Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Arbeits- und Lernzentrum Vegesacker Verein: Weniger Geld – weniger Möglichkeiten

Weil das Bremer Jobcenter bis Ende Juni bereits sein gesamtes Budget für dieses Jahr ausgegeben hat, sind die Möglichkeiten, Menschen in Arbeit zu bringen, begrenzt. Was das für das ALZ in Vegesack bedeutet.
02.07.2024, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Vegesacker Verein: Weniger Geld – weniger Möglichkeiten
Von Aljoscha-Marcello Dohme

65 Millionen Euro. So viel Geld steht dem Bremer Jobcenter in diesem Jahr zur Verfügung, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Doch dieser Betrag war bereits nach sechs Monaten aufgebraucht. Das könnte auch zu einem Problem für das Vegesacker Arbeits- und Lernzentrum (ALZ) werden.

Dabei musste die Einrichtung an der Hermann-Fortmann-Straße schon zu Beginn des Jahres Einschnitte hinnehmen, erzählt Carmen Jorek. "Zum 1. Februar wurde unser Textilprojekt von jetzt auf gleich gestrichen", so die operative Geschäftsführerin des ALZ. "Davon waren auf einen Schlag 20 Frauen betroffen."

Nun fallen voraussichtlich die sogenannten Bildungsgutscheine weg. "Damit können wir keine Umschulungen mehr anbieten", sagt sie. Die hat das ALZ bisher für Auslieferungsfahrer organisiert. Das Gros der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die ihre Ausbildung mit einem Abschluss vor der Handelskammer beenden, habe im Anschluss daran einen Arbeitsplatz gefunden. Gleiches gelte für diejenigen, die sich zur Verkäuferin beziehungsweise zum Verkäufer umschulen lassen. Eigentlich sollte der nächste Kursus zum 1. August beginnen. Doch auch dieses Angebot wird wegfallen. "Davon sind mindestens zwölf Personen betroffen", schildert Jorek.

Freie Plätze bei den Umweltwächtern

Perspektivisch werden sich die finanziellen Probleme des Jobcenters auch auf die Umweltwächter auswirken. "Im Moment sind bei diesem Projekt acht Plätze belegt. Die Förderung hierfür läuft aber Ende des Jahres aus", sagt sie. Wie es danach weitergeht, stehe noch nicht fest. Klar ist hingegen, dass keine zusätzlichen Kräfte eingestellt werden können. Eigentlich ist die Maßnahme auf 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgelegt. Da das ALZ aber Schwierigkeiten hat, genügend Interessenten zu finden, sind aktuell sieben Stellen vakant. Und das werden sie wohl vorerst auch bleiben. Denn eine Bewilligung für weitere Kräfte würde das ALZ momentan nicht bekommen.

Deutlich größeres Interesse als bei den Umweltwächtern gab es zuletzt bei den Weiterbildungen. Für sie hatten Jorek und ihr Team bereits genügend Teilnehmerinnen und Teilnehmer akquiriert. "Und denen mussten wir nun absagen", schildert sie. Dabei wäre es für die Frauen und Männer von großer Bedeutung, wenn sie wieder arbeiten könnten. "Die Tätigkeit führt dazu, dass sich die Menschen wertgeschätzt fühlen", sagt Jorek. Doch das ist nicht der einzige Punkt, der für sie wichtig ist. Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen zeigten, dass auch soziale Kontakte, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die jeweilige Maßnahme pflegen könnten, von großer Bedeutung seien. Außerdem würden ihre Nachbarn sehen, dass sie einen Arbeitsplatz haben und Geld verdienen.

Möbellager bleibt erhalten

Die Probleme des Jobcenters wirken sich aber nicht nur auf diejenigen negativ aus, die sich nun nicht weiterbilden können. Genauso betroffen ist auch das Arbeits- und Lernzentrum selbst. Das muss sich aktuell zum Beispiel mit der Frage befassen, was mit dem Dozenten passiert, der bisher den Berufsschulunterricht für die angehenden Verkäuferinnen und Verkäufer angeboten hat. "Aktuell suche ich nach einer Lösung, wie wir ihn halten können", sagt Jorek. "Denn momentan habe ich noch die Hoffnung, dass das Jobcenter gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit einen Weg findet, wie die Angebote doch weitergehen können." Auch deshalb versuche sie, Mitarbeiter wie den Dozenten zu halten. Schließlich sei es in Zeiten des Fachkräftemangels mehr als schwierig, geeignetes Personal zu finden.

Darüber hinaus schaut das Arbeits- und Lernzentrum, wie es sein Möbellager in Zukunft aufstellt. Denn auch dort hat der Verein geförderte Kräfte eingesetzt. Dass es das Lager auch weiterhin geben wird, steht für Carmen Jorek außer Frage. "Im Moment gehe ich davon aus, dass in diesem Bereich das Ehrenamt verstärkt zum Tragen kommen wird", sagt sie. "Ohne Freiwillige wird zumindest in den nächsten sechs Monaten kaum etwas möglich sein."

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)