In den Wohnbereichen der Erstaufnahmestelle an der Lindenstraße gibt es zwar Wände, doch die reichen nicht bis zur Decke. Das hat zur Folge, dass sich die Räume nur bedingt als Rückzugsorte eignen. Um das zu ändern, sollte der Trakt bereits im vergangenen Jahr umgebaut werden. Doch aufgrund der Krisen in der Welt konnten die Arbeiten bisher nicht durchgeführt werden. Nun sind sie für diesen Sommer terminiert und beschränken sich nicht mehr nur auf diese eine Maßnahme.
"Mit dem Umbau wird die Aufenthalts- und Wohnqualität deutlich verbessert", sagt Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). "Es wird ein geschützter, privater Bereich entstehen, die Beeinträchtigung durch Störgeräusche aus den Nachbarzimmern wird deutlich reduziert." Zeitgleich erinnert sie daran, dass die Einrichtung angesichts der hohen Zuzugszahlen 2016 mit größter Eile errichtet wurde. So sei seinerzeit sichergestellt worden, dass die Menschen in Bremen aufgenommen werden konnten.
Ursprünglich sollte der Innenausbau bereits im vergangenen Jahr starten. Doch aufgrund des Krieges in der Ukraine mussten die Arbeiten verschoben werden. Allein im März vergangenen Jahres kamen rund 3000 Menschen in Bremen an. In den darauffolgenden Monaten ist der Zuzug ebenfalls hoch gewesen, wie aus den Unterlagen für eine Sondersitzung der Sozialdeputation hervorgeht, die an diesem Mittwoch tagt. "Aufgrund der seit Dezember 2022 rückläufigen Zugangszahlen sowie der derzeit noch vorhandenen Notkapazitäten soll der Umbau nun planungsgemäß ab dem dritten Quartal 2023 erfolgen", ist dem Papier zu entnehmen.
Während der Bauphase sind gut 400 Wohnplätze in der Einrichtung nicht nutzbar. Stattdessen werden die Menschen in Leichtbauhallen im St.-Jürgen-Quartier in der Östlichen Vorstadt sowie in Wohncontainern auf dem Gelände der Erstaufnahmestelle untergebracht. Beide Standorte sollen ausschließlich als Übergangslösung dienen.
Neben dem Wohnbereich, dem sogenannten Flügel A, soll auch der Flügel B umgebaut werden. Dort befinden sich die Büroräume der Einrichtung. Nötig werden die Arbeiten, da die Deputation im Dezember vergangenen Jahres 18 neue Vollzeitstellen für das Haus bewilligt hat. Die zusätzlichen Kräfte sollen dafür sorgen, dass die Verfahrensdauer verkürzt und die Geflüchteten damit schneller verteilt werden können. Für die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nun Büros geschaffen werden. Die Arbeiten sollen aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen zeitgleich mit dem Umbau des Wohnflügels ausgeführt werden.
Aus den gleichen Gründen wird nun auch die Schließanlage erneuert, die derzeit noch analog ist. Aktuell ist es so, dass die Geflüchteten einen Schlüssel für ihre Räume bekommen. "Da zumindest kurzzeitig mehrere tausend Bewohnerinnen und Bewohner jedes Jahr in der Lindenstraße untergebracht werden, führt dies zu erheblichen Verlusten bei den vorhandenen Schlüsselkontingenten und in Folge zu hohen Kosten bei der Wiederbeschaffung", ist der Vorlage zu entnehmen. In Zukunft wird es Schlüsselkarten in der Einrichtung geben, die deutlich günstiger ersetzt werden können. "Geht eine solche Karte verloren, kann sie einfach aus dem System genommen und durch eine neue ersetzt werden", sagt Ressortsprecher Bernd Schneider. Die Karte sei damit nicht mehr zu verwenden. Anders sehe es bei einem Schlüssel aus. Geht der verloren, müsse gleich das ganze Schloss ausgetauscht werden. Diese Kosten würden bei einer elektronischen Schlüsselanlage künftig wegfallen.
Alles in allem werden die Arbeiten rund 1,95 Millionen Euro kosten. Damit der Betrag finanziert werden kann, muss das Geld innerhalb des Sozialressorts umgewidmet werden. So können zum Beispiel Mittel, die eigentlich für Personalkosten vorgesehen waren, in den Umbau fließen. "Nicht immer können freigewordene Stellen so zeitnah besetzt werden, wie wir uns das wünschen", sagt Bernd Schneider. "Das Geld steht also zur Verfügung, kann aber nicht ausgegeben werden, weil das Personal noch nicht da ist." Dadurch blieben Haushaltsmittel übrig, die anderweitig verwendet werden können.