Die guten Nachrichten vorweg: Meteorologen machen Hoffnung auf einen „Bilderbuch-Sommer" und Kay Otromke verspricht allen Bremern, dass sie auch bei einer weiteren, lang anhaltenden Hitzeperiode keine Angst vor Wassermangel haben müssen. Kay Otromke ist studierter Diplom-Ingenieur, Netzmanager für Trinkwasser-Versorgung bei der SWB und damit sozusagen Herr über fast zweieinhalbtausend Kilometer Wasserleitungen, die die SWB unterhält. Auch im Wasserwerk Blumenthal kennt sich der Fachmann somit bestens aus.
Gerade jüngeren Nordbremern ist oftmals gar nicht bekannt, dass es in diesem Ortsteil ein Wasserwerk gibt. Das Areal liegt ziemlich versteckt, quasi unter der A 270, zwischen Lüssumer Straße und Burgwall. Erreichbar ist es über die Straße „Wasserwerksgang“. Ein passender Name für die schmale Zufahrt, die leicht zu übersehen ist. Hohe Laub- und Nadelbäume beschatten die Einfahrt. 1928 ist das Wasserwerk Blumenthal an dieser Stelle in Betrieb genommen worden, die Baumriesen hatten also 90 Jahre Zeit zu wachsen.
Am Ende des Ganges liegen geklinkerte Gebäude, dahinter stehen die Filteranlagen für die Trinkwasseraufbereitung. Auf der linken Seite der Einfahrt sind mehrere Becken, sogenannte Tosbecken, in denen ausgefilterte Eisen- und Manganreste gelagert und getrocknet werden. „Feste Mitarbeiter haben wir hier vor Ort nicht“, erläutert Kay Otromke. Die kommen nur zu Wartungsarbeiten oder zu den regelmäßigen Inspektionen vorbei. Zwar gibt es einen Raum mit Computern und Kontrollmonitoren, doch überwacht wird das Wasserwerk Blumenthal von Woltmershausen aus. Dort hat die Wesernetz Bremen GmbH, ein Unternehmen der SWB, ihre Zentrale.
Das Wasserwerk Blumenthal steuert rund 20 Prozent des Bremer Trinkwasserbedarfs bei. Aus elf Brunnen, die eine Tiefe von 40 bis 70 Metern haben, wird das Grundwasser nach oben gepumpt und dann im Wasserwerk aufbereitet. Eisen, Mangan und Kohlensäure werden in großen Filteranlagen dem Wasser entnommen. „In welcher Qualität das Trinkwasser beim Verbraucher ankommen muss, das schreibt die bundesweit geltende Trinkwasserverordnung vor. Das ist unsere Bibel“, sagt Kay Otromke.
Probleme, die Grenzwerte einzuhalten, gibt es seinen Worten nach nicht. Das Blumenthaler Grundwasser sei von bester Qualität. Bedingt sei das auch durch die gut geeignete geologische Formation. Der Eiszeit sei Dank. Dazu sei das Wasser mit Härtegrad sechs schön weich. „Gut geeignet für Teetrinker“, sagt Otromke und lacht. Er ist selbst einer.
Beste Qualität und schön weich
Doch das Wasserwerk Blumenthal hat noch aus einem anderen Grund enorme Bedeutung. Denn es ist das einzige Werk auf Bremer Gebiet, das selbst Trinkwasser fördert. Von den jährlich 32 Millionen Kubikmetern Trinkwasser kommen 80 Prozent aus Leitungen, die im niedersächsischen Umland ihre Quellen haben. Beispielsweise wird Trinkwasser vom Wasserverband Verden bezogen. Oder aus Ristedt, 20 Kilometer südlich von Bremen gelegen. Ristedt gehört zu den Harzwasserwerken. „Aber“, so betont Kay Otromke, „deswegen bezieht Bremen kein Wasser aus dem Harz. Das ist schon lange vorbei.“ Dennoch halte sich das Gerücht hartnäckig.
Die Nordbremer jedenfalls haben ihr eigenes gutes Wasser aus dem Blumenthaler Untergrund und ein bisschen aus den Vegesacker Tiefen. Auch Bürger aus Burg, Grambke, Oslebshausen und Gröpelingen werden aus Blumenthal beliefert.
Das Trinkwasser fließt in der Regel mit etwa drei bis vier bar aus den Wasserhähnen der Verbraucher. Um dies zu erreichen arbeiten die Pumpen im Bremer Stadtgebiet mit sechs bar. Anders sieht es in Blumenthal aus. Weil das Werk eben im Tal liegt und Teile des Versorgungsgebietes wie etwa Lesum oder Marßel bis zu 35 Meter höher liegen als das Wasserwerk, arbeitet man in Blumenthal mit einem Wasserdruck von 7,5 bar.
„Trinkwasser ist das Lebensmittel Nummer eins“, sagt Kay Otromke. Und damit die rund 100 000 Nordbremer damit tagtäglich gut versorgt werden, arbeiten die Pumpen, Filter und Verrieseler 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag – dauerhaft überwacht. Schließlich gibt der Wasser-Fachmann noch einige Informationen, die gerade für Hausbesitzer und Hobby-Gärtner zur Sommerzeit wichtig sind. Ist genug Wasser für Blumen, Gemüse und Rasen vorhanden? Ein klares Ja ist die Antwort.
Bekanntlich hatte der Osterholzer Wasserverband anlässlich der ersten großen Hitzewelle Ende Mai/Anfang Juni vor allzu großzügigem Wasserverbrauch gewarnt. „Die Bremer und Nordbremer werden immer genügend Wasser haben“, sagt Otromke. Die Leitungsverbindungen seien wesentlich vielfältiger und besser als im ländlichen Raum. Deshalb komme es im Bremer Gebiet auch nicht zu Engpässen. Außerdem seien jetzt Schulferien, da sinke der Wasserverbrauch deutlich. „Das spüren wir sofort“, sagt Otromke.
Für alle Gärtner, die regelmäßig zu Schlauch und Gießkanne greifen, hat er noch einen Tipp: Bei hohen Temperaturen, rät der Diplom-Ingenieur, sollten die Pflanzen so spät wie möglich gewässert werden, am besten in der Nacht. Denn je wärmer es ist, umso mehr Wasser verdunstet sofort, "teilweise bis zu 70 Prozent".