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Heiko Dornstedt im Interview "Bedarf an Wohnraum ist vorhanden"

2022 werden etwa die Entwicklung rund um den Vegesacker Bahnhofsplatz sowie die Zukunft des Sedanplatzes mit Markthalle und Finanzamt Thema im Stadtteil sein, sagt Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt im Interview.
09.01.2022, 08:00 Uhr
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Von Aljoscha-Marcello Dohme

Herr Dornstedt, pandemiebedingt musste ein Großteil der Beiratssitzungen im vergangenen Jahr virtuell stattfinden. Konnten Sie sich inzwischen mit dem Format Videokonferenz anfreunden?

Heiko Dornstedt: Ich habe mich notgedrungen damit angefreundet. Der Vorteil von Präsenzsitzungen ist – unbestreitbar – dass man sich gegenseitig in die Augen gucken kann und beieinander sitzt. Das unmittelbar gesprochene Wort hat meiner Einschätzung nach doch mehr Gewicht als in einer virtuellen Sitzung.

Es verging kaum eine Beiratssitzung, in der nicht mindestens ein großes Bauprojekt thematisiert wurde. Woran liegt es, dass der Stadtteil gerade jetzt so im Umbruch ist?

Die Gründe sind unterschiedlicher Natur. Wenn wir zum Beispiel das Neubauprojekt unten am Alten Speicher nehmen, was von großer Bedeutung für den Stadtteil ist, dann ist die Ursache die Insolvenz des Einkaufszentrums Haven Höövt. Wenn wir das Projekt Steingut-Quartier nehmen, hat das wieder andere Gründe, weshalb diese Fläche jetzt in der Planung ist.

Das heißt, es ist mehr Zufall, dass gerade so viel in Vegesack gebaut wird?

Nein, das ist schon die Entwicklung. Wir haben ja auch viele neue Wohngebiete, die in Vegesack ausgewiesen werden. Wenn ich zum Beispiel die Aumunder Wiesen 2 nehme, das Teichquartier oder die Bebauung in der Meinert-Löffler-Straße, dann tut sich hier schon eine ganze Menge. Und der Bedarf an Wohnraum ist unstreitig vorhanden. Die Leute wollen möglichst günstig bauen, günstig wohnen, was man im Bremer Norden wahrscheinlich noch besser kann als in der Innenstadt. Verantwortliche Bauunternehmen haben diese Chance erkannt und nutzen sie auch, in dem sie hier ihre Projekte realisieren. Das ist für den Stadtteil zum Vorteil.

Natürlich haben den Stadtteil im vergangenen Jahr nicht nur Bauprojekte beschäftigt. Welche Themen sind Ihnen sonst noch im Gedächtnis geblieben?

Ein ganz wichtiges und herausragendes Ergebnis ist, dass es mit der Jacobs Uni weitergeht, dass sich da ein neuer Investor gefunden hat, der den Fortbestand der Einrichtung absichert und sie darüber hinaus durch ein neues Konzept, das sich auf Künstliche Intelligenz und den Bereich der Quantencomputer fokussiert, auch zukunftsfähig aufstellt.

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Gibt es noch ein weiteres Thema, das 2021 wichtig in Vegesack war?

Wir haben viele vermeintlich kleinere Dinge realisieren können, die aber auch wichtig sind. Dazu zählt beispielsweise, dass wir unten am Hafen wieder ein Spielschiff haben, womit wir etwas für unsere Kinder tun. Das wir die Spielfläche im Bereich der Friedrich-Klippert-Straße haben, die Grohner Oase. Das sind so kleine Bausteine, die für Vegesack und seine Bewohner von großer Bedeutung sind. Außerdem machen solche Angebote den Stadtteil auch attraktiv, sodass Menschen hierherkommen und sich niederlassen. Schließlich wohnt und schläft man hier nicht nur, man will auch seine Freizeit verbringen. Und wenn junge Familien mit Kindern herkommen, dann ist der Bedarf an solchen Dingen eben groß. Dazu gehört natürlich auch die Entwicklung in den Bereichen Kita und Schule. Und da müssen wir in diesem Jahr weiter dran arbeiten, dass die Anforderungen hier im Stadtteil tatsächlich auch erfüllt werden.  

Also, dass weitere Plätze geschaffen werden.

Korrekt.

Welche Themen werden Vegesack außerdem in diesem Jahr beschäftigen?

Beispielsweise die weitere Entwicklung rund um den Vegesacker Bahnhofsplatz. Das ist eine ganz große Herausforderung, vor der wir stehen. Das ist ein riesen Mosaik, mit vielen Bedarfen und Interessen, die alle in Einklang gebracht werden müssen. Ein weiteres Thema, das uns beschäftigen wird, ist die Zukunft des Sedanplatzes mit Markthalle und Finanzamt. Das sind wichtige Fragen, die in diesem Jahr ebenfalls aufgerufen werden. 

Gibt es noch ein Thema?

Die Strandlust beispielsweise. Ich habe persönlich ein hohes Interesse daran, dass eine gastronomische Nutzung an diesem Standort fortgesetzt wird. Die Strandlust ist nun leider Gottes geschlossen, das kann man auch kommunalpolitisch nicht beeinflussen. Aber ich werde alles dafür tun, dass eine gastronomische Nutzung an diesem Standort auch künftig möglich sein wird. 

Wie werden Ihre Bemühungen aussehen?

Ich bin in Gesprächen mit den Eigentümerinnen, mit dem Bauamt und dem Senator für Wirtschaft. Die planungsrechtliche Situation ist ja so, dass dort Hotel und Gastronomie zulässig sind. Jede andere Nutzung erfordert eine Änderung des Bebauungsplans. Und bei einer Änderung sind der Beirat und das Ortsamt zu beteiligen. Aber ich warte nicht so lange, bis mir irgendeine Planung vorgelegt wird, sondern ich beteilige mich auch schon vorher an den Gesprächen. 

Durch den Wechsel von Maren Zilm zum Statistischen Landesamt ist die Stellvertreterposition im Ortsamt vakant geworden. Steht schon fest, wann die Stelle wieder besetzt wird?

Ich hoffe sehr bald. Der Personalbestand eines Ortsamtes ist nicht sehr groß. Wir sind nominell vier Personen, aber zwei meiner Kolleginnen haben keine Ganztagsstelle. Das macht sich schon sehr bemerkbar, wenn ein Drittel des Personals über einen längeren Zeitraum fehlt. Die Personalauswahl ist soweit abgeschlossen. Jetzt sind die formalen Voraussetzungen zu klären, die eine Stellenbesetzung ermöglichen. Ich hoffe, dass das bald in trockenen Tüchern ist, damit wir dann zeitnah wieder in kompletter Mannschaftsstärke antreten können.

Wie erleben Sie diese Zeit, in der ein Drittel des Personals fehlt?

Ich mache das hier seit 1989. In dieser Zeit erlebe ich eine solche Situation nun schon zum dritten Mal. Als mein Amtsvorgänger ins Rathaus gewechselt ist, war ich erst Stellvertreter ohne Ortsamtsleiter. Dann hat der Beirat gesagt 'Jawohl, wir wollen das mit Dornstedt machen.' Dann bin ich Ortsamtsleiter geworden, da war die Stellvertreterstelle vakant. Das war insgesamt ein Zeitraum von eineinhalb Jahren. Und dann ist meine damalige Stellvertreterin, Christina Jantz, die heute Bürgermeisterin von Schwanewede ist, in den Bundestag gegangen. Da war deren Stelle auch wieder eine Zeit lang vakant. Insofern bin ich schon ein stückweit darin geübt, mit solchen Situationen zu leben. Aber gerade unter den jetzt sich verändernden Rahmenbedingungen unter Corona, die auch zusätzliche Arbeit machen, ist es natürlich noch schwieriger, das Ortsamt so am Laufen zu halten, wie es erforderlich ist. Manche Aufgaben können wir unter diesen Bedingungen auch nicht erledigen. So finden beispielsweise wesentlich weniger Ausschusssitzungen statt, als wir es aus Zeiten mit voller Personalstärke in Vegesack gewohnt sind. 

Das Interview führte Aljoscha-Marcello Dohme.

Zur Person

Heiko Dornstedt

leitet das Ortsamt Vegesack, in dem er bereits seit mehr als 30 Jahren arbeitet. Angefangen hat er dort 1989 als Stellvertreter. Dornstedt ist in Vegesack geboren und aufgewachsen.

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