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Interview mit Heiko Dornstedt Vegesacks Ortsamtsleiter über Bauprojekte im Stadtteil und die Zukunft des Loggermarktes

Die Umgestaltung des ehemaligen Haven Höövts und der Oeversberg waren Vegesacker Themen im vergangenen Jahr. Im Interview spricht Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt darüber, was den Stadtteil 2020 bewegen wird.
06.01.2020, 07:15 Uhr
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Vegesacks Ortsamtsleiter über Bauprojekte im Stadtteil und die Zukunft des Loggermarktes
Von Aljoscha-Marcello Dohme
Herr Dornstedt, welche Themen haben Sie im vergangenen Jahr besonders bewegt?

Heiko Dornstedt: Zwei Ereignisse waren in 2019 ganz besonders wichtig für mich: Zum einen die Neuaufstellung des Bebauungsplans 1218, wo wir für den Bereich des ehemaligen Haven Höövts endlich eine Lösung gefunden haben. Ein Investor ist mit einer sehr guten Bauplanung an das Ortsamt, an den Beirat und vor allem auch an das Bauamt Bremen-Nord herangetreten. Wir konnten gemeinsam in sehr enger Kooperation und innerhalb kürzester Zeit die planungsrechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir hier unten am Vegesacker Hafen diesen Missstand Haven Höövt beseitigen und da etwas Neues hinbekommen. Das ist in meinen Augen auch zukunftsweisend.

Was war das zweite Ereignis?

Wir haben gemeinsam mit zahlreichen senatorischen Behörden und dem Kreissportbund eine Lösung für den Oeversberg gefunden, der bisher planungsrechtlich eher der Jacobs University zugedacht war. Das Grundstück war als Erweiterungsgelände für die Uni gedacht und wir haben die Erfordernis erkannt, dass wir für den Bremer Norden an der Stelle weiter eine zentrale Sportanlage benötigen. Aufgrund dieser Hängepartie, weil ein Teil der Jacobs University bereits gehörte und diese ab 2025 ein Zugriffsrecht auf die zweite Hälfte des Oeversberges hatte, sind dort Investitionen nicht getätigt worden, was auch nachvollziehbar war.

Einen Kunstrasenplatz für eine halbe Million Euro anzulegen, der fünf Jahre später wieder untergepflügt wird, weil die Uni dort Gebäude errichtet, hätte man keinem erklären können. Wir haben es gemeinsam mit den Behörden hinbekommen, einerseits für die Jacobs University eine Lösung zu finden, die es ihr ermöglicht, die erforderliche Expansion durchzuführen, und auf der anderen Seite eine Regelung zu finden, die den Sport für den Stadtteil Vegesack an der Stelle zukunftsfähig absichert.

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Für Turbulenzen im Beirat Vegesack sorgten zwei Parteiwechsel nach der Bürgerschaftswahl. Wie sehen Sie das?

Als Ortsamtsleiter muss ich das akzeptieren, was ich auch tue. Allerdings habe ich mich persönlich doch schon etwas gewundert, dass man erst kurz nach der Wahl merkt, dass man mit den Zielen der Partei, für die man ursprünglich angetreten ist, eigentlich gar nicht mehr so übereinstimmt. Das war schon etwas befremdlich für mich.

Für Aufregung sorgte auch die Meldung, dass der Loggermarkt nicht mehr weitergeführt werden soll. Einen Tag später schaltete sich der damalige Wirtschaftssenator Martin Günthner ein und sicherte das Fortbestehen der Traditionsveranstaltung. Wie haben Sie das erlebt?

Ich war von der Mitteilung genauso überrascht wie alle Vegesacker. Da hat sich die Großmarkt GmbH seinerzeit nicht so mit Ruhm bekleckert, das einfach nur schlicht mitzuteilen, und dann findet das nicht mehr statt. Glücklicherweise hat Herr Senator Günthner sofort reagiert und gesagt, das wird weiter fortgesetzt.

Wie geht es mit dem Loggermarkt weiter?

Die Großmarkt GmbH arbeitet an einem Konzept, das über das Jahr 2020 hinausgeht. In diesem Jahr wird der Loggermarkt in der herkömmlichen Form veranstaltet. Ab 2021 sehen wir dann weiter, wie sich das Ganze zukunftsfähig aufstellt. Daran werden wir auch mitwirken, werden uns dieses Konzept vorstellen lassen und es auch beraten. Ich halte das für normal, dass man sich auch selbst immer wieder infrage stellt und an seinen Konzepten feilt. Es kann sein, dass das Publikumsinteresse nachgelassen hat, weil sich auch das Freizeitverhalten der Menschen ändert. Deshalb muss man das Konzept kritisch betrachten und sagen, was sich ändern muss, damit der Loggermarkt für die Leute wieder interessant ist.

Haben Sie persönlich Ideen?

Ich würde gerne den Bereich um den Hafenwald herum stärker in die Veranstaltungsfläche mit einbeziehen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass vor allem dann, wenn der Bereich unten am Alten Speicher neu bebaut worden ist, die Fläche vor dem Geschichtenhaus auch Veranstaltungsfläche wird.

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In diesem Jahr dürfte das Thema Bauen den Stadtteil beschäftigen, wenn man etwa an das ehemalige Hartmannstift oder das einstige Vulkan-Verwaltungsgebäude denkt.

Bauen ist schon seit einigen Jahren ein großes Thema hier im Stadtteil. Wir haben viele neue Wohngebiete ausgewiesen, beispielsweise das Tauwerkquartier, die erste Klimaschutzsiedlung Bremens, die Bereiche Aumunder Wiesen 1 und 2 sowie den Bereich um das ehemalige Technologiezentrum bei den Angelteichen. Hier kommt neue Wohnbebauung hin oder ist teilweise schon vorhanden. Dadurch ist es insbesondere für junge Familien attraktiv, hier ins Mittelzentrum zu ziehen. Und richtig, der Bereich Hartmannstift und auch der Bereich um das ehemalige Vulkan-Verwaltungsgebäude werden in diesem Jahr zu entwickeln sein.

Außerdem werden die Planungen für den Bereich rund um den Vegesacker Bahnhof weitergehen. Inwieweit profitiert der Stadtteil von den Maßnahmen?

Vegesack profitiert zum Beispiel in Bezug auf den Hochwasserschutz. Wenn der Generalplan Küstenschutz an dieser Stelle umgesetzt wird, und das irgendwann zu befürchtende Jahrtausendhochwasser kommt, dann profitiert Vegesack davon, dass der Hochwasserschutz da ist und wir nicht große Schäden erleiden. Außerdem profitiert der Stadtteil, weil der Hafen erlebbar bleibt. Wenn die Aufstellflächen für die Busse verändert werden, profitieren Vegesacker und Besucher davon, weil sie kürzere Wege zwischen Bus und Bahn haben.

Wenn die Zuwegung zum Park-and-Ride-Platz verändert wird, mit dem Ergebnis, dass man kürzere Wege hat, profitiert der Umsteiger vom Individualverkehr auf den ÖPNV, weil er zwischen Auto und Bahn kürzere Wege hat. Wenn die Schönebecker Aue renaturiert wird, profitiert der Spaziergänger und die Natur sowieso. Und der Sportler profitiert davon, wenn er wieder vernünftige Umkleidemöglichkeiten am Stadion hat. Unterm Strich profitieren eigentlich alle.

Das dürfte eine relativ teure Angelegenheit werden. Sie sagten bereits im Beirat, es dürfe nicht nur geplant werden, sondern es müssten auch die finanziellen Mittel bereitgestellt werden.

Natürlich, das gehört für mich zwingend dazu. Aber weil das auch so ein Riesen-Paket ist, bin ich auch sehr sicher, dass das nur step-by-step umgesetzt werden kann. Da wird nicht der große Bagger kommen und alles auf einmal und in einem Zug verändern. Das wird in Bauabschnitten realisiert werden. Alles andere wäre illusorisch.

Deshalb denken Sie auch, dass sich das finanzieren lässt?

Ja, weil man das eben stückweise macht, lässt sich das auch finanzieren.

Was denken Sie, bis wann alle Planungen umgesetzt sind?

Ich würde mich freuen, wenn ich das Ende der Planungen noch als Ortsamtsleiter erlebe. 2023 werde ich in den Ruhestand gehen.

Das Interview führte Aljoscha-Marcello Dohme.

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Zur Person

Zur Person

Heiko Dornstedt (62) ist seit August 2008 Leiter des Ortsamtes Vegesack. Zuvor war er fast 20 Jahre stellvertrender Leiter der Nordbremer Verwaltungsbehörde. Dornstedt ist in Vegesack geboren und aufgewachsen.

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