Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Pilotprojekt gestorben Warum Tauben vorerst kein Hotel in Vegesack bekommen

Die Landestierschutzbeauftragte Sibylle Wenzel geht davon aus, dass die Anzahl der Tauben am Vegesacker Bahnhof steigen wird. Ein Taubenhaus zur Kontrolle der Population wird vorerst nicht gebaut. Die Gründe.
23.01.2023, 19:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Warum Tauben vorerst kein Hotel in Vegesack bekommen
Von Patricia Brandt

Die Stadttauben am Vegesacker Bahnhofsvorplatz bleiben ohne kontrollierten Taubenschlag. Das einstige Vegesacker Pilotprojekt wurde ad acta gelegt.

Warum braucht Vegesack ein Taubenhaus?

In den vergangenen Jahren hat sich die Taubenpopulation auf dem Platz vervielfacht. Davon geht Silvia Neumeyer aus, Nordbremer CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Fraktionssprecherin für Tierschutz. Wenn die Bahnhofstauben nicht in einem Taubenschlag versorgt und ihre Eier gegen Attrappen ausgetauscht würden, werde die Population weiter zunehmen, fürchtet die Christdemokratin. "Dann werden sich die Rufe nach nicht tierartgerechten Lösungen mehren. Deshalb muss mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet werden: Wir brauchen ein Taubenhaus in Bremen-Nord.“ 

„Gesamtgesellschaftlich haben wir die Verantwortung, uns um die Tauben zu kümmern“, sagt Bremens Landestierschutzbeauftragte Sibylle Wenzel. Sibylle Wenzel wirbt jedoch ebenso dafür, die Taubenzüchter an der Finanzierung der Taubenhäuser zu beteiligen – etwa über eine Taubensteuer. „Es gibt eine Hundesteuer, warum nicht auch eine Taubensteuer? Es sei bekannt, dass die Tauben für sportliche Veranstaltungen 1000 Kilometer entfernt ausgesetzt werden und nicht nach Hause finden und sich unterwegs anderen Populationen anschließen.

Wie viele Tauben leben am Bahnhof?

„Die Taubenpopulation in Vegesack umfasste in den letzten zwei Jahren recht konstant 150 bis 200 Tiere“, sagt die Landestierschutzbeauftragte Sibylle Wenzel. Die Zählung nähmen Ehrenamtliche vor, heißt es aus dem Umweltressort. „Von einer Vervielfachung der Taubenbestände in Vegesack ist mir nichts bekannt“, so Dirk Hürter, Referatsleiter beim Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Die Landestierschutzbeauftragte geht unterdessen davon aus, dass die Anzahl der Tiere weiter steigen wird. Die Tauben brüteten fünf bis sechs Mal pro Jahr. Pro Brut überlebten wegen der katastrophalen Lebensbedingungen für Stadttauben jedoch höchstens zwei Junge. „Essensreste und Erbrochenes sind kein adäquates Taubenfutter.“ Dennoch: „Solange Nistmöglichkeiten bestehen, werden immer neue Tiere hinzukommen“, so Sibylle Wenzel. Erst ab einer bestimmten Anzahl Tauben werde sich die Population stabilisieren. Sie geht jedoch nicht davon aus, dass dies in Vegesack bereits der Fall sei. 

Wieso wird kein Schlag gebaut?

Nach mehr als einem Jahr ist es der Behörde nicht gelungen, dafür einen Standort in Bahnhofsnähe zu finden. In Vegesack seien zahlreiche Standorte geprüft worden, so Referatsleiter Dirk Hürter. Laut Unterlagen für die Deputierten von 2021 wurden 18 Orte untersucht, darunter die Gleisbrache, der Bahnhofsvorplatz sowie das Dach der Grohner Düne. „Aber entweder erfüllten sie nicht die Eignungskriterien oder sie wurden von den Eigentümern abgelehnt."

Was sagt die Deutsche Bahn?

Nach Darstellung der Deutschen Bahn war das Unternehmen bei der Suche nach einem geeigneten Standort bisher nicht involviert. Nach den Worten einer Bahnsprecherin gab es 2021 lediglich einen Telefonkontakt mit der Stadt zu der Park-&-Ride-Fläche. „Weitere Gespräche beziehungsweise Anfragen seitens der Stadt an uns gab es dazu nicht.“

Der Verein Bremer Taubenhaus hatte laut Umweltbehörde seinerzeit Bedenken gegen den Park-&-Ride-Parkplatz gehegt. Seine Lage erschwere den Zuzug von Tauben, die sich zudem durch Vandalismus gestört fühlen könnten. Laut Vorstandsmitglied Perdita Goltz wollte die Deutsche Bahn, dass sich der Verein um die Reinigung des Platzes kümmert. Goltz betont heute: "Aber wir haben nichts abgelehnt, wir sind zu Kompromissen bereit.“ Könnte es also doch ein Taubenhotel am Bahnhof geben? "Eine pauschale Aussage können wir dazu nicht treffen. Zunächst müssen geeignete Standorte geprüft werden", heißt es vonseiten des Konzerns.

Wer kümmert sich um das Taubenprojekt?

Niemand aus der Behörde. Zwar will Senatorin Maike Schaefer laut bisherigen Medienberichten nicht lockerlassen und gibt es in der Verwaltung mit Katharina Härthe inzwischen eine Mitarbeiterin für Tierökologie, weil das Vegesacker Taubenhaus als bundesweites Pilotprojekt angekündigt worden war. Diese befindet sich nach den Worten von Dirk Hürter jedoch in der Einarbeitungszeit. Hürter sagt: „Derzeit liegt die Priorität auf der Bremer Innenstadt, hier wurde ein Standort auf dem Parkhaus am Brill gefunden.“

Gibt es noch eine Chance auf ein Taubenhaus?

Nach den Worten von Dirk Hürter soll das Thema Taubenhaus im Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung des Umfelds des Bahnhofs wieder aufgegriffen werden. Der Verein Bremer Taubenhaus hofft, dass sich im Zuge der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes eine neue Chance ergibt, ein Taubenhotel zu installieren: „Wir hoffen auf die nächsten zwei Jahre.“ Für die geplante Bahnhofsplatz-Umgestaltung wurden kürzlich Vorschläge in der Bevölkerung gesammelt. Nach Darstellung eines Stadtplaners soll das Projekt im Laufe der nächsten zehn Jahre abgeschlossen werden.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)