Vegesack. Eine offene Bibliothek, eine Open Library, wird es in Vegesack auch nach dem millionenschweren Umbau des Vegesacker Büchereigebäudes nicht so schnell geben. 1,5 Millionen Euro hat die Sanierung verschlungen, doch technische Probleme führen jetzt dazu, dass Bremen Besucher nicht allein in die Bibliothek gehen lassen kann. Zu groß ist die Befürchtung, dass die Vegesacker plötzlich im Dunkeln stehen.
Seit 2014 gibt es das Modell Open Library in Deutschland: Als erste Bibliothek des Landes überließ die Bücherhalle Hamburg-Finkenwerder ihren Nutzern den Schlüssel zum Buch. Die Kunden sollten zu bestimmten Zeiten Bücher und andere Medien ausleihen können, auch, wenn kein Personal vor Ort ist. Seitdem hat das Konzept Nachahmer gefunden. Inzwischen gibt es die Open Library in verschiedenen Städten – auch in Bremen.
Pilotversuch ursprünglich für 2019 geplant
Nachdem die Öffnungszeiten in der Stadtteilbibliothek Vahr ausgeweitet wurden, sollten auch Vegesacker Bibliothekskunden die Karte zum Buch am Aumunder Heerweg 87 bekommen, mit der sie sich eigenständig Zugang zur Bücherei verschaffen können sollten. Der Pilotversuch sollte 2019 starten. Daraus wurde nichts: Von der Decke des Gebäudes tropfte Wasser. Der Start des Modells Open Library wurde auf Sommer 2021 verschoben.
Fast anderthalb Jahre dauerte die Umbauzeit. Die Bauherrin, die städtische Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen (IB), bezifferte die Kosten mit 1,5 Millionen Euro. Dafür sollte jedoch gleich die Technik für die Open Library vorinstalliert werden.
„Es ist so gedacht, dass das Licht angeht, wenn der Kunde reinkommt und ausgeht, wenn er die Bibliothek verlässt“, erläutert Zweigstellenleiter Martin Renz das Konzept. Das eine ist die Theorie, das andere die Praxis: „Die Technik funktioniert nicht zuverlässig,“ musste Martin Renz feststellen. Am „Black Friday“ standen Mitarbeiter und Kunden wortwörtlich im Dunkeln: „Die gesamte Beleuchtung ist ausgefallen.“
Eingangstür bereitet Sorgen
Sorgen bereitet den Mitarbeitern mit Blick auf Open Library auch die große Eingangstür: Sie öffnete sich bei Testversuchen nicht nur, wenn Kunden mit Bibliothekskarte davor standen, „sondern sie ging für jeden Passanten auf, der vor der Tür stand“, berichtet Martin Renz.
Anfang 2022 sieht es nicht so aus, als würden die technischen Defizite schnell behoben und das Konzept Open Library umgesetzt werden können. Martin Renz: „Es sind zurzeit keine Handwerker verfügbar.“ Ob Bremen den Klageweg gegen beteiligte Handwerksbetriebe beschreiten wird, kann Werner Wick aus der Kulturbehörde nicht sagen. Dafür sei es zu früh. Noch sei nicht klar, warum die Technik nicht funktioniere.
Zurzeit, tröstet Werner Wick, könne den Vegesackern Open Library ohnehin nicht angeboten werden. Wegen der Corona-Regeln sei eine Kontrolle des Impfstatus der Besucher durch Mitarbeiter unerlässlich.
CDU pocht auf Bücherei in Blumenthal
Inzwischen beschäftigt sich auch die Bremer Politik mit dem Thema Open Library. Ginge es nach dem Willen der CDU-Bürgerschaftsfraktion würde das Modell Schule machen und alle Bremer Bibliotheken zügig mit entsprechender Technik ausgestattet. Claas Rohmeyer, Fraktionssprecher für Kultur und Medien, betont: „Wir glauben, dass wir mit Open Library das gute Angebot, dass wir in unseren Bibliotheken haben, noch besser an Menschen bringen können.“ Dabei denken die Christdemokraten vor allem an berufstätige Eltern mit ihren Kindern und Alleinerziehende, denen ein Besuch zu den regulären Öffnungszeiten nicht möglich ist. Den Antrag der Fraktion auf einen zügigen flächendeckenden Ausbau jedoch hat die SPD gerade abgelehnt.
„Wir werden nicht locker lassen," sagt Claas Rohmeyer. In dem Zusammenhang weist er auch auf den Koalitionsvertrag hin, wonach in Bremen zwei zusätzliche Bibliotheksstandorte geschaffen werden sollen: In Obervieland und in Blumenthal: „Beide Bibliotheken sind bis heute nicht eingerichtet.“