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Kultur in Vegesack Abbau von Hürden: Barrierefreies Festival Maritim

Das Festival Maritim ist seit jeher eintrittsfrei. Damit aber auch wirklich jede und jeder den Konzerten beiwohnen kann, spielt das Thema Barrierefreiheit eine immer größere Rolle bei der Planung.
16.02.2025, 17:45 Uhr
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Abbau von Hürden: Barrierefreies Festival Maritim
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Vor gut anderthalb Jahren forderte die Stadtbürgerschaft, dass Veranstaltungen wie etwa der Bremer Freimarkt für jedermann zugänglich sind. Sprich: Volksfeste müssen barrierefrei sein. Ob sie das tatsächlich auch sind, wird seitdem regelmäßig überprüft. Nordbremer Veranstaltungen blieben dabei zunächst außen vor. Seit dem vergangenen Jahr ist aber auch das Festival Maritim Teil der Betrachtung. Die wurde der Politik nun vorgestellt.

Um das Festival an den richtigen Stellen barrierefrei zu gestalten, hat Lars Ehlers erstmals vor zwei Jahren Gespräche mit verschiedenen Verbänden geführt. "Dabei wurde zum Beispiel das Thema behindertengerechte Toiletten angesprochen", erzählt der Festivalleiter. Und von denen gibt es seitdem immer mehr. "Davon profitieren im Übrigen auch Familien", so der Vertreter des Vegesack Marketing. "Denn die Anlagen verfügen zusätzlich auch über Wickeltische."

Stolperfallen identifiziert

Zudem haben die Verbände darauf hingewiesen, dass es auf Fußwegen immer wieder Stolperfallen gibt. "Wenn man die Perspektive eines mobilitätseingeschränkten Gastes einnimmt, lässt sich dieses Problem relativ schnell abstellen", sagt er. Zum Beispiel, indem Kabel und Wasserschläuche nicht mehr auf Hauptwegen liegen. "Stattdessen kommen Traversen zum Einsatz, die mit Werbung versehen sind", erläutert Ehlers. Zudem hat das Vegesack Marketing Schwerlastplatten angeschafft. "Dadurch wird auch die holprigste Wiese begehbar", schildert er. Das habe den Vorteil, dass jede Besucherin und jeder Besucher die Möglichkeit hätte, sich direkt vor der Bühne aufzuhalten. Allerdings seien diese Anschaffungen – insbesondere im vergangenen Jahr – mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden gewesen.

Dass die Veranstalter unter anderem in Kabelbrücken und Schwerlastplatten investiert haben, heben auch die Vertreterinnen und Vertreter des Landesbehindertenbeauftragten, des Landesteilhabebeirates sowie der Bremer Schausteller hervor. Sie gehören zu der Gruppe, die das Nordbremer Festival begutachtet hat. Und noch etwas ist ihnen positiv aufgefallen: Dass es Freiwillige gibt, die entweder telefonisch oder am Infostand um Hilfe gebeten werden können. Wer das Angebot annimmt, bekommt zum Beispiel ein Mitglied des Fördervereins zur Seite gestellt. Das bringt mobilitätseingeschränkte Besucherinnen und Besucher etwa an einen bestimmten Ort. Oder beantwortet spezifische Fragen.

Problemfall Kopfsteinpflaster

Gänzlich barrierefrei wird das Festival wohl aber nie werden. Das liegt Ehlers zufolge daran, dass es gleich an zwei Stellen Kopfsteinpflaster gibt: Das gilt zum einen für den Volker-Ernsting-Platz am Hafenwald und zum anderen für den Utkiek. Die Resonanz der mobilitätseingeschränkten Besucherinnen und Besucher sei aber trotzdem gut. "Gerade im vergangenen Jahr habe ich von mehreren Rollstuhlfahrern die Rückmeldung bekommen, dass sie noch nie ein so stressfreies Fest erlebt haben", erzählt der Organisator. Das liege unter anderem an der Vielzahl der behindertengerechten Toiletten.

Neben dieser Zielgruppe hat das Vegesack Marketing aber auch sehbehinderte Menschen im Blick. Um ihnen den Festivalbesuch zu erleichtern, wurde unter anderem störendes Grün zurückgeschnitten. Darüber hinaus gebe es auf dem Gelände Felder, die zu ertasten sind. "Perspektivisch wollen wir unser Leitsystem, das seit zwei Jahren, an verschiedenen Orten hängt, barrierefrei gestalten", sagt Ehlers. Davon sollen nicht nur sehbehinderte, sondern auch mobilitätseingeschränkte Gäste profitieren.

Wobei die Gutachter der Stadt kaum Verbesserungspotenzial sehen. Lediglich an drei weiteren Stellen müssten Kabelbrücken verwendet werden. Darüber hinaus verweisen die Experten – wie auch Lars Ehlers – auf das Kopfsteinpflaster am Volker-Ernsting-Platz beziehungsweise am Utkiek hin. Eine Möglichkeit, auch diese Bereiche barrierefrei zu gestalten, sehen sie allerdings ebenfalls nicht.

Das Thema Barrierefreiheit beschäftigt das Vegesack Marketing aber nicht nur beim Festival Maritim. So ordern die Organisatoren mittlerweile auch zu anderen Veranstaltungen, wie etwa zur Vegesacker Kohlparty, behindertengerechte Toiletten. Darüber hinaus hat der Verein zwei mobile Rampen von der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Behinderter Menschen Bremen bekommen. Genutzt werden die zum Beispiel, um Zelte für jede und jeden zugänglich zu machen. "Weil wir diese Rampen aber nicht jeden Tag benötigen, stellen wir sie auch anderen Akteuren im Bremer Norden zur Verfügung", so Ehlers. "Damit wollen wir dazu beitragen, dass die Stadtteile insgesamt barrierefreier werden."

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