Weil die Mitgliederzahlen dramatisch sinken, setzen immer mehr Kirchengemeinden in Deutschland auf Zusammenarbeit. Nicht so in St. Magnus und Grohn. Dort soll die Kooperation zwischen den beiden evangelisch-lutherischen Gemeinden St. Magni und St. Michael nach rund 13 Jahren beendet werden. Über die Gründe schweigen sich die Grohner Pastorin und der dortige Kirchenvorstand aus, von denen angeblich die Initiative zur Trennung ausgeht.
Auf ihrer Homepage teilt die noch rund 1700 Mitglieder zählende, an der Grohner Bergstraße/Ecke Friedrich-Humbert-Straße beheimatete St. Michael-Gemeinde mit, dass die Kooperation mit der Nachbargemeinde St. Magni in diesem Jahr auslaufe. Und weiter: Das Gemeindeservicebüro befinde sich nun direkt wieder in unserem Gemeindehaus.

Frauke Löffler in der Grohner Kirche St. Michael.
Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass man die ökumenische Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde „Heilige Familie Grohn“ schätze und Teil des ökumenischen Miteinanders in Bremen-Nord zum Beispiel bei der Ökumenischen Bibelwoche oder dem Ökumenischen Gottesdienst zum Festival Maritim sei. Über die Bedeutung der seit 13 Jahren währenden Kooperation mit der St. Magni Gemeinde ist allerdings kein Wort zu lesen.
Auf die Fragen der Redaktion, welchen Grund die Zusammenarbeit gehabt habe und weshalb sie nun beendet werden soll und ferner, wie sich der Mitgliederverlust in den vergangenen Jahren auf die Entwicklung des Gemeindelebens ausgewirkt habe, gibt es lediglich eine ausweichende Antwort von Pastorin Frauke Löffler. Sie lautet: „Nach Rücksprache mit dem Kirchenvorstand der Gemeinde St. Michael Grohn möchte ich Ihnen mitteilen, dass wir zu diesem Zeitpunkt ein Gespräch über die von Ihnen gestellten Fragen für nicht sinnvoll halten.“

Pastorin Christiane Hoffmann
Auch Pastorin Christiane Hoffmann von der mit rund 4300 Mitgliedern wesentlich größeren Gemeinde St. Magni äußert sich in ihrem Antwortschreiben nicht konkret zu den Gründen der geplanten Beendigung der Kooperation mit der Grohner Nachbargemeinde. Allerdings bestätigt sie, dass „unser Kantor Jürgen Blendermann“ in den verdienten Ruhestand gehen werde. Und sie fügt an: „Wir hoffen und arbeiten daran, dass wir die Stelle ab 1. Oktober – allerdings in einem geringeren Umfang – wieder besetzen können.“

Porträt des Kantors Jürgen Blendermann, Grohner Kirche, St. Michael Grohn
Kirchenmusiker Jürgen Blendermann hatte anlässlich des 50. Geburtstags von St. Magni im Oktober 2015 von einer Zusammenarbeit mit St. Michael gesprochen, „die schon jetzt kontinuierlich intensiviert wird und Synergieeffekte erbringt“. Ein Synergieeffekt kann zum Beispiel den Verwaltungsaufwand und damit Kosten reduzieren. Wozu Kirchengemeinden bei schrumpfender Mitgliederzahl und weniger Steuereinnahmen im Grunde gezwungen sind.
Sabine Hatscher, Pressesprecherin der Bremischen Evangelischen Kirche, sagt denn auch: „Es ist natürlich immer zu begrüßen, wenn Gemeinden enger zusammen arbeiten.“ Was genau da in St. Magni und Grohn nicht gepasst habe, entziehe sich allerdings ihrer Kenntnis. Deshalb müsse abgewartet werden, ob sich vorgesehene personelle Veränderungen positiv auswirkten.

Katharina Falkenhagen ist die neue Pastorin in St. Magni.
Damit ist neben der „Nachfolgeregelung“ für Kantor Jürgen Blendermann auch die Tatsache gemeint, dass Katharina Falkenhagen aus Frankfurt/Oder wie berichtet am 1. Oktober ihre Arbeit als Pastorin in St. Magnus aufnehmen will. In der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Magni möchte sie unter anderem verschiedene soziale Milieus zusammenbringen.
Schlechte Erfahrungen mit einer Kooperation hatten St. Magni und St. Michael übrigens schon vor gut 14 Jahren gemacht. Damals, am 31. Dezember 2009, endete die im November 2007 vereinbarte Zusammenarbeit der beiden Gemeinden, die noch 6300 beziehungsweise 2300 „Schäfchen“ zählten, mit der Kirchengemeinde Alt-Aumund. Als Begründung für die „unrühmliche Geschichte“ wurden seinerzeit „Reibereien“ an gegeben.