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Traditionshaus Strandlust-Pläne sorgen für kontroverse Debatte im Beirat in Vegesack

Die Pläne für das Strandlust-Areal stoßen bei der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Was Bürger, Beirat und Behörde zu dem Vorhaben sagen.
18.04.2023, 18:00 Uhr
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Strandlust-Pläne sorgen für kontroverse Debatte im Beirat in Vegesack
Von Aljoscha-Marcello Dohme

So voll wie am Montagabend ist der Sitzungssaal des Vegesacker Ortsamtes nur selten. Rund 100 Menschen sind in das Stadthaus gekommen, um sich über die Zukunft der Strandlust zu informieren. Dabei haben sie auch Neuigkeiten zum Abriss des Gebäudes erfahren.

Was die Vegesackerinnen und Vegesacker sagen: "Wir haben in Deutschland eine Exekutive und eine Legislative", sagte ein Sitzungsteilnehmer. Der sogenannte Letter of Intent, eine Absichtserklärung, die den Planungen zugrunde liegt, sei ein legislativer Akt, durchgeführt von der Exekutive, so der Vegesacker. "Zudem soll ein Architektenwettbewerb auf Basis eines hypothetischen Bebauungsplans stattfinden, der noch gar nicht verabschiedet ist", kritisierte er. Ingo Schiphorst, der für die Beiratswahl im Mai kandidiert, stellte fest, dass die Strandlust in den vergangenen Jahren herabgewirtschaftet wurde. "Das gilt sowohl für die äußerliche Erscheinung als auch für den Service", sagte er. "Insofern ist das Ende der Strandlust weder coronabedingt noch bedeutet es, dass der Standort für eine Gastronomie samt Hotel ungeeignet ist." Eine Vegesackerin bezeichnete die Strandlust als Glanzstück, das der Stadtteil nun auch noch verliere. "Ich komme aus dem Kreis Vechta, und selbst dort ist die Strandlust bekannt", erklärte sie. "Das Strandlustgelände wird als Bauplatz behandelt", sagte Klaus Gawelczyk vom Heimat- und Museumsverein für Vegesack und Umgebung. "Das Gelände ist aber kein Bauplatz. Das ist ein ganz zentraler Ort, der das Gesicht Vegesacks prägt." Nicht nur deshalb habe sich der Vorstand einstimmig darauf verständigt, sich dem Protest des Vereins "Rettet Vegesack maritim" anzuschließen.

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Wie der Beirat das Projekt sieht: "In Vegesack gibt es zurzeit viel Leerstand", sagte Andreas Kruse (CDU). Vor diesem Hintergrund seien Ladenlokale im Quartier unnötig. Doch auch die sieht die Absichtserklärung vor. "Nimmt man die Gewerbeflächen aus der Planung raus, bräuchte das Gebäude nicht so viele Stockwerke. Auch auf das Warftgeschoss könnte verzichtet werden", so Kruse. Gabriele Jäckel (SPD) erinnerte daran, dass die Strandlust in Zukunft auch ein Ort für junge Menschen sein muss. "Deshalb darf das Angebot dort nicht zu mondän sein", sagte sie. "Als ich jung war, hatte ich das Gefühl, dass ich die Strandlust nicht betreten kann." Aus diesem Grund sei es ihr wichtig, dass der Zugang anders gestaltet wird, als es bisher der Fall ist. "Das Vorhaben sorgt bei vielen Bürgerinnen und Bürgern für Unzufriedenheit", stellte Natalie Lorke (CDU) fest. Die Behörde müsse den Gegenwind der Menschen Ernst nehmen. Dazu gehöre auch, dass den Wünschen nach einer Außengastronomie und Gesellschaftsräumen nachgekommen wird. Außerdem dürfe die geplante Wohnbebauung ein gewisses Maß nicht überschreiten, damit der Ort seinen maritimen Charakter nicht verliere.

Wie die Vegesackerinnen und Vegesacker beteiligt werden: Nach den Worten von René Kotte muss die Behörde nicht nur über das Projekt informieren, sondern den Bürgerinnen und Bürgern auch die Möglichkeit geben, sich zu dem Vorhaben zu äußern. "Wir sind der Auffassung, dass dieses normale Vorgehen bei einem Projekt wie der Strandlust nicht ausreichend ist", sagte der Leiter des Bauamtes Bremen-Nord. Deshalb wolle die Behörde mehr machen, als das Gesetz vorschreibt. Aus diesem Grund sei für Donnerstag, 4. Mai, eine Veranstaltung im Foyer des Bauamtes vorgesehen. In der Zeit von 16 bis 19 Uhr werden Planer an verschiedenen Stationen den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern suchen. "Wir bemühen uns, viel zu informieren, um so einer Legendenbildung vorzubeugen", so Kotte. Darüber hinaus sei geplant, die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs im Rahmen einer Ausstellung in der Strandlust zu zeigen.

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Wie es um den Abriss des Gebäudes steht: "Der Investor hat uns zugesagt, dass wir Ende des Jahres auf jeden Fall noch die Ausstellung in der Strandlust machen können", sagte René Kotte. Über einen Termin für den Abriss sei noch nicht gesprochen worden. Gleichzeitig betonte er, dass der Abbruch nicht ohne die Zustimmung des Bauamtes erfolgen könne. "Allerdings können wir bei einem Antrag auf Abriss nicht sagen, uns gefällt das nicht." Für eine Ablehnung brauche es triftige Gründe, die er jedoch nicht sehe. "Der Abriss ist unserer Auffassung nach aber nicht nur anzeige- sondern auch genehmigungspflichtig", erläuterte der Bauamtschef.

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