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Zum letzten Mal Tiergottesdienst in Vegesack: Abschied von Pastor Volker Keller

20 Jahre hat Pastor Volker Keller den Tiergottesdienst in Vegesack gehalten. Nun geht er in den Ruhestand. Warum sein letzter Tiergottesdienst anders gelaufen ist als geplant.
10.06.2025, 06:01 Uhr
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Von Birgit Szymanski

 

Sein 20. und zugleich letztes Mal als Pastor beim Tiergottesdienst hatte sich Pastor Volker Keller anders vorgestellt. Eigentlich hoffte er, auf der Wiese vor der Vegesacker Stadtkirche mit vielen Herrchen und Frauchen und ihren Vierbeinern bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen die Zeremonie feiern zu können. „Ich bete immer vorher um gutes Wetter“, sagt Keller. Diesmal wurde sein Gebet allerdings nicht erhört. Wegen Regenschauer und kühler Temperaturen musste der Tiergottesdienst am Pfingstsonntag in die Kirche verlegt werden.

In den 20 Jahren dieses besonderen Gottesdienstes sei dies erst das zweite Mal mit schlechtem Wetter gewesen, weiß der Vegesacker Pastor. Dennoch hatten er und sein Team noch genau in Erinnerung, was beim ersten Mal mit den Tieren in der Kirche nicht gut lief. „Das laute Orgelspiel war damals für die empfindlichen Hundeohren eine Qual, die Tiere haben nur gejault“, erinnert sich Keller. Diesmal gab es daher sanfte zurückhaltende Klänge der Orgel, gespielt von Rainer Köhler. Passend zum Gottesdienstthema präsentierte er Ausschnitte aus dem Karneval der Tiere.

Überredung mit Leckerlies

Warum überhaupt zwei Jahrzehnte einen Tiergottesdienst zu Pfingsten? Der Vegesacker Theologe erklärt es so: „Gott ist als Lebenskraft überall in der Schöpfung präsent und Tiere haben daher auch einen Eigenwert." Guido, der vierjährige Berner Sennenhund von Monika und Jean Pierre Foltin, musste allerdings erst überredet werden, die Kirche überhaupt zu betreten. Das Aumunder Ehepaar war bereits zum siebten Mal beim Tiergottesdienst, für Guido dagegen war es eine völlig neue Erfahrung. Der Rüde hat erst vor wenigen Wochen bei den Foltins ein Zuhause gefunden. Es brauchte am Pfingstsonntag viele Leckerlies und Streicheleinheiten, bis er sich so weit an die ungewohnte Umgebung gewöhnt hatte, dass er den Kirchenraum inspizieren konnte und an der langen Leine ein stückweit auch durfte.

Seine Artgenossen nahmen den Gottesdienst ganz unterschiedlich auf. Manche lagen ihren Herrchen und Frauchen tiefenentspannt zu Füßen, andere liefen aufgedreht hin und her, sprangen auf Sitzbänke, auf den Schoß und forderten Aufmerksamkeit ein. Ein schwarzer Cockerspaniel tauchte verspätet mit elegantem Regencape auf, Herrchen im Friesennerz hinterher.

Predigt mit tierischem Bezug

Im Tiergottesdienst war fast alles anders als sonst. Selbst seine Predigt hatte Pastor Keller auf tierische Bezüge abgestimmt und eine Gottesdienstbesucherin durfte mit einem laminierten Foto sogar ihre Katze vorstellen. Manuela Klatt aus der Gemeinde erzählte als passionierte Reiterin von der Beziehung von Mensch und Pferd, zeigte und erklärte unterschiedliche Hufeisen und wer wollte, konnte nach dem Gottesdienst sogar eines mitnehmen.

Für Boxermischung Henry war der Tiergottesdienst zugleich ein Wiedersehen mit seiner ehemaligen Gassigeherin aus Tierheimzeiten. Seit mehr als vier Jahren hat er nun schon ein Zuhause in Aumund, doch der Kontakt zu Kathrin Glaubauch ist nie abgerissen und so lieh sich die Hundefreundin aus Osterholz-Scharmbeck ihren einstigen Schützling kurzerhand für den Gottesdienst bei seiner neuen Familie aus.

Sina Fehr und Sarah Handt vom Bremer Tierheim hatten Flip, Ghost und August mitgebracht, die von den Gassigängern Sonja Koblitz, Dagmar Zühlke und Michael Kopp betreut wurden. Gemeinsam stellten sie ihr Engagement für das Tierheim und den Zwergspitz, den Husky und die Bulldogge vor. Brigitte Wohner-Mäurer und Karin Hensmanns vom Bremer Tierschutzverein berichteten im Gottesdienst über ihre Arbeit. Sie wünschten sich noch mehr ehrenamtliche Helfer, um die vielen Aufgaben bewältigen zu können.

Pastor Volker Keller überraschten sie zu seinem letzten Tiergottesdienst mit Präsenten und Dank für sein tierisches Engagement. Vor den rund 40 Gottesdienstbesuchern drückte Keller seine Hoffnung aus, dass die verbliebenen Kollegen der Gemeinde nach seiner Pension die Tradition der Tiergottesdienste weiterführen.

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