Bernd Siems hat das Versprechen schon oft gehört, dass die Vegesacker Fußballer bald ein neues Umkleidegebäude bekommen werden. Zuletzt, sagt der Vereinsfunktionär, sollte es mit dem Millionenprojekt in diesem Sommer losgehen. Doch neben dem Kunstrasenplatz beim Stadion, den die Behörde als Standort vorgeschlagen hat, ist: nichts – außer Gras. Und wird auch so schnell nichts anderes sein.
Dabei sind sich alle seit Jahren einig, dass die alten Sanitäranlagen weg- und neue hermüssen: Die Beiratsfraktionen sind dafür, die Entscheider des Sportamts, die Planer des städtischen Gebäudeverwalters Immobilien Bremen. Immer wieder hieß es, dass der Altbau – er kommt auf fast 100 Jahre – nicht mehr den Standards entspricht. Und immer wieder klagten Fußballchef Siems und andere Mitglieder der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack darüber, dass es in dem Gebäude stinkt. So sehr, dass, manche Spieler, Trainer und Schiedsrichter lieber zu Hause duschen als dort.
Es gab mal Pläne, die zeigten, wie alles moderner und schöner werden sollte: Das Umkleidegebäude war dabei nur ein Projekt von mehreren Projekten auf dem Stadiongrundstück. Und das Gelände nur ein Teil eines viel größeren Plans. Das ist es immer noch. Stadtentwickler wollen alles miteinander verbinden – den Hafen mit dem Bahnhofsplatz, den Bahnhofsplatz mit der Sportfläche, die Sportfläche mit den stillgelegten Bahngleisen. Seit Jahren wird darüber gesprochen. Und seit Jahren, sagt Siems, geht es deshalb mit dem Vereinsgebäude nicht voran.
Bei den damaligen Entwürfen ging es auch um neue Trainingsplätze und ein sogenanntes Hood-Angebot, bei dem sich Sport und soziale Arbeit vermischen. Bei den neueren geht es mittlerweile nur noch ums Vereinsgebäude und darum, wie es gestaltet werden könnte. Das Konzept stammt von der Architektengruppe GME, die Büros in Bremen, aber auch in Niedersachsen haben. Fußballchef Siems sagt, die Studie seit anderthalb Jahren zu kennen. Unterm Strich zeigt sie ein Gebäude, das nichts mehr mit dem alten an der Straße Zur Vegesacker Fähre zu tun hat.
Statt zweigeschossig ist der Neubau eingeschossig. Statt eine weiß verputzte Fassade hat er eine rot verklinkerte. Und statt eines schrägen Daches gibt es ein geschwungenes. Sechs Umkleidebereiche mit Duschen sieht der Plan vor, plus Räume für Schiedsrichter, Teambesprechungen, Vereinssitzungen. Was aus dem Bau auch einen Funktionsbau macht. Und weil er zugleich ein Passivhaus werden soll, kostet er mehr als andere Vereinsgebäude. Knapp drei Millionen Euro sind für den Neubau beim Stadion bisher veranschlagt worden.
Und weil das viel Geld ist, haben sich Bremer Behördenvertreter gefreut, als Berliner Verhandlungspartner erklärten, dass sich der Bund an den Kosten beteiligen wird. Vor zwei Jahren war das. Fast 1,2 Millionen Euro sollen dazugegeben werden. Nur sind sie bisher noch nicht dazugegeben worden. Fabio Cecere sagt, dass der Zuschuss aus einem Förderprogramm kommt, für das spezielle Auflagen gelten. Der Sprecher von Immobilien Bremen kündigt an, dass das Prozedere demnächst abgeschlossen ist, damit der Betrag aus Berlin freigegeben und mit dem Bau begonnen werden kann.
Nach seinem Zeitplan soll es nun 2024 so weit sein. Das wäre dann ein Jahr später, als es zuletzt angekündigt worden war. Fußballchef Siems weiß noch, als Planer erklärten, dass es jetzt schnell gehen würde: Mitte dieses Jahres der Baustart, Mitte nächsten Jahres das Bauende. Das hatte zumindest eine Architektin bei der Präsentation des Entwurfs im Beirat erklärt. Und auch, dass erst der Neubau an die Längsseite des Kunstrasenfeldes kommt, dann der Altbau vorne an der Straße abgerissen wird. Die Planer wollen, dass sich das Stadiongelände zum Bahnhofsplatz hin öffnet.
Siems ist es im Grunde egal, wo das Vereinsgebäude am Ende steht. Für ihn zählt nur, dass es endlich kommt. Manchmal, sagt er, daran zu zweifeln, dass das wirklich noch passiert.