Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Schloss Schönebeck Blick in Vegesacks Vergangenheit

Im Schloss Schönebeck wird am Sonnabend, 16. September eine Ausstellung mit alten Fotografien aus Vegesack eröffnet. Welche besonderen Motive es zu entdecken gibt.
15.09.2023, 11:53 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Marina Köglin

Dicht gedrängt stehen die Menschen auf den Gehwegen, in den Hauseingängen und Vorgärten der Straße Wilmannsberg. Was war da los? Die Antwort ist ebenso schlicht wie schön: Ein Seifenkistenrennen hatte Hunderte von Zuschauern in die beschauliche Wohnstraße gelockt. Ein Bild weiter radelt ein Hochradfahrer durch die Breite Straße, in der Ende der 40er-Jahre reger Betrieb mit Autos, Motorrädern, Fahrrädern und Fußgängern herrschte.

Alte Fotografien aus Vegesack sind derzeit in der gleichnamigen Ausstellung im Museum Schloss Schönebeck zu sehen. 18 Stellwände wurde im Schlosssaal aufgestellt; jede zeigt mehrere Fotos, thematisch geordnet. Zum Beispiel: Hafen und Havenhaus, die Villen in der Weserstraße, die Rohrstraße, die Strandlust im Wandel der Zeiten und natürlich der schöne Weserstrand, dem die Strandlust einst ihren Namen verdankte. Das großformatige Foto zeigt viele Strandbesucher, die in dem feinen, hellen Sand liegen und die Sonne und den Anblick eines vorbeifahrenden Schiffes genießen. „Wenn ich solche Fotos sehe, denke ich manchmal: Macht den Strand da wieder hin", sagt Klaus Gawelczyk und lacht. Der erste Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung hat die Ausstellung kuratiert.

Beim Digitalisieren des Fotoarchivs entstand die Idee, eine Ausstellung mit alten Vegesacker Ansichten zusammenzustellen. „Wir wollen zeigen, was sich in den letzten Jahrzehnten warum und wie verändert hat“, so Gawelczyk. Auf einer der ersten Stellwände ist ein Stadtplan zu sehen, auf dem entsprechend eingefärbte Häuser vor Augen führen, wie viele Gebäude seit den 70er-Jahren in Vegesack abgerissen worden sind. Mit ihnen verschwanden nicht nur ein Stück Vegesacker Geschichte, sondern auch zahllose persönliche Geschichten.

Amüsierbetriebe am Hafen

Die Fotografien der Ausstellung dürften bei Besucherinnen und Besuchern der reiferen Semester viele Erinnerungen wecken – und bei den Jüngeren Erstaunen darüber, wie Vegesack einmal aussah und was die kleine Hafenstadt so zu bieten hatte: Gebäude mit Charakter, Kinos („Lichtspielhäuser“) sowie zahlreiche Kneipen, Diskotheken und sonstige „Amüsierbetriebe“ rund um den Hafen. Etwa die berühmt-berüchtigte „Koralle“ oder die Gastwirtschaft Remmer, die für ihr dunkles Bier bekannt war. Und um noch einmal an den Strand zurückzukehren: Neben der Strandlust gab es auch das „Bellevue“. Die Vorderseite in der Weserstraße war eher unscheinbar, aber auf der Weserseite zeigte sich der Charme des Hotels und enthüllte den Grund für seinen Namen („Schöner Blick“): Von den großen Terrassen und dem Biergarten hatten die Gäste einen schönen Blick auf die Weser und den Strand.

Eine andere Tafel dokumentiert Aussehen und Veränderungen der Fähren und Fähranleger. So lief bereits am 31. März 1911 eine Elektro-Fähre vom Stapel. Über diese Elektro-Fähre ist nur wenig bekannt; ihr Einsatz in Vegesack war nicht von langer Dauer. Wohl, weil die Batterien einfach zu schwach waren; bei ordentlicher Strömung kam die Fähre nicht dort an, wo sie hinsollte.

Ansicht von 1888

Das älteste Foto der Ausstellung ist eine Hafenansicht von 1888. Auf hölzernen Kajen verlaufen Schienen für den direkten Warenumschlag vom Schiff auf die Bahn. Im Hintergrund ist die Lange-Werft, das heutige Geschichtenhaus, zu sehen. Auch Vegesacker „Festivitäten“ von anno dazumal sind dokumentiert: Neben dem etwas matschigen Badespaß in der Grohner Badeanstalt gibt es ein Foto vom Vegesacker Markt mit Karussells, Luftballons – und Besuchern in der Kleidung aus Kaisers Zeiten. Auch in der Weserstraße gab es vor knapp 100 Jahren einen Jahrmarkt; ein Foto aus dem Jahr 1925 belegt dies.

Das Fotoarchiv des Museumsvereins ist mit dieser Ausstellung längst nicht erschöpft; viele weitere Fotografien sollen eventuell bei künftigen Ausstellungen oder bei Abendveranstaltungen gezeigt werden. Eine Idee sei es, so Klaus Gawelczyk, Fotos unbekannten Ursprungs zu präsentieren. Hier wird das Publikum dazu eingeladen, mit eigenen Erinnerungen vorhandene Informationslücken zu schließen.

Neue Beleuchtung

Wer öfter im Schönebecker Schloss zu Gast ist, wird vielleicht bemerken, dass die aktuelle Ausstellung in neuem Licht erstrahlt: Es ist merklich heller geworden im großen Saal, seit Neuestem stecken LED-Birnen in den Kronleuchtern. „Dadurch haben wir eine neue Lichtfarbe“, erklärt Klaus Gawelczyk. „Vorher war das Licht eher gemütlich-tranig, die neue Beleuchtung ist tageslichtähnlicher; die Farben der Gemälde leuchten einem jetzt viel kräftiger entgegen.“

Zur Sache

Die Öffnungszeiten des Museums

Zeiten und Führungen: Die Ausstellung „Alte Fotografien aus Vegesack“ wird am Sonnabend, 16. September, um 15 Uhr eröffnet. Anschließend ist sie bis Sonntag, 22. Oktober, zu sehen. Das Museum ist dienstags, mittwochs und sonnabends von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen und Sonderöffnungszeiten für Gruppen sind nach Voranmeldung möglich. Außerdem sind weitere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Aufsichten, Führungen oder Mitarbeit im Archiv willkommen. Informationen unter www.museum-schloss-schoenebeck.de.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)