Eine schnelle Lösung für die defekte Hafenbrücke in Vegesack wird es nicht geben. Trotzdem kommt Bewegung in die Sache. Die Deputation für Wirtschaft und Häfen hat in der jüngsten Sitzung 93.000 Euro für die Planung eines Teilabrisses freigegeben. Demontiert werden sollen zunächst die Brückenteile, die die Schifffahrt beeinträchtigen.
Hintergrund: Die Brücke war bereits vor einem Jahr überprüft und wegen eines Lagerschadens zunächst in einen Minimalbetrieb überführt worden, ehe die Brücke in diesem Sommer endgültig gesperrt wurde. Für Schiffe mit hohen Masten wurde sie letztmalig geöffnet. Seither können nur noch Schiffe in den Hafen ein- oder aus ihm herausfahren, die unter der geschlossenen Brücke hindurchpassen. Die Durchfahrtshöhe variiert je nach Tide.
Dass es so nicht bleiben kann, ist allen Beteiligten klar. Daher sollen, quasi als Sofortmaßnahme, zunächst Brückenteile abgebaut werden, damit der Hafen wieder für Schiffe erreichbar ist. Zurzeit ist die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) damit beschäftigt, die Beauftragung eines Planungsbüros vorzubereiten. "Wir gehen davon aus, die Planungen im kommenden Winter abgeschlossen sein werden", sagt WFB-Pressesprecherin Juliane Scholz. Erst dann kommt erneut die Politik ins Spiel. Denn wie es dann weitergehen solle, hänge von der ermittelten Höhe der Kosten für den Rückbau der Brücke ab. Aktuell gibt es lediglich eine Schätzung. Demnach müssten für den Teilabriss 450.000 Euro eingeplant werden.
Nach der Beauftragung eines Planungsbüros wird die WFB einen Zeitplan für das weitere Vorgehen aufstellen. Dieser wird dann auch Auskunft über die notwendige Ausschreibung und den Zeitraum des eigentlichen Rückbaus geben. Damit dürfte klar sein, dass das Flaggschiff des Hafens, die "BV 2 Vegesack" ihr Winterlager 2025 nicht in ihrem Heimathafen aufschlagen kann.
Der Vegesacker Hafen hat eine mehr als 400-jährige Geschichte aufzuweisen und gilt als einer der ältesten künstlich angelegten Häfen in Deutschland. Entsprechend wichtig ist er für das maritime Selbstverständnis Vegesacks. Er spielt bei der sogenannten Maritimen Meile eine zentrale Rolle. Aktuell wird er mit seinen drei Stegen als Museumshafen genutzt und bietet zudem Platz für Gastlieger – mit den skizzierten Einschränkungen.
Die Zukunft des Hafens als kulturelles Erbe für den gesamten Bremer Norden wird nicht infrage gestellt. Allerdings ist die politische Debatte darüber, was anstelle der defekten Designerbrücke treten soll, voll entbrannt. Die zentrale Frage: Kommt das Hafenumfeld, vor allem mit dem neu entstehenden Speicher-Quartier, ohne Fußgängerbrücke aus, oder nicht? Der Vegesacker Beirat hat sich Anfang Juli für den schnellstmöglichen Neubau ausgesprochen. Vorsichtige Schätzungen gehen von einem Kostenfaktor von rund 7,5 Millionen Euro aus. Wobei schon Stimmen laut werden, die dafür werben, nach kostengünstigeren Alternativen Ausschau zu halten. Immer wieder wird eine Klappbrücke nach niederländischem Modell ins Spiel gebracht. Unabhängig vom konkreten Brückenmodell soll die Planung für die Hafeneinfahrt sich allerdings in das neue Gesamtkonzept für das Hafenumfeld einfügen. Ein solches wird gerade bearbeitet.