Jolina Wolf und Koray Köroglu haben einiges gemeinsam: Beide besuchen das Gymnasium Vegesack, interessieren sich für Naturwissenschaften und gehören dem Jugendbeirat im Stadtteil an. Und seit gut zwei Wochen vertreten sie das Gremium auch gemeinsam nach außen. Als gleichberechtigte Jugendbeiratssprecher.
Dass in Vegesack ein Jugendbeirat gegründet werden soll, erfuhr Jolina Wolf bei einer Informationsveranstaltung in ihrer Schule. Bei der Gelegenheit nahm sie auch zwei Flyer mit. "Weil ich weiß, dass Koray großes Interesse daran hat, sich zu engagieren, habe ich ihm einen Flyer mitgebracht", erzählt sie. Mit dieser Einschätzung lag sie genau richtig. Denn eigentlich wollte ihr Klassenkamerad schon dem Jugendforum, dem Vorläufer des Jugendbeirates, beitreten. "Doch daraus wurde pandemiebedingt nichts", sagt er. "Nachdem Jolina mir dann vom Jugendbeirat berichtet hat, habe ich mich dafür angemeldet."
Auch wenn er erst seit drei Jahren im Stadtteil wohnt, ist es ihm wichtig, Teil des Gremiums zu sein. "Mir ist aufgefallen, dass es in Vegesack nicht so viele Veranstaltungen und Aktivitäten für Jugendliche gibt wie in anderen Stadtteilen", so Köroglu. "Deshalb möchte ich mich dafür einsetzen, dass Jugendliche nicht extra in die Innenstadt oder in andere Stadtteile fahren müssen, um etwas zu erleben."
Für Jolina Wolf ist dagegen ein anderes Thema wichtig: Mitbestimmung. "Häufig ist es so, dass politische Entscheidungen von Erwachsenen getroffen werden", sagt sie. "Als Mitglied des Jugendbeirates kann ich mich selbst einbringen und zeitgleich andere Jugendliche repräsentieren und ihnen eine Stimme geben." Doch diese Möglichkeit war nicht der einzige Anreiz für Wolf, sich dem Gremium anzuschließen. "Der Gedanke, damit ein weiteres Ehrenamt auszuüben, ist für mich ansprechend", sagt sie. Schließlich engagiert sie sich bereits seit einiger Zeit in einer Einrichtung der Bremer Heimstiftung.
Doch bevor sie richtig mit der inhaltlichen Arbeit starten will, hat sie ein anderes Ziel vor Augen. "Da wir uns in den Anfängen befinden, hat der Jugendbeirat aktuell noch einen relativ niedrigen Bekanntheitsgrad", so Wolf. "Deshalb steht für mich an erster Stelle, dass die Jugendlichen im Stadtteil den Jugendbeirat kennenlernen. Nur so können wir die Interessen der anderen Jugendlichen wahrnehmen." Aus diesem Grund spielt die Werbekampagne des Gremiums eine entscheidende Rolle für die Schülerin.
Inhaltliche Ziele hat sie aber trotzdem. "Ich habe bereits Kontakt zu meinen Mitschülern aufgenommen und dabei erfahren, dass für viele das WLAN in der Schule ein Thema ist", schildert sie. "Am Gymnasium Vegesack ist die Verbindung in einigen Räumen relativ schlecht, sodass man nicht richtig mit den Schul-iPads arbeiten kann." Um zu erfahren, wie die Situation an den anderen Schulen im Stadtteil ist, will sie das Thema in einer der nächsten Sitzungen erörtern und es dann in Angriff nehmen.
Als Sprecher des Jugendbeirates nehmen die beiden darüber hinaus aber noch weitere Aufgaben wahr. So vertreten sie das Gremium unter anderem nach außen und bilden das Bindeglied zum Beirat. Jolina Wolf hat sich für dieses Amt vor allem aus zwei Gründen entschieden. "Zum einen habe ich die zeitlichen Kapazitäten, etwas mehr zu tun. Zum anderen wollen wir als Sprecher auch dafür sorgen, dass Absprachen innerhalb des Gremiums gut funktionieren." Daneben geht sie aber auch davon aus, dass diese Funktion Spaß machen wird. "Ich finde es zudem spannend, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren", ergänzt Koray Köroglu.
Neben Schule und Jugendbeirat finden die Sprecher auch Zeit für andere Aktivitäten. "In meiner Freizeit male ich sehr gerne mit Ölfarben und anderen Kunstmedien wie etwa mit Markern", erzählt sie. "Außerdem gehe ich regelmäßig mit meiner Omi joggen. Wir belegen auch einen Yoga-Kurs zusammen und gehen ins Fitnessstudio." Koray Köroglu trifft sich regelmäßig mit seinen Freunden und mag es zu lesen. "Darüber hinaus schwimme ich sehr gern", erzählt er.
Auch wenn beide sich für Politik interessieren, streben sie aber nicht zwingend eine politische Karriere an. "Ich möchte später etwas im naturwissenschaftlichen Bereich machen", erzählt Köroglu. Der Schüler will sich im Fach Biologie spezialisieren und dann entweder in der Pharmaindustrie oder in der Medizinforschung arbeiten. "In die Politik zu gehen, könnte ich mir aber auch vorstellen", sagt er.
Ähnliche Pläne verfolgt auch Jolina Wolf. "Ich bin mir sehr sicher, dass ich nach dem Abitur studieren werde", erzählt sie. "Das wird im naturwissenschaftlichen Bereich sein. Besonders interessieren mich Fächer, die mit Mathematik, Biologie und Chemie zusammenhängen." Auf einen konkreten Studiengang hat sie sich bisher aber noch nicht festgelegt. "Zurzeit kann ich es noch nicht ausschließen, dass ich später einmal in die Politik gehen werde", so Wolf. "Aber es ist auch nicht ein konkretes Ziel von mir."