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Umweltressort findet ersten Standort Stadttauben bekommen ein Hotel im Parkhaus am Brill

Die unkontrollierte Population der Tauben in der Innenstadt ist für viele schon lange ein Ärgernis. Nun richtet das Umweltressort einen ersten betreuten Schlag im Parkhaus am Brill ein.
08.03.2022, 18:00 Uhr
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Stadttauben bekommen ein Hotel im Parkhaus am Brill
Von Nina Willborn

Sie sind für alle Seiten ein Ärgernis: die Taubenschwärme zwischen Wall und Weser. Einzelhändler und Gastronomen sind genervt von verdreckten Plätzen, Tierschützer sorgen sich um den schlechten Gesundheitszustand der Tiere. Nun kommt Bremen einen Schritt voran, um dem Problem der unkontrollierten Population Herr zu werden: Die Tauben bekommen zwar nicht das von Herbert Grönemeyer in seiner "Bochum"-Hymne besungene Himmelbett, aber ein Hotel, in dem sie gefüttert und im Gegenzug ihre Eier kontrolliert entnommen werden.

Der betreute Taubenschlag wird auf dem Dach des Parkhauses am Brill entstehen. Darauf hat sich Bau- und Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) mit der Brepark geeinigt. Federführend in die Bewirtschaftung wird der Verein Bremer Taubenhaus eingebunden. Das Projekt soll in den kommenden Wochen realisiert werden, im Moment laufen noch Absprachen über verschiedene vertragliche Fragen.

Ich freue mich sehr, dass wir eine gute erste Lösung gefunden haben.
Senatorin Maike Schaefer (Grüne)

 „Ich freue mich sehr, dass wir bezüglich der Tauben-Problematik hinsichtlich des Tierschutzes, aber auch der Stadtsauberkeit eine gute erste Lösung gefunden haben", sagt Maike Schaefer. Mit der erfolgreichen Suche nach einem Standort überholt die Innenstadt nun Vegesack, wo das Pilotprojekt eigentlich laufen sollte – dort fehlt weiter ein geeigneter Standort. Aber auch für Bremen-Nord werde sie "nicht locker lassen, bis wir eine Lösung haben", sagt Schaefer. Seit Herbst gibt es Gespräche mit der Wirtschaftsförderung über ein Gebäude in der Nähe des Vegesacker Bahnhofs. Zuletzt hatte die Brebau angekündigt, einen betreuten Schlag in einem Haus am Helsingborger Platz in Marßel einzurichten.

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Auch in der Innenstadt soll es laut der Senatorin nicht bei einem Taubenhotel bleiben. Gemeinsam mit Vertretern der Innenbehörde und der City-Initiative sucht das Ressort weitere Plätze, verhandelt wird mit DIC, der Eigentümergesellschaft des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes – das laut Schaefer genau wie auch Karstadt "ideal" wäre. Auch Brepark-Geschäftsführerin Erika Becker hofft: „Vielleicht gelingt es, mit diesem ersten Taubenhaus auf dem Dach eines Brepark-Hauses auch andere Immobilien-Eigentümer in der City von einer Nachahmung zu überzeugen.“ Insgesamt stehen im Doppelhaushalt Mittel von rund 75.000 Euro bereit, damit ließen sich zwei bis drei Tauben-Projekte installieren.

Je mehr betreute Schläge es langfristig gibt, desto weniger muss gefüttert werden.
Perdita Golz, Verein Bremer Taubenhaus

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Wenn sich die Tauben an ihren neuen Futter-, Schlaf- und Brutplatz auf dem Parkhaus gewöhnt haben, gibt's in einem Umkreis von rund 150 Metern keine Fütterungen mehr: So haben es der Verein Bremer Taubenhaus und das Umweltressort besprochen. "Je mehr betreute Schläge es langfristig gibt, desto weniger muss auf der Straße gefüttert werden", sagt Vorstandsmitglied Perdita Goltz. "Ich kann da auch den Ärger der Geschäftsleute verstehen, und deshalb finde ich es großartig, dass es jetzt vorangeht."

Insgesamt, glaubt sie, kann das Konzept der Populationskontrolle nach dem Augsburger Modell auch in Bremen funktionieren. "Das Parkhaus am Brill halte ich für eine sehr aussichtsreiche Lösung", sagt Goltz, "weil Tauben sehr standorttreu sind und der Schlag dann dort ist, wo sie sich auch jetzt schon aufhalten." Platz hätte er für knapp 200 Tiere. Goltz zufolge zeigen Projekte in anderen Städten, dass es dann entsprechend auf den umliegenden Straßen bis zu 80 Prozent weniger Taubendreck gibt, der Beläge angreift und Reinigungskosten verursacht. "Betreute Taubenschläge sind gut für alle. Für die Tauben, aber auch beispielsweise die Gastronomen."

Sich um die Tiere kümmern sollen nach den aktuellen Plänen die Tierschützer, neben dem Taubenhaus-Verein auch die Mitglieder des Vereins Bremer Stadttauben. Denkbar sei auch, so Goltz, dass ein Taubenwart auf Minijobbasis angestellt wird, der sich um die wöchentliche Reinigung des Stalls kümmert.

Die Geschäftsleute sehen in dem Taubenhotel eine gute Möglichkeit, die Situation zu verbessern. "Wir diskutieren ja schon länger über das Problem", sagt Jens Ristedt, Vorstand der City-Initiative. "Wenn der betreute Schlag jetzt konkret wird, ist das ein erfreuliches Zeichen, zumal jetzt der Frühling beginnt und damit die Außengastronomie."

Mit Taubenhotels in der Innenstadt könnte es auch beim Vorhaben des Senats vorangehen, ein allgemeines Fütterungsverbot ins Ortsgesetz aufzunehmen. Dieses könnte Ausnahmen für Fachleute wie die Mitglieder der Taubenschutzvereine enthalten, und Bußgelder für diejenigen, die aus falsch verstandener Tierliebe Brotreste oder Ähnliches verteilen.

Zur Sache

Population wächst

Etwa 2700 Tauben fliegen in der Innenstadt umher. Das hat eine Zählung des Vereins Bremer Taubenhaus Anfang März ergeben. Dafür hatten Mitglieder nach Angaben von Vorstand Perdita Goltz an einem Termin an zwölf Futterplätzen Fotos gemacht, die Tiere gezählt und anschließend mit einer speziellen Formel hochgerechnet. Bei der vorherigen Zählung Ende 2020 seien es rund 2300 Tauben gewesen, sagte Goltz.

Wenn Tauben ideale Bedingungen vorfinden, können sie Goltz zufolge zehn oder zwölf Jahre lang leben. Die haben die Bremer Stadttauben offenbar nicht: "Im Durchschnitt überleben sie ein bis zwei Jahre", sagt die Tauben-Expertin.

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