Den solle es dann im Sommer geben.

Eine erste Visualisierung zeigt, wie das Steingut-Quartier einmal aussehen könnte.