Seit neun Jahren ist Rolf Noll jetzt Chef des Kutter- und Museumshavenvereins, aber so hat er das Becken für die Traditionsbarkassen und -segler auch noch nicht gesehen: leer. Oder so gut wie. Zwei Schiffe haben noch an der Spundwand festgemacht. Doch in den nächsten Tagen müssen auch sie verschwunden sein. Der Vegesacker Hafen wird ausgebaggert, weil er verschlickt – und der Schlamm belastet ist.
Dass der Museumshaven wieder tiefer werden muss, hat der Verein in den vergangenen Jahren so oft gefordert, dass Noll gar nicht mehr sagen kann, wie oft. Seit einem Jahr steht fest, dass ein Saugbagger kommen muss – und seit einem Monat, wann er kommt. In der nächsten Woche sollen die Arbeiten losgehen. So wollen es die Wirtschaftsförderung und Bremenports. Die eine Gesellschaft ist für den Hafen zuständig, die andere fürs Ausbaggern.
Noll hat zuletzt mit beiden gesprochen – und mit vielen anderen, damit das Becken so aussehen kann, wie es jetzt aussieht: eben nahezu leer. Um Alternativhäfen und -anleger für die Traditionsschiffe zu finden, musste er immer wieder telefonieren. Mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt, mit Hafenmeistern, mit Eignern. Das letzte Gespräch führte er vor einer Woche. Seither sind alle 26 Segler, Kutter und Barkassen, die zum Verein gehören, anderweitig untergebracht.
Manche sind auf einer Werft im Neustädter Hafen, weil sie überholt oder repariert werden. Andere liegen beim Lankenauer Höft, an einem Anleger in Grohn, in mehreren Zonen des Europahafens. Im Prinzip, sagt Noll, sind die Schiffe weitflächig auf Bremen verteilt worden – und war diese weitflächige Verteilung gar nicht so schwierig, wie er anfangs befürchtet hatte. Ihm zufolge gab es keinen Behördenmitarbeiter und keinen Hafenmeister, der nicht sofort einer Verlegung zugestimmt hat.
Voraussichtlicher Abschluss der Arbeiten Ende Juli
Und niemanden, der dem Verein für den Liegeplatz etwas in Rechnung stellt. Auch wenn die Schiffe nicht bloß für einige Tage am neuen Standort bleiben, sondern mindestens zwei Monate. Ende Juli sollen die Arbeiten im Vegesacker Hafen voraussichtlich abgeschlossen sein. So lange wird es nach dem Zeitplan von Wirtschaftsförderung und Bremenports dauern, das Becken auf die ursprüngliche Wassertiefe von sechs Metern zu bringen und den belasteten Boden wegzuschaffen.
Die beiden Gesellschaften haben dafür die "Hendrik Geeraert" geordert – kein Schiff, sondern ein sogenannter Schneidkopfsaugbagger, der schwimmen kann. 35.000 Kubikmeter Schlamm soll er vom Grund des Hafens holen. Es ist nicht das erste Mal, dass das Becken, das durch die Schönebecker Aue immer wieder versandet, ausgebaggert wird, aber das erste Mal, dass für diese Arbeiten mehrere Monate veranschlagt und alle Schiffe verlegt werden.
Drei Millionen Euro wird es kosten, den Tiefgang des Hafens wieder herzustellen und den kontaminierten Boden abzutransportieren. Die Belastung durch Schadstoffe ist so hoch, dass er nicht in die Weser eingeleitet werden darf. Gutachter haben im Schlamm sowohl krebserregende Chlorverbindungen festgestellt als auch Pestizide. Spezielle Transportschiffe bringen ihn auf eine Deponie nach Seehausen, wo er erst entwässert, dann entsorgt wird.