Weites Land. Jedenfalls, wenn man die rund 4000 Quadratmeter große Fläche an der Aumunder Feldstraße mit der unmittelbaren Nachbarschaft vergleicht. Die Mietgebäude dort gehören der Gewosie. Und auch auf dem weiten Land will die Wohnungsbaugenossenschaft Wohnungen sowie im Erdgeschoss Geschäftsräume bauen. Das jedenfalls kündigte sie vor gut zweieinhalb Jahren an. Dabei ist es bislang geblieben. Auf wiederholte Nachfrage, wann denn nun der Startschuss erfolgen soll, reagiert der Unternehmensvorstand nicht. Er lässt sich nicht kontaktieren und hüllt sich in Schweigen.
Das öffnet Tor und Tür für Spekulationen. Möglicherweise lähme die Kostenexplosion im Wohnungsbau die Aktivitäten der Gewosie, verlautet aus Kreisen der Vegesacker Kommunalpolitik. Vermutet wird auch, dass Investor und Baubehörde bei der Frage der Parkplätze über Kreuz liegen.
Davon kann allerdings nach Auskunft des zuständigen Ressorts der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Maike Schaefer (Grüne), keine Rede sein. „Es gibt keinen Streit mit dem Bauamt um die Anzahl der Parkplätze“, unterstreicht ihr Pressesprecher Jens Tittmann. Und Tittmann beantwortet auch die Frage, auf die der Gewosie-Vorstand mit Schweigen reagiert: „Inzwischen liegt ein Bauantrag für die Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses vor.“
Die 1894 gegründete Wohnungsbaugenossenschaft mit Sitz an der Hammersbecker Straße und einem Bestand von rund 4000 Wohnungen hatte das gut 4000 Quadratmeter große Areal erworben, um es für die Errichtung von Wohnungen sowie Geschäften zu nutzen, wie Vorstandsmitglied Gabriele Hoppen im Juli 2020 auf Anfrage wissen ließ. Eine detaillierte Planung, so Hoppen seinerzeit, könne dem Bauressort, dem Bauamt Bremen-Nord und den politischen Gremien wahrscheinlich aber erst im Frühjahr 2021 vorgelegt werden.
Das Bauamt Bremen-Nord ist inzwischen ein der Senatsbaudirektorin zugeordnetes Ressort von Senatorin Maike Schaefer. Im Stadthaus Vegesack an der Gerhard-Rohlfs-Straße, in dem sich auch das Ortsamt befindet, werden insbesondere Bauanträge aus Burglesum, Vegesack und Blumenthal bearbeitet. Und dazu gehört nun auch der von der Gewosie. Er wird jetzt nach den Worten von Jens Tittmann einer eingehenden und detaillierten Prüfung unterzogen, die rund ein Vierteljahr dauern werde. Im April könnte sie abgeschlossen sein. Danach kann das Gewosie-Projekt ausführlich im Vegesacker Stadtteilparlament erörtert werden. Und dabei dürfte der Plan eine spezielle Rolle spielen, in dem Neubaukomplex auch eine „gewerbliche Erdgeschossnutzung“ zu realisieren, wie es die Bausenatorin formuliert. Gemeint ist dem Vernehmen nach, insbesondere den künftigen Bewohnern den Einkauf von Waren für den täglichen Bedarf anzubieten.
Bürger, die im Umfeld der Aumunder Feldstraße wohnen sowie Vegesacker Kommunalpolitiker beklagen schon seit etlichen Jahren eine „Versorgungslücke“. Einst stand auf dem „weiten Land“ gegenüber eines Seniorenheims ein Edeka-Markt. Als der seine Pforten geschlossen hatte, bekundete der Lebensmittel-Discounter Netto schon 2014 Interesse am Neubau eines 800 Quadratmeter großen Verkaufsmarktes. Doch obwohl die Vegesacker Ortspolitik die Bauvoranfrage uneingeschränkt begrüßte und auch das Bauamt Bremen-Nord keine grundsätzlichen Bedenken hatte, gab es diese im Hause des Bausenators. Vor allem wegen der geplanten Größe des Supermarktes. Man verwies auf das sogenannte Zentrenkonzept, das Einzelhandelsgeschäfte im Zentrum der alten Hafenstadt vor übermächtiger Konkurrenz schützen soll. Resultat: Die Netto-Pläne für das Neubauprojekt landeten in der Schublade.
Schandfleck ist abgeräumt
Inzwischen aber spricht die zuständige Senatorin unmissverständlich davon, dass im Bauantrag der Gewosie auch eine „gewerbliche Erdgeschossnutzung“ vorgesehen sei. Zudem freue sie sich, dass die Brachfläche an der Aumunder Feldstraße nun endlich genutzt und dringend benötigter Wohnraum geschaffen werde.
Das 4000 Quadratmeter große Areal war im Februar vergangenen Jahres Tummelplatz von schweren Baufahrzeugen. Ihre Aufgabe: Die in die Jahre gekommenen Garagen und das marode Gebäude des ehemaligen Edeka-Marktes in Trümmer zu legen. Er sei sehr froh, wurde Vorstandsmitglied Lars Gomolka später in einer Gewosie-Broschüre zitiert, dass dieser Schandfleck endlich verschwunden sei und nun eine Wohn- und Geschäftshaus errichtet werden könne. Jetzt bleibt abzuwarten, wann die Gewosie den Termin für den ersten Spatenstich verkündet.