Ursprünglich sollte es im Frühjahr so weit sein, dann im Sommer, nun steht fest: Noch einmal muss die Grundsteinlegung fürs erste Gebäude des Speicher-Quartiers nicht verschoben werden. Der Termin ist gesetzt – Mittwoch, 8. November. So steht es in der Einladung. Dass der Festakt kurz bevorsteht, ist schon länger klar. Die ersten Wände auf der Großbaustelle am Vegesacker Hafen stehen inzwischen seit Wochen. Sie gehören zum neuen Polizeikommissariat, einem Millionenbau, dem noch fünf weitere Millionenbauten folgen sollen.
Dass es doch nicht so schnell ging wie gedacht, hat mit den Arbeiten zu tun, die vor den Mauern kamen. Um sie aufstellen zu können, musste erst das Fundament tragfähiger gemacht werden. Das Setzen der Pfähle, auf denen das neue Quartier mit Hotel, Pflegeeinrichtung, Wohn- und Geschäftshäusern stehen wird, war langwieriger als gedacht. Max Zeitz spricht von einem komplexen Mikado der Statiker. Nach den Worten des Projektentwicklers mussten sie nicht nur den Hochwasserschutz berücksichtigen, sondern auch Bestandswände im Boden sowie Altlasten. Mit der Folge, dass vor jedem Arbeitsschritt ein Prüfungs- und ein Genehmigungsverfahren kamen.
Die Hochbauarbeiten haben nun im Oktober begonnen. Ungefähr fünf Monate später als geplant. Zeitz sagt, dass das nichts mache: Das Kommissariat werde trotzdem in dem Jahr fertig sein, das mit der Polizei vereinbart worden ist – 2025. Nach seinen Worten soll jetzt alles zügig gehen, weil das Kommissariat nicht Stein für Stein gemauert wird, sondern Wand für Wand entsteht. Das Parterre ist inzwischen weitgehend fertig. Später wird der 20-Millionen-Komplex vorne fünf, hinten vier Geschosse haben. Er grenzt an die Friedrich-Klippert-Straße und ist nicht nur das erste Gebäude, das fertig werden soll, sondern auch das erste, das Pendler sehen, die vom Bahnhof kommen.

Das Gebäude als Entwurf: Vier Jahre hat es bis zur finalen Version gedauert.
Vier Jahre ist an den Entwürfen gearbeitet worden. Im Sommer haben Jan Müller und Holger Mintert die endgültige Version vorgestellt. Der Abteilungsleiter Nord-West und der Architekt im Dienst der Polizei zeigten damals ein Gebäude, das den Computerbildern auf den Baustellenbannern nahekam. Und von dem zuvor ein Planer gesagt hat, dass es kaum einen anderen Bau in der Stadt gäbe, der so wie dieser die Anforderungen der Beamten erfüllt. Er sprach von annähernd hundert Prozent. Und davon, dass die Pläne wieder und wieder überarbeitet worden sind, um das Haus auf die Arbeit der Nordbremer Einsatzkräfte zuzuschneiden.
Herausgekommen ist dabei ein Gebäude mit heller Fassade, gläsernem Eingang und Fensterreihen, die so unterschiedlich angeordnet sind, dass es den Anschein hat, ihre Position wäre bei der jahrelangen Planung wahllos getroffen worden. An der Frontseite sind die Buchstaben P-o-l-i-z-e-i nicht neben-, sondern untereinander angebracht. Zumindest auf den Computerbildern der Architekten ist das so. Nach ihren Angaben werden die Beamten künftig mehr Platz haben als im Kommissariat an der Kirchheide. Der Neubau soll auf eine Nutzfläche von rund 4000 Quadratmeter kommen, was etwa 2000 mehr sind als im Altbau.
Wie es drinnen aussehen wird, zeigen ebenfalls Illustrationen aus dem Rechner: Im Foyer führt links eine Treppe nach oben, rechts ein Fahrstuhl. Dass erst ein Höhenabsatz überwunden werden muss, liegt am Gefälle des Grundstücks am Wasser. Auch ins längst abgerissene Haven Höövt ging es für die Kunden zunächst ein paar Stufen aufwärts. Der gläserne Eingang des Einkaufszentrums war fast genau an derselben Stelle, wo jetzt der fürs Kommissariat gebaut wird – die Mauer zum Museumshaven ist quasi nur einen Steinwurf von ihm entfernt, genauso wie der Geh- und Radweg entlang der Friedrich-Klippert-Straße.

Max Zeitz
Der Eingangsbereich des neuen Polizeigebäudes ist zugleich Wartebereich. Auf den Architektenzeichnungen reihen sich Stühle vor einer Tür, die zu einem Empfangstresen führt. Dahinter sind die Büros der sogenannten Zentralen Anzeigenaufnahme. Ein halbes Dutzend soll es geben. Der größte Teil des Erdgeschosses wird dem Einsatzdienst vorbehalten sein. In der Etage über ihm kommt der Revierdienst. In den oberen Stockwerken folgen die einzelnen Abteilungen des Kommissariats. Die Kriminalpolizei ist ganz oben. Macht mit den Revieren Blumenthal und Burglesum rund 200 Beamte, die umziehen werden.
Wann genau es losgehen soll, ist noch nicht entschieden. Fest steht bisher nur, dass der Wechsel in Etappen erfolgen und Monate dauern wird. Im Sommer hat ein Planer mal gesagt, dass es einen Umzug von diesen Dimensionen zuletzt vor 20 Jahren bei der Polizei gegeben hat. Er verglich ihn mit der Eröffnung des Präsidiums in der Vahr.