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Traditionshotel in Vegesack Voreilige Fakten? Investor will Strandlust noch 2023 abreißen

Über 120 Jahre war die Vegesacker Strandlust beliebtes Ausflugsziel an der Weser. Jetzt hat der Investor angekündigt, sie noch 2023 abreißen zu wollen. Die CDU fürchtet, dass voreilig Fakten geschaffen werden.
02.02.2023, 16:00 Uhr
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Voreilige Fakten? Investor will Strandlust noch 2023 abreißen
Von Patricia Brandt

Die Ankündigung des neuen Strandlust-Investors Max Zeitz, das Hotel noch im Frühjahr abreißen zu wollen, sorgt im Stadtteil für Aufregung. Die Sorge: Ein voreiliger Abriss würde baurechtliche Fakten schaffen. „Der einzige Vorteil des Abrisses der jetzigen Strandlust würde darin liegen, dass der jetzige Investor eine bessere Verkaufsmöglichkeit hätte für das Grundstück“, heißt es in einem Dringlichkeitsantrag der CDU-Beiratsfraktion. Wie es weiter geht mit dem Traditionshaus?

Was plant der Investor?

Geplant sind auf dem Areal Wohn- und Geschäftshäuser, auch Gastronomie. Das Bauamt Bremen-Nord hatte kürzlich zu einem Bürgerdialog geladen, um der "besonderen Identität des Ortes und seiner Bedeutung" für die Region nachzuspüren. Die Informationen sollen in einen geplanten Architekturwettbewerb für die "Neue Strandlust" einfließen. Laut Bauamt ist der Wettbewerb für Ende 2023 geplant.

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In diesem Architektenwettbewerb würden die Fragen zur Art und Weise der Bebaubarkeit des Strandlust-Areals untersucht, berichtet auf Anfrage Max Zeitz, Geschäftsführer der 2P Projektentwicklung GmbH. Dabei solle geklärt werden, wie viele Geschosse ein Neubau erhält: „Im Umfang – Bruttogeschossfläche – halten wir uns an den Aufstellungsbeschluss, dem ein Letter of Intent, LOI, der Stadt Bremen mit der Voreigentümerin zugrunde liegt. Dieser wiederum fußt auf einer dazu entwickelten Machbarkeitsstudie.“

Wie hoch darf die neue Strandlust werden?

"Wir haben einen Bebauungsplan, der festlegt, was auf dem Grundstück gebaut werden kann“, sagt Stadtplaner René Kotte. Eine maximale Höhe am Wasser sei nicht festgeschrieben. René Kotte verweist ebenfalls auf den Letter of Intent, den die Stadt mit den Voreigentümern geschlossen habe, und die Machbarkeitsstudie. Max Zeitz habe dem Amt signalisiert, sich daran halten zu wollen. Laut Machbarkeitsstudie wären bis zu vier Geschosse plus Warftgeschoss möglich. Das Warftgeschoss diene dem Hochwasserschutz. Das Innere könne als Tiefgarage genutzt werden. Demnach wäre eine viergeschossige Bauweise möglich. „Pro Geschoss rechnet man mit 3,30 Meter“, überschlägt Kotte. Demzufolge könnten die Gebäude bis zu 14 Meter hoch werden. 

Wann erfolgt der Abriss?

„Herr Zeitz kann mit seinem Eigentum im Rahmen der Gesetze tun und lassen, was er will“, sagt René Kotte vom Bauamt. Der Geschäftsführer der 2P Projektentwicklung GmbH habe zwar während des Bürgerdialogs einen Abriss für April verkündet, ein Abrissantrag liege derzeit aber nicht vor. Max Zeitz betont auf Anfrage unserer Redaktion: „Die Strandlust werden wir nicht abreißen, erst dann, wenn es für die weitere Umsetzung notwendig ist. Dies kann im Laufe des Jahres, oder auch erst nächstes Jahr passieren. Ergo: Man wird die Strandlust noch einige Monate genießen können, auch in Kürze wieder voraussichtlich mit einer Gastronomie.“

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Was sagt die Politik?

Die CDU-Fraktion hat während der jüngsten Beiratssitzung einen Dringlichkeitsantrag eingereicht. Demnach soll der Beirat Vegesack die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau auffordern, die Abrissgenehmigung für die Strandlust solange nicht zu erteilen, bis alle erforderlichen Machbarkeitsstudien und erforderlichen Grundstücksankäufe abgeschlossen sind. „Sollten diese Voraussetzungen nicht erfüllt werden in der Zukunft, würden hier baurechtliche Fakten geschaffen durch den voreiligen Abriss der jetzigen Strandlust“, argumentieren Natalie Lorcke und die CDU-Beiratsfraktion Vegesack. „Der einzige Vorteil des Abrisses der jetzigen Strandlust würde darin liegen, dass der jetzige Investor eine bessere Verkaufsmöglichkeit hätte für das Grundstück, falls das Grundstück nicht mit einer Nutzfläche von circa 12.500 Quadratmeter bebaut werden kann. Denn ein Grundstück ohne Bestandsgebäude lässt sich besser vermarkten.“  

Stutzig gemacht hatte die Christdemokraten, die Ankündigung des Investors, die Strandlust alsbald abreißen zu wollen: "Ich kann mich erinnern, dass es hieß, die Strandlust wird bis zur Eröffnung des Hotels Hampton by Hilton am Hafen beibehalten. Und da gibt es ja reichlich Bauverzug", so Ralf Schwarz, Mitglied im CDU-Kreisvorstand und Teilnehmer des Bürgerdialogs. Er wundere sich über die Eile: "Es gibt noch kein Lärm- und Emissionsgutachten." Schwarz sagt auch, dass die Auflagen für Wohnbebauung im Bereich der Werften und der Weserfähre sehr hoch seien. Nach der Teilnahme beim Bürgerdialog fürchtet er, dass mit der neuen Strandlust "ein großer Querriegel" entstehen könnte. Er erinnert an die Geschoss-Debatten zu den neuen Gebäuden am Hafen, die Max Zeitz realisieren will: "Plötzlich waren es ein paar Geschosse mehr als bei der Erstvorstellung." 

Wird die Strandlust zum Politikum?

Die Mehrheit des Stadtteilgremiums sah in Sachen Abriss keine Dringlichkeit, deshalb wurde der Antrag noch nicht beraten. Er kommt nun während der nächsten Sitzung am 20. Februar wieder auf den Tisch der Kommunalpolitiker. Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt sagt, er könne die „Emotionalität der Frage" eines Abrisses nachvollziehen. „Viele Leute wollen die Strandlust in ihrer jetzigen Form behalten, wir können aber nicht verlangen, dass jemand etwas betreibt, was sich nicht rechnet.“ Mit Blick auf die politische Debatte betont er: „Ein Beiratsbeschluss kann einen Abriss verzögern, aber nicht verhindern.“

Sind Grundstücksankäufe notwendig?

Nach den Worten des Ortsamtsleiters Heiko Dornstedt gehören weite Teile des jetzigen Strandlust-Parkplatzes einer Eigentümergemeinschaft an der Rohrstraße. Wenn die Eigentümergemeinschaft nicht an den Investor verkauft, könne der Parkplatz nicht bebaut werden.  

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