Seit vier Jahren gibt es Vorhaben an der Constructor University, die haben nicht immer etwas mit wissenschaftlicher Arbeit zu tun – aber immer mit gemeinnützigem Engagement: Wer an der Grohner Privatuni studiert, nimmt automatisch an einem Programm für Projekte teil, die den Menschen in den Quartieren nützen sollen. Inzwischen ist die nächste Runde gestartet worden, in der Studierende zu unentgeltlichen Partnern von regionalen Initiativen, Organisationen und Unternehmen werden sollen.
Jakob Fruchtmann hat es ausgerechnet: In diesem Studienjahr werden rund 450 Frauen und Männer ihr Wissen außerhalb des Unigeländes einbringen. Und zwar in rund 20 Vorhaben und 56.250 Stunden ehrenamtlicher Arbeit. "Service Learning" nennt der Sozialwissenschaftler der Constructor University das. Und das Programm "Community Impact Project“. Fruchtmann hat vor vier Jahren begonnen, es am Campus zu etablieren. Er sagt, dass das gemeinnützige Engagement von Studierenden in den USA weit verbreitet ist. Und dass die Grohner Uni hierzulande zu den Pionieren zählt.
Ein Selbstläufer ist das Servicelernen nach seinen Worten dabei nicht. Da die Grohner Studierenden aus ganz Europa, Asien, Afrika, Latein- oder Nordamerika kommen, ist ihm zufolge nicht nur die Sprache mitunter eine Herausforderung. Sondern auch, ein Gespür für die Bedürfnisse vor Ort zu entwickeln und regionale Partner zu finden. Manchmal, sagt er, müssen Dozenten dabei helfen. Und manchmal kommt der Kontakt auch ohne ihr Zutun zustande. Laut Fruchtmann passiert es immer häufiger, dass Vertreter von Initiativen und Firmen nach Unterstützung bei Projekten fragen.

Hat gemeinnütziges Engagement zum Programm der Constructor University gemacht: Sozialwissenschaftler Jakob Fruchtmann.
Nach seinen Angaben sind die Vorhaben so vielfältig wie das Studienangebot an der Grohner Uni. Mal geht es um Messungen, die dokumentieren, wie belastet die Luft ist. Mal um den Bau eines Sportparks für benachteiligte Jugendliche. Klima und Umwelt, sagt Fruchtmann, spielen bei den Vorhaben eine wichtige Rolle, aber auch die Gleichstellung der Menschen und der Einsatz neuer Technik. Anfang des Jahres haben Studierende mithilfe eines 3D-Druckers eine Möglichkeit gefunden, Malerei für Blinde erlebbar zu machen. Dabei wurden Bilder des Overbeck-Museums zu Modellen, die ertastet werden konnten.
Für Fruchtmann geht es bei der Projektarbeit um den Perspektivwechsel: Die Studierenden sollen sich fragen, welchen Nutzen ihre Qualifikation für andere haben kann. Er meint nicht nur die Partner des Vorhabens, sondern auch künftige Arbeitgeber und potenzielle Kunden. Der Sozialwissenschaftler will, dass die Teilnehmer des Programms lernen, sich in andere hineinzuversetzen – was er als eine Schlüsselqualifikation bezeichnet, auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. Unterm Strich geht es für ihn nicht um Wohltätigkeit, sondern um das Sammeln von praktischen Erfahrungen und soziale Verantwortung.
Und darum, dass der Campus sich öffnet – und damit zeigt, nicht das zu sein, wofür manche Außenstehende ihn halten: für eine Blase, aus der nichts nach außen dringt. Für einen Slogan des Projekte-Programms hat sich Fruchtmann beim Namen Constructor University bedient: Constructive for Bremen, lautet der Leitspruch – konstruktiv für Bremen. Er hofft, dass die Vorhaben der Studierenden und ihrer Partner irgendwann so groß werden, dass die Auswirkungen auf das Quartier oder den Stadtteil messbar werden.