Wenn alles gut läuft, können die Schönebecker ihre alte Holzkirche künftig im Museumsdorf Cloppenburg, direkt neben der Landdiskothek „Zum Sonnenstein“ aus Harpstedt besuchen. Die Stiftung Museumsdorf Cloppenburg möchte die Montagekirche aus den 1960er-Jahren ab- und auf ihrem Gelände wieder aufbauen. Das hat der Stiftungsvorstand nach Angaben von Museumsdirektor Torsten Müller kürzlich entschieden. Ob das Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden kann, hängt allerdings davon ab, ob die Finanzierung gelingt. "Wir haben die Kosten mit 500.000 Euro für Abbau, Transport, Wiederaufbau und die museale Aufarbeitung großzügig angesetzt", sagt Müller, der bereits damit begonnen hat, Spenden zu akquirieren.
"Wir sind nicht ganz am Anfang und haben schon einige Zusagen, aber von einer halben Million Euro sind wir noch weit entfernt. Deshalb freuen wir uns über jede Spende", wirbt der Museumsdirektor um Unterstützung für das Projekt. Im Museumsdorf werden bisher vor allem Häuser aus dem vorindustriellen Zeitalter gezeigt. Mehr als fünfzig Gebäude vom 16. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, darunter Bauernhöfe, Mühlen, ein Herrenhaus, eine Schule und eine alte Dorfkirche aus dem Jahr 1699, stehen auf dem Gelände.
Künftig möchte sich das Museumsteam verstärkt auch der Erforschung und Präsentation regionaler Kulturgeschichte der 1950er- bis 1980er-Jahre widmen. Erstes Projekt in diesem Zusammenhang war die Umsetzung der Landdiskothek „Zum Sonnenstein“. Das Gebäude, in dem sich zunächst eine Tanzgaststätte und später dann die Diskothek befand, wurde an seinem ehemaligen Standort in Harpstedt im Landkreis Oldenburg ab- und im Museumsdorf samt Ausstattung wieder aufgebaut. "Es soll natürlich nicht alleine dort stehenbleiben. Wir sind der Meinung, dass eine Kirche, die in den 60er-Jahren in einem ländlich geprägten Raum stand, gut neben die ehemalige Landgaststätte passt", sagt Müller.
Den Museumsdirektor fasziniert die Geschichte der hölzernen Zeltkirche, die vor 60 Jahren als Notkirche an der Straße Feldberg gebaut wurde. Damals war die Gemeinde St. Magni gerade eigenständig geworden. Zuvor gehörte sie zur Lesumer St.-Martini-Gemeinde. Es gab bereits Planungen für eine neue Kirche, doch bis zu deren Fertigstellung im Jahr 1968 sollte es noch dauern. Also entschloss sich die Gemeinde zum Bau der Notkirche – auch, weil die Einwohnerzahl von Schönebeck damals sehr wuchs und die Menschen eine kirchliche Anlaufstelle brauchten. Die Verantwortlichen griffen auf Entwürfe des Düsseldorfer Architekten Helmut Duncker zurück. Er hatte eine schnell auf- und abzubauende sogenannte Montagekirche im Auftrag der Rheinischen Landeskirche entworfen.
Das Bauwerk stand nach nur wenigen Wochen als Nur-Dach-Konstruktion mit Altar und 150 Plätzen. Im Jahr 1965 wurde daneben ein hölzerner Glockenturm gebaut. Ursprünglich sollte die Kirche bereits mit der Einweihung der neuen Kirche Unter den Linden wieder abgebaut werden. Doch die Schönebecker setzten sich für den Erhalt ein und so blieb sie als zweiter Treffpunkt der Gemeinde stehen. Im Laufe der Zeit wurden einige Modernisierungsarbeiten vorgenommen. Unter anderem wurde das aus Asbestplatten bestehende Dach erneuert und die Heizung wurde von Strom auf Gas umgestellt.
2014 verkaufte die Bremische Evangelische Kirche (BEK) das Grundstück am Feldberg an die Johanniter, die dort das Hospiz Lilge-Simon-Stift eröffneten. Das Nutzungsrecht für die Holzkirche blieb zunächst bei der BEK. Im Juni 2023 wurde sie schließlich in einem Gottesdienst entwidmet. Weil die Bausubstanz schlecht ist, war eigentlich der Abriss geplant. Nun könnte sie – wenn auch an anderer Stelle – doch erhalten bleiben. Der hölzerne Glockenturm, der neben der Kirche stand, wird indes nicht umziehen. Er wurde bereits im Frühjahr abgerissen, weil Einsturzgefahr bestand. "Die Glocke haben wir bei uns eingelagert", sagt Hospizleiterin Petra Westphal.