Ein Blick auf die Internetseite des Vegesacker Marktes macht es deutlich: An diesem Dienstag sind es noch genau 87 Tage, bis das Volksfest startet. Die Trafostation auf dem Aumunder Marktplatz wird die Buden und Fahrgeschäfte dann allerdings nicht mit Strom versorgen. Aus Sicherheitsgründen darf die Anlage nicht mehr benutzt werden. Und eine neue ist nach wie vor nicht finanziert. Also braucht es in diesem Jahr ein Provisorium. Doch wer das bezahlt, ist noch immer völlig offen.
Im April erfuhr der Vegesacker Marktausschuss, dass eine solche Anlage einen niedrigen fünfstelligen Betrag kosten würde. Ein entsprechendes Angebot liege Immobilien Bremen vor, sagte ein Vertreter von Wesernetz während der Sitzung. Peter Schulz betont auf Nachfrage der NORDDEUTSCHEN nun allerdings, dass der Eigenbetrieb die Kosten selbst nicht übernehmen wird. "Immobilien Bremen verwaltet lediglich das Gebäude auf der Basis eines entsprechenden Vertrages mit dem Wirtschaftsressort, das demzufolge die Mittel für ein Provisorium bereitstellen müsste", sagt der Sprecher von Immobilien Bremen.
Christoph Sonnenberg verweist auf eine Entscheidung des Marktausschusses, der sich im April darauf verständigt hat, die Kosten für das Provisorium gegebenenfalls aus seinen Budget zu bezahlen. Damit sei das Ortsamt Vegesack in dieser Angelegenheit zuständig, erklärt der Sprecher von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke).
Mittel sind zweckgebunden
Bereits während der Sitzung gab Ingo Schiphorst (Stimme Vegesacks) allerdings zu bedenken, dass die Mittel des Gremiums zweckgebunden sind. Das sogenannte Stadtteilbudget wird vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV) verwaltet und kann beispielsweise für Straßenbeleuchtungen, Fußgängerquerungen oder Fahrradständer eingesetzt werden. Der Ausschuss wolle mit seinem Beschluss jedoch erreichen, dass der Aumunder Marktplatz nicht nur als Veranstaltungs-, sondern auch als Verkehrsfläche erhalten bleibt, sagt Vegesacks Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik. Hierüber sei das ASV informiert worden. "Ein negativer Bescheid, dass das nicht möglich ist, hat mich nicht erreicht", sagt er. "Das heißt, dass aktuell die Umsetzung geklärt wird."
Für Gunnar Sgolik ist damit klar, dass der Vegesacker Markt in diesem Jahr definitiv stattfinden wird. Wer das Provisorium am Ende bezahlt, müsse allerdings noch geklärt werden. "Der Ausschuss hat beschlossen, dass eine temporäre Stromversorgung aus Stadtteilmitteln zu ermöglichen ist", erklärt der Verwaltungschef. "Damit sind nach wie vor die Ressorts in der Verantwortung, die Kosten für das Provisorium zu tragen." Kommen die ihrer Verpflichtung nicht nach, würde der Ausschuss einspringen und das Volksfest damit sichern.
Genehmigung fehlt
"Eigentlich dürften wir uns gar nicht mehr mit dem Vegesacker Markt 2024 beschäftigen, sondern müssten bereits über die Veranstaltung im kommenden Jahr sprechen", informierte der Wesernetz-Vertreter den Marktausschuss im April. "Denn aktuell beträgt die Lieferzeit für eine Station gut 40 Wochen." Ob die neue Anlage rechtzeitig zum Vegesacker Markt 2025 fertig ist, hänge jedoch von vielen Faktoren ab, erklärt Peter Schulz. "Zunächst müsste Immobilien Bremen einen Auftrag des Wirtschaftsressorts über den Gesamtabriss des vorhandenen Gebäudes und den Neubau einer Trafostation erhalten", so der Sprecher von Immobilien Bremen. "In der Folge käme es nach erfolgter Planung zu den üblichen Genehmigungs- und Ausschreibungsverfahren für den Neubau, danach würden die reinen Bauarbeiten beginnen." Zudem müssten auch Lieferzeiten für technische Bestandteile der neuen Trafostation berücksichtigt werden. Eine seriöse Prognose, ob die Anlage für den Vegesacker Markt 2025 zur Verfügung steht, sei damit zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich.
Die Stromversorgung ist aber nicht das einzige Problem, das das Nordbremer Volksfest hat. Denn bisher haben die Behörden die Veranstaltungsfläche im Bereich Achterrut und Georg-Gleistein-Straße noch nicht freigegeben. Grund dafür sei unter anderem der Brandschutz. "Die Straßen dort sind relativ eng gebaut", sagt Sgolik. "Entsprechend muss dort gemäß verschiedener Richtlinien auf Abstand geachtet werden." Hierzu gebe es aber regelmäßige Abstimmungen zwischen der Polizei, der Feuerwehr, dem Schaustellerverband, dem Bauamt Bremen-Nord, dem Amt für Straßen und Verkehr sowie dem Ortsamt. Sgolik geht davon aus, dass am Ende dieser Gespräche eine Lösung gefunden wird, die für alle Beteiligten praktikabel ist.