Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Ökologiestation Bremen Kinder erforschen faszinierende Pilzvielfalt im Wald

Kinder entdecken die Welt der Pilze: Bei einer Mitmachaktion der Ökologiestation Bremen tauchen sie tief in die Pilzvielfalt des Waldes ein – und lernen auch den ein oder anderen Giftpilz kennen.
13.10.2024, 10:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Jörn Hildebrandt

„Besteht ein Pilz nur aus Hut und Stiel?“ fragt Biologin Martina Schnaidt. Einige Kinder wissen, dass der Pilz vor allem aus einem weitverzweigten Flechtwerk winziger Fäden besteht, die unterirdisch den Boden durchziehen. Bei einer Mitmachaktion ließ Schnaidt auf dem Gelände der Ökologiestation Kinder tief in die Welt der Waldpilze eintauchen. Formenvielfalt und Lebensweise standen im Vordergrund. Dabei fielen Namen, die von den Kindern wohl noch nie gehört wurden, wie Stäubling, Bovist oder Rettich-Helmling.

„Es ist erstaunlich, wie viele Pilze durch den Regen der letzten Tage ans Licht gekommen sind“, sagt Martina Schnaidt, „noch vor kurzem war im Wald kaum etwas zu finden.“ Doch bevor die Pilzsuche im Wald aus Rotbuchen los geht, lässt sie die Kleinen mit dem Fuß die Laubstreu entfernen, auf der sie stehen – bis sie an den schwarzen Humus gelangen. „Wie dick ist wohl die Laubschicht?“, fragt Schnaidt, und die Teilnehmer zeigen Höhen von zehn bis 20 Zentimetern an. „Würde es in den obersten Bodenschichten nicht zahlreiche Lebewesen geben, die das Laub zersetzen, wäre die Schicht in kurzer Zeit so dick, dass wir nicht mehr hindurchlaufen könnten“, sagt sie.

An der Zerkleinerung und Zersetzung des Laubs sind außer Bakterien und Tierarten, wie Regenwürmern, Asseln oder Springschwänzen, vor allem Pilze beteiligt. Und weil sie nicht wie Pflanzen Photosynthese betreiben, sondern sich wie Tiere von organischen Stoffen ernähren, bilden sie unter den Lebewesen der Erde eine eigene Gruppe mit immensen Artenzahlen: Allein in Deutschland wurden bisher mehr als 70.000 Pilzarten nachgewiesen.

Wie Pilze Bäume unterstützen

„Viele Pilze leben mit Bäumen zusammen: Sie liefern ihnen wichtige Nährstoffe, und im Gegenzug erhalten die Pilze von den Bäumen Zucker“, erklärt Martina Schnaidt. Da die Pilzfäden viel dünner sind als die Wurzeln der Bäume, können sie bis in die kleinsten Bodenporen Nährstoffe erschließen – Pilze sind also für das komplexe Lebensgefüge im Wald von herausragender Bedeutung.

Die Gruppe aus fünf Kindern zieht, den Waldboden absuchend, durch das Gelände und stößt bald auf die erstaunlichsten Formen: Pilze, die keineswegs Stiel und Hut über die Bodenoberfläche wachsen lassen, sondern in Form von Knollen erscheinen – wie der Kartoffelbovist – oder die reichverzweigte Formen bilden, die den Korallen in den Tropen gleichen.

Doch auch wenn die Kinder den Blick nach oben richten, werden sie fündig: Am Stamm einer Buche wächst in beträchtlicher Höhe ein Baumpilz, wahrscheinlich ein Zunderschwamm. „Diese Art befällt vor allem geschwächte Laubbäume und bildet an den Stämmen dicke Fruchtkörper aus mehreren Schichten“, erläutert die Biologin. Erstaunlich viele Pilze wachsen im Wald der Ökologiestation auch auf herumliegendem Totholz und ragen als halbkreisförmige Gebilde aus dicken Moospolstern.

Je weiter die Kinder in den Wald vordringen, desto mehr Erstaunliches entdecken sie: einen weißen Flaschen-Stäubling, mit Stacheln und Warzen besetzt, der aussieht wie eine umgedrehte Flasche, oder einen Schopftintling, der nach der Reife zu einer schwarzen, tintenartigen Flüssigkeit zerfließt.

Spielend zu wichtigem Wissen

Bei einem Spiel, bei dem die Kinder in einem Staffellauf Bilder von Pilzen an einer Leine aufhängen, lernen sie noch mehr Formenfülle und Artnamen kennen: Auf den Bildern sieht man Maronen, Steinpilze, Rotkappen, die Fette Henne, den Fliegenpilz und nicht zuletzt den Gelben Knollenblätterpilz, der kurz darauf auch im Wald gefunden wird. „Dieser Pilz ist in rohem Zustand giftig wie so manche Pilzarten. Und bei seinem nahen Verwandten, dem Grünen Knollenblätterpilz, kann schon der Verzehr einer einzigen Knolle tödlich sein. Wenn ihr also Pilze sammeln geht, um sie zu essen, müsst ihr die Arten genau kennen“, rät die Umweltpädagogin.

Mit Körben in der Hand sollen die Kinder anschließend Pilze mit ganz bestimmten Merkmalen auf eigene Faust suchen: Tragen sie Lamellen am Hut oder Röhren? Zeigen sie eine rosa Färbung? Haben sie einen langen Stiel oder gar keinen? Die Sammelergebnisse werden auf einem großen weißen Tuch ausgelegt, und rosa Rettich-Helmlinge mit langen Stielen, Kartoffel-Boviste oder rötliche Rüblinge werden nicht nur angeschaut, sondern an ihnen darf auch gerochen werden: Denn viele Pilzarten haben einen charakteristischen Geruch, sei es nach Rettich, frischem Holz oder Anis. Beim abschließenden Quiz wird das erworbene Pilzwissen weiter gefestigt. Es zeigt, dass die Kinder an diesem Vormittag tief in die Welt der Pilze vorgedrungen sind.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)