Von Barock bis Disco – so beschreibt Elvira Krol das diesjährige Programm zur Langen Nacht der Bremer Museen. Am Samstag, den 18. Juni, werden sechs Museen und Galerien in Bremen-Nord ihre Türen bis in den späten Abend hinein geöffnet haben. Unter dem geheimnisvollen und ganz auf die Sinne setzenden Motto "Vom Hören Sehen" bieten sie Veranstaltungen und Aktionen an. Diese sind teilweise verbunden mit dem Programm zum 400. Geburtstag des Vegesacker Hafens und dem Bremer Themenjahr "klangfrisch 2022". Krol ist als Projektleiterin der Wirtschaftsförderung verantwortlich für das Programm in Bremen-Nord.
"Wir hoffen natürlich auf eine laue Sommernacht", sagt sie, auch mit Hinblick auf die Open-Air-Veranstaltungen, die in diesem Jahr geplant sind. Die Idee dazu kam aufgrund der Corona-Lage, die im vergangenen Herbst, als die Planungen begannen, noch deutlich unsicherer ausgesehen hatte. Nun zeigen sich alle Beteiligten froh und erleichtert, dass nach zwei Jahren Pause die Lange Nacht der Museen wieder stattfinden kann.
Etwa im Vegesacker Geschichtenhaus: Dort lädt an dem Abend um 21 Uhr und um 23 Uhr der Nachtwächter zu Führungen ein. Er erzählt Geschichten rund um Jahr 1845. Zudem stellt das Geschichtenhaus Bilder des Bremer Fotografen Hans Brockmöller aus. Dieser fotografierte bekannte Orte im Bremer Norden aus der Vogelperspektive. "Heutzutage machen wir solche Bilder mit Drohnen", sagt Silvia Claus vom Vegesacker Geschichtenhaus. "Das ging damals natürlich nicht. Für solche Bilder ist Brockmöller auch mal auf Kräne geklettert." Um 20.30 Uhr wird ein Ausschnitt aus dem Stummfilm "König Hering" gezeigt, um 24 Uhr schließlich der Film "Hafenmelodie" aus dem Jahr 1963. Die Besucher könnten dann den Abend gemeinsam ausklingen lassen, so Claus.
Disco im Overbeck-Museum
Das Overbeck-Museum wird ab 21 Uhr zur Disco. Eine DJane aus Bremen wird live auflegen und die Ausstellungsräume in einen Club verwandeln. "Wir werden sehen, wie das die Wahrnehmung der Kunst verändert", sagt Museumsleiterin Katja Pourshirazi. Und kündigt schon mal an: "Es darf auch getanzt werden."
Eine weitere ungewöhnliche Kombination ist für 20.30 Uhr am Schloss Schönebeck geplant: Julia Vera Rodatz wird Stummfilme über Vegesack und den Fischfang mit Klavier und Synthesizer-Klängen unterlegen. Außerdem geben historische Bilder Einblicke in die Historie des Vegesacker Hafens. Im Kulturhaus Kränholm erzählt Peter Sinapius, Bildender Künstler und Professor für Intermediale Kunsttherapie an der Medical School Hamburg (MSH), wie sich Bilder und Musik in der Kunst immer weiter angenähert haben.
Humorvoll wird es in der Havengalerie: Die zeigt die Ausstellung "Mein Gott, Alter" des Cartoonisten Mario Lars. Da der Künstler nicht vor Ort sein kann, wird alle 40 Minuten eine Lesung von ihm per Video eingespielt. Die erste Vorstellung startet um 18.10 Uhr.
Um die Fahrt aus Bremen nach Bremen-Nord möglichst kurzweilig zu gestalten, wird auch das eingesetzte Schiffsshuttle kurzerhand zur Kulturbühne: Auf der Fähre, die zwischen Vegesack und dem Martinianleger in der Innenstadt hin und her fahren wird, sind die Lesung von Stephan Cranes "Das offene Boot" geplant sowie Konzerte der Jazz-Musiker Evelyn Gramel und Thomas Brendgens-Mönkemeyer. Das Duo hat das Album "The Last Ship" von Sting neu arrangiert.
Mit Musik wird der Abend schließlich auch abgerundet: Das Pfeyfferey-Ensemble bietet ab 23 Uhr eine musikalische Zeitreise ins 17. Jahrhundert, der Zeit der Hafengründung. Zu den Klängen des Frühbarocks soll der Hafen atmosphärisch illuminiert werden. Krol und Claus deuten an, dass es über den Abend hinweg auch die ein oder andere Überraschung geben wird.