Die Freude, sichtbar war sie nicht, bestenfalls zu erahnen unter der FFP2-Maske. Doch die Augen leuchteten – die Augen von Mareike Talg. Und hörbar war sie dann auch, die Freude über den gelungenen Auftakt der Weihnachtsgala 2021 des Circus Tohuwabohu. Endlich wieder Tohuwabohu. „Ich bin erleichtert, sehr, sehr stolz und glücklich“, sprudelte es nach den zwei unterhaltsamen Stunden im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack aus ihr heraus. Der ersten von zwei vom
Publikum umjubelten Aufführungen am vergangenen Wochenende.
Mareike Talg ist die pädagogische Leiterin des Circus-Theaters Tohuwabohu. Seit mehr als 32 Jahren. Doch so eine Zitterpartie hatte auch sie in all den Jahren noch nicht erlebt. „Bis zwei Tage vor der ersten Aufführung waren wir überhaupt nicht sicher, ob die Gala stattfinden kann.“ Doch dann gab es grünes Licht von der Politik.
Bis dato unterschied sich die Vorbereitung auf den Re-Start ohnehin schon von den Trainingsprogrammen aus den Vorjahren. „Nach der 18-monatigen Corona-Zwangspause haben wir erst im September wieder mit dem Training begonnen. Normalerweise starten wir im Januar“, erzählte Mareike Talg. Ein zehnwöchiger Kraftakt und zu wenig Zeit, um mit den Kindern die Weihnachtsgala 2021 zu bestreiten. So wurde ein Wintervarieté aus der Taufe gehoben – mit 30 Trainerinnen und Trainern, den Erwachsenen Circus-Mitgliedern und der Theatergruppe des Cirkus-Theaters Tohuwabohu, unterstützt von 20 jungen Akteuren des Zirkus Fiffix der SV Grambke-Oslebshausen.
Doch die Mühen der letzten Monate, das Engagement aller Beteiligten, die oft mehrmaligen Trainingsabende unter der Woche haben sich gelohnt. Die kleinen und großen Zuschauer im gut gefüllten Saal des Bürgerhauses sahen nach der eineinhalbjährigen Pause ein buntes, hochkarätiges Varieté-Programm mit viel Akrobatik am Boden und in der Luft, auf dem Kunstrad und dem Drahtseil. Mit geschickter Jonglage, Musik und Tanz, wundervoll in Szene gesetzt mit Lichteffekten, eingerahmt von der Theatergruppe Tohuwabohu. So sahen die Zuschauerinnen und Zuschauer vor Beginn eine Putzfee im ständigen Kampf gegen die lästigen, kein Ende nehmenden „Coronis“ und einen Bühnenmeister, der nicht schon wieder alle Aufführungen absagen wollte. Ein bisschen Spaß gegen die ernste Realität. Doch dies war auch das einzige Mal, dass die Corona-Pandemie in diesen zwei überaus unterhaltsamen Stunden bei Mitwirkenden und Gästen ein Thema war. Passend dazu und fast so etwas wie die Überschrift des Nachmittags der Song „Das Leben ist schön“ von Sarah Connor – zum Einstieg der Show wunderbar vorgetragen von Rika Jensen.
Das Leben ist schön – vor allem, wenn man, wie die Mitglieder von Tohuwabohu und Fiffix an diesem Wochenende eindrucksvoll bewiesen haben, etwas gemeinsam erfolgreich erarbeitet hat. Dazu in ganz kurzer Zeit. „Es wäre so schade gewesen, wenn diese Aufführungen wieder abgesagt worden wären. Das waren ganz, ganz tolle Darbietungen“, lobte Mareike Talg später alle Künstler. Und freute sich dann auf die gemeinsame Weihnachtsfeier mit integriertem Pizza-Essen. „Das ist bei uns schon Tradition“, lachte die Leiterin, „immer am Abend der ersten Aufführung der Weihnachtsgala feiern wir zusammen.“ Verbunden ist diese besondere Weihnachtsfeier auch mit dem einzigen Weihnachtswunsch, der alle Tohuwabohu-Mitglieder eint: „Wir wünschen uns alle, dass wir nach den Winterferien wieder regelmäßig proben und trainieren können“, sprach Mareike Talg für alle.
Auch wenn die mehr als 150 Kinder des Circus Tohuwabohu bei diesem Wintervarieté diesmal nicht mitwirken konnten, eine Bühne bereiten Mareike Talg und das Trainer-Team den Jüngsten aber doch. „Die Kinder haben nächste Woche noch ihren Auftritt. Dann allein nur vor ihren Eltern.“ Und auch nach dieser Aufführung wird Mareike Talg „sehr, sehr stolz und glücklich“ sein.