Im Bremer Norden gibt es zwei sogenannte Wassergewinnungsgebiete. Eines befindet sich in Blumenthal, das andere in Vegesack. Beide Anlagen zusammen versorgen die Stadtteile nördlich der Lesum mit Trinkwasser. Doch während das Gebiet in Blumenthal bereits vor Jahren als Schutzgebiet ausgewiesen wurde, fehlt dieser Status bisher noch in Vegesack. Damit dort weiterhin Trinkwasser gewonnen werden kann, soll nun auch dieses Gebiet unter Schutz gestellt werden. Am kommenden Mittwoch befasst sich die Städtische Deputation für Klima, Umwelt, Landwirtschaft und Tierökologie mit dem Thema.
"Anders als die vielfach von Marschböden geprägten Bodenhorizonte in Bremen-Stadt sind die Geestbereiche in Bremen-Nord hervorragend für die Trinkwasserversorgung geeignet, da unter diesen Flächen Grundwasser in ausreichender Menge und Qualität vorhanden ist", heißt es in der Sitzungsvorlage. Grundsätzlich sei das Wasser zunächst durch den Boden auf natürliche Weise geschützt. Die Deckschicht verfüge über eine Reinigungskapazität, die jedoch begrenzt sei. Zudem spiele es eine Rolle, um welche Art von Boden es sich handelt und wie mächtig die Deckschicht ist. "Je geringer die Mächtigkeit und je höher die Durchlässigkeit der Deckschicht ist, desto höher ist die Gefahr einer Verschmutzung für das Grundwasser", ist dem Papier zu entnehmen. "Je nach Beschaffenheit und Mächtigkeit der Deckschicht können darüber hinaus nicht alle Schadstoffe, die in den Boden eindringen, zurückgehalten werden und gelangen somit in das Grundwasser." Außerdem könnte Wasser aus Teichen, Bächen und Flüssen eindringen und das Grundwasser verschmutzen.
Damit das nicht passiert, müsse das Grundwasser geschützt werden. "Dies ist umso wichtiger, wenn das Grundwasser zur Trinkwasserversorgung genutzt werden soll und, wie in Bremen-Nord, die Deckschichten allein zum Schutz des Grundwasserleiters nicht ausreichen", stellt die Behörde fest. Der Schutz des Grundwassers sei aber auch deshalb wichtig, weil es in Bremen nur begrenzt vorhanden sei. Durch den Klimawandel werde sich das Vorkommen weiter reduzieren.
Deshalb soll es nun auch in Vegesack ein Wasserschutzgebiet geben. Grundlage dafür seien die allgemein anerkannten Regeln der Technik. "Die Schutzzonen orientieren sich hierbei an den schützenden Deckschichten des Bodens, der Fließrichtung des Grundwassers sowie etwaigen Einträgen aus Oberflächengewässern", heißt es in der Sitzungsvorlage.
Da das Wasserschutzgebiet nicht nur Teile Vegesacks umfasst, sondern auch Gebiete im Kreis Osterholz, sind die Behörden in Niedersachsen in das Vorhaben involviert. Aktuell befände man sich in der abschließenden Feinabstimmung. Das hydrogeologische Gutachten, das für die Ausweisung als Wasserschutzgebiet benötigt werde, werde gerade finalisiert. "Es ist vorgesehen, dass der Antrag im zweiten Quartal 2022 eingereicht wird", so die Behörde.
Zu den weiteren Verfahrensschritten zählt unter anderem eine öffentliche Auslegung der Unterlagen. Hierbei wird betroffenen Anwohnern und Gewerbetreibenden die Möglichkeit gegeben, Anregungen und Bedenken zu äußern. Wann die Wasserschutzzone in Vegesack ausgewiesen wird, hänge vom Verlauf des Verfahrens ab. Geplant sei jedoch, den Bereich im dritten Quartal dieses Jahres unter Schutz zu stellen.
Eine Wasserschutzzone bringt verschiedene Auflagen für Anlieger mit sich. So müssen etwa unterirdische Heizöltankanlagen häufiger überprüft werden. Anstatt alle fünf Jahre gilt in einer Wasserschutzzone ein Intervall von zweieinhalb Jahren.