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Gesundheitssenatorin im Interview Impfzentrum in Bremen-Nord: „Geld spielt in diesem Fall keine Rolle“

Um ein Impfzentrum in Bremen-Nord hat es viele Diskussionen gegeben. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard betont, dass ein solches immer vorgesehen war.
27.01.2021, 07:00 Uhr
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Impfzentrum in Bremen-Nord: „Geld spielt in diesem Fall keine Rolle“
Von Björn Josten
Frau Bernhard, Bremen-Nord soll ein eigenes Impfzentrum bekommen. Darüber hat es zuletzt unterschiedliche Ansichten gegeben. Können Sie sich das erklären?

Claudia Bernhard: Mich wundert es, dass das überhaupt für Aufregung gesorgt hat. Ich habe überall gesagt, dass es eine – wenn auch kleinere – Niederlassung in Bremen-Nord geben wird und dass wir das auch planen. Ich hatte in den Beirätetreffen bereits davon gesprochen und das auch in der vergangenen Woche in einer Schalte mit den Beiräten nochmals erwähnt. Es war nie so, dass wir nicht an Nord gedacht hätten.

Warum kommt die Information erst jetzt an die Öffentlichkeit?

Die Impflieferungen werden ständig revidiert oder reduziert, somit müssen wir die Planung der Abläufe ständig anpassen. Das ist sehr misslich und auch eine echte Belastung. Ganz unabhängig davon haben wir aber überlegt, dass es eine Anlaufstelle in Nord geben soll und haben dafür verschiedene Örtlichkeiten schon in Betracht gezogen.

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Welche sind das?

Neben der Strandlust prüfen wir etwa das Bürgerzentrum oder die Markthalle. In der Strandlust war bereits ein Testzentrum untergebracht. Deswegen hat sich der Standort als Option angeboten. Das ist aber noch nicht entschieden. Wir schauen, wo es am besten geht. Wir müssen gewährleisten, dass die Hygienegegebenheit eingehalten werden können. Die sind deutlich schärfer als bei einem Testzentrum.

Können Sie das präzisieren?

Es muss beispielsweise Aufenthaltsmöglichkeiten geben, damit sich die Menschen ausruhen können. Es muss zudem gewährleistet sein, dass die Impfampullen aufbereitet und gelagert werden können. Dafür gibt es ganz massive Hygienevorschriften. Das definiert einen zusätzlichen Platzbedarf. Das ist derzeit in Prüfung. Wir lassen unsere Erfahrungen aus Bremen natürlich einfließen.

Warum ist die Entscheidung auf Vegesack gefallen?

Wir gehen davon aus, dass ein Impfzentrum relativ zentral gelegen sein sollte. Die Menschen müssen es mit dem ÖPNV oder auch anderweitig gut erreichen können; auch wenn es Fahrdienste für die ältere Bevölkerung gibt.

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Wann kann das Impfzentrum Nord den Betrieb aufnehmen?

Der Aufbau geht relativ schnell. Das ist in ein bis zwei Tagen erledigt. Der Termin hängt davon ab, wie viele Impfdosen wir zur Verfügung haben. Bisher haben wir außer zu Biontech und Moderna keine Lieferzusagen über den Februar hinaus. Und auch diese Angaben sind bereits wieder eingeschränkt worden. Das ist sehr bedauerlich und insofern wird das nicht vor März/April der Fall sein. Wenn wir wissen, dass der Nachschub gesicherter ist, könnten wir auch früher starten, beispielsweise in der zweiten Februarhälfte. Diesbezüglich sind wir abhängig von den Lieferungen. Wir sind daran interessiert, so schnell wie möglich zu starten.

Mit welchen Budget kalkulieren Sie?

Das hängt von verschiedenen Dingen ab. Das eine ist das Personal, das andere sind die Impfdosen und das Impfbesteck. Das kann ich zurzeit noch nicht benennen. Geld spielt in diesem Fall auch keine Rolle. Wir werden das zusätzliche Impfzentrum auf alle Fälle einrichten. Zum Hintergrund: Wir bekommen ein Impfzentrum für das Land Bremen vom Bund zur Hälfte finanziert. Das Zentrum in Bremen Nord wird komplett aus dem Landesbudget bezahlt.

Wie viele Mitarbeiter sind für das Impfzentrum eingeplant?

Benötigt wird eine ärztliche Leitung sowie Personal für Dokumentation, Sicherheit und Unterstützung. Wir gehen von einer Impfstraße aus, maximal von zweien. Daher würde ich davon ausgehen, dass wir dafür zehn bis 15 Personen benötigen werden. Je nach Auslastung müssten wir das Personal dann nach oben anpassen. Da sehe ich aber überhaupt kein Problem. Wir haben so viele Freiwillige, die sich gemeldet haben, das ist total klasse.

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Auf welche Kapazität wird das Impfzentrum Nord ausgelegt sein?

Wir werden mit 150 Impfungen am Tag starten. Das können wir problemlos auf 600 am Tag anpassen. Das hängt natürlich von der Verfügbarkeit des Impfstoffes ab. Danach richten wir die Terminvergabe aus, damit sich keine Schlangen bilden. Grundsätzlich wäre die Kapazität noch weiter ausbaufähig. Danach richten wir auch die Raumsuche aus, damit wir die Kapazität wirklich anpassen können.

Wer wird im Impfzentrum Bremen-Nord geimpft?

Grundsätzlich perspektivisch alle, die mobil sind. Das können wir über die Terminzuweisung nach telefonischer Beratung je nach Anfahrtsweg zuweisen.

Sind mit dem zusätzlichen Standort die Taxigutscheine für die Fahrt zur Messe nun hinfällig?

Nein, die gibt es unabhängig davon. Wenn man beispielsweise in Farge wohnt, kommt man ja auch nicht mal soeben nach Vegesack. Die Gutscheine werden wir allen Personen ab 80 zur Verfügung stellen. Das ist völlig unabhängig vom Impfzentrum Nord.

Das Interview führte Björn Josten.

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Zur Person

Zur Person

Claudia Bernhard ist seit 2019 Gesundheitssenatorin. Die Politikerin der Linken wurde 1961 in Gütersloh geboren und ist in Bayern aufgewachsen. Sie wohnt seit 1991 in Bremen.

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