In der Vegesacker Fußgängerzone tut sich etwas. Voraussichtlich zum 1. September wird in der Reeder-Bischoff-Straße ein Yoga-Studio eröffnen. Ein weiteres Ladenlokal, das zurzeit noch leer steht, ist ebenfalls vermietet. Und für ein drittes laufen derzeit noch Gespräche. Dass die Ladenflächen in Vegesack im Moment so begehrt sind, liegt am Leerstandswettbewerb Losvegen, den das Vegesack Marketing in diesem Jahr zum zweiten Mal aufgelegt hat.
Welche Konzepte für die anderen beiden Immobilien angedacht sind, kann Jörn Gieschen im Moment noch nicht sagen. Nach den Worten des Geschäftsführers des Vegesack Marketing werden es aber keine Geschäfte sein, die in die Fußgängerzone ziehen. "In jedem Fall sind die Modelle sehr, sehr krisensicher", sagt er.
Bis Jahresende werden die Konzepte gefördert. 50 Prozent der Mietkosten übernimmt das Vegesack Marketing, das dafür eigens Mittel bei der Senatorin für Wirtschaft beantragt hat. Weitere 25 Prozent der monatlichen Miete werden den Unternehmern von den Vermietern erlassen, sodass sie lediglich für ein Viertel des Zinses selbst aufkommen müssen. "Diese Mietförderung ist aber der kleinere Aspekt" sagt Gieschen. "Der größere ist, dass die Miete staffelweise angehoben wird." So hat es das Vegesack Marketing mit den Eigentümern vereinbart. Damit wird es einige Zeit dauern, ehe die Miete wieder so hoch ist, wie sie vor dem Wettbewerb einmal war. "Außerdem können wir aus dem Fördertopf kleine Investitionen unterstützen, beispielsweise für Werbeschilder", so der Geschäftsführer. "Darüber hinaus vernetzen wir die Unternehmer, was auch nicht zu unterschätzen ist."
Im Vergleich zur ersten Runde im vergangenen Jahr war das Interesse bei der aktuellen Auflage etwas geringer. "2021 hatten wir 25 Interessenten, dieses Mal waren es ungefähr halb so viel", erzählt er. Im Laufe der Gespräche stellte sich jedoch heraus, dass sich nicht alle Ideen umsetzen lassen. "Es gab zum Beispiel mehrere gastronomische Konzepte", sagt Gieschen. "Doch um die Immobilien für eine Gastronomie nutzen zu können, müsste zunächst investiert werden." Ein weiteres Hindernis sei gewesen, dass eine Gastronomie verschiedene Genehmigungen erfordert. Beides zusammen habe die Interessenten wieder abspringen lassen. "Es gab auch innovative Ladenkonzepte, zum Beispiel eine Kombination aus Gin und Büchern", berichtet er. "Solche Gemischtkonzepte sieht man zwar immer häufiger, aber auch mit Blick auf die Entwicklung von 'Annanass' war es für den Unternehmer weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Standort." Hinter "Annanass" verbirgt sich ein Geschäftskonzept, das aus der ersten Runde des Leerstandswettbewerbs hervorgegangen ist. Doch schon wenige Monate nach der Eröffnung hat die Inhaberin ihr Geschäft an der Reeder-Bischoff-Straße wieder geschlossen.
Interesse an den leer stehenden Immobilien hatten auch Künstler, die darin ihre Galerie einrichten wollten. Doch als sie ihr Vorhaben durchrechneten, kamen sie zu dem Ergebnis, dass es sich ohne die Förderung nicht trägt. Damit widersprechen diese Konzepte allerdings dem Grundgedanken von Losvegen. "Wir wollen die Ladenlokale langfristig vermieten", sagt Gieschen.
Insgesamt sieben Immobilien hat das Vegesack Marketing bei dem Wettbewerb angeboten, bis zu drei konnten vermietet werden. Die übrigen gehen nun an die Makler zurück, die auch schon im Vorfeld mit der Vermarktung betraut waren. "Unser Projekt endet in diesem Jahr. Sowohl die Mittel als auch die Projektdauer sind begrenzt", so der Geschäftsführer. Auch wenn das Vegesack Marketing damit keine finanzielle Unterstützung mehr anbieten kann, ist es denkbar, die Marke Losvegen auch in Zukunft zu nutzen. "Dafür braucht es jedoch Eigentümer, die das Projekt unterstützen und den Unternehmern eine Mietstaffelung anbieten", so Gieschen. Allerdings geht er davon aus, dass ein solches Konzept für die Vermieter nicht so attraktiv ist, als wenn auch die Stadt das Projekt bezuschusst. Ein gewisses Potenzial sieht er aber dennoch.
Trotz der Tatsache, dass nicht alle sieben Ladenlokale vermietet werden konnten, zieht Jörn Gieschen eine positive Bilanz für die zweite Runde des Leerstandswettbewebs. "Man darf das Projekt nicht nur auf die Anmietungen reduzieren, sondern muss auch sehen, dass wir eine neue Gesprächsbasis mit den Akteuren geschaffen haben", sagt er. Sowohl mit Maklern als auch mit Wohnungsunternehmen sei ein neuer Dialog entstanden, wie Leerstand bewältigt werden kann. Hierbei seien auch die Eigentümer eingebunden worden. "Dadurch haben wir nun eine ganz andere Basis, als vor dem Wettbewerb", sagt Jörn Gieschen. Hierauf wolle er nun auch in Zukunft zurückgreifen.

Jörn Gieschen