Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Studie der Bremer Universität Bisher fehlen Teilnehmer aus Nord: Wie gesund Gesundheitskräfte sind

Die Bremer Universität beteiligt sich an einem europaweiten Forschungsprojekt zur Gesundheit von Schichtarbeitern in der Gesundheitsbranche. Nur findet sie dafür keine Teilnehmer aus dem Bremer Norden.
09.09.2025, 17:45 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bisher fehlen Teilnehmer aus Nord: Wie gesund Gesundheitskräfte sind
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Wer im Gesundheitswesen arbeitet, ist vielfach nicht nur tagsüber gefordert, sondern auch nachts. Und nicht wenige wechseln immer wieder von der einen zur anderen Schicht. Was das für die Gesundheit der Betroffenen bedeutet, will die Bremer Universität im Rahmen eines Forschungsprojektes herausfinden. Doch bisher ist der Norden der Stadt dabei unterrepräsentiert. Und das hat direkte Folgen für diejenigen, die in dieser Branche tätig sind.

Nach den Worten von Hannah Jilani handelt es sich bei dem Projekt um eines der Europäischen Union. "Die ist daran interessiert, Übergewicht zu reduzieren oder zu verhindern", sagt die Ernährungswissenschaftlerin der Universität Bremen. Schließlich führe Übergewicht zu etlichen anderen Erkrankungen. Und weil mittlerweile bekannt ist, dass die sogenannte rotierende Schichtarbeit – also der ständige Wechsel von Tag- und Nachtarbeit – das Risiko erhöht, Übergewicht zu entwickeln, nimmt die Studie genau diese Zielgruppe in den Fokus.

Keine Teilnehmer aus Bremen-Nord

Dass Schichtarbeiter häufiger unter Übergewicht leiden, hat gleich mehrere Gründe. "Zum einen ist Schichtarbeit für den Körper total anstrengend", sagt die promovierte Naturwissenschaftlerin. "Und zum anderen ist es sehr schwer, einen gesunden Lebensstil beizubehalten."

Bremenweit sucht Jilani 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Eine Quote, wie viele davon aus Vegesack, Blumenthal und Burglesum kommen sollten, hat die Wissenschaftlerin nicht festgelegt. Wichtig ist für sie nur, dass sich überhaupt jemand aus dem Bremer Norden beteiligt. Denn bisher ist der Stadtbezirk noch gar nicht vertreten.

Und das gilt nicht nur für diese Studie, sondern auch für andere Forschungsvorhaben der Bremer Universität. "Allein in diesem Jahr habe ich schon dreimal festgestellt, dass der Norden der Stadt unterrepräsentiert ist", sagt sie. Erst kürzlich war sie bei der Senatorin für Umwelt, um eine Landkarte mit Projekten zum Thema nachhaltige Ernährung zu erstellen. "Die Stadt war voller Punkte – und im Norden gab es genau ein Projekt", erzählt Jilani.

Dass Forschungsvorhaben der Bremer Universität vor allem Menschen in der Stadt erreichen, ist aus Sicht von Hannah Jilani historisch gewachsen. "Die Uni pflegt vor allem Kooperationen mit Akteurinnen und Akteuren in der Stadt", sagt sie. In den Bremer Norden gebe es dagegen nur wenige Kontakte.

Machen zu wenig Nordbremerinnen und Nordbremer bei Studien wie dieser mit, kann die Wissenschaft keine Aussagen zur Situation in Vegesack, Blumenthal und Burglesum treffen. Denn einfach so übertragen lassen sich die Ergebnisse aus anderen Stadtteilen nicht. "Jedes Haus ist anders organisiert – und hat damit auch sein eigenes Schichtsystem", so die Ernährungswissenschaftlerin. "Manche Einrichtungen haben sich auch schon Maßnahmen überlegt, um die Situation von Schichtarbeitern zu verbessern, zum Beispiel indem Schichten selbst gewählt werden können." Unter anderem deshalb brauche sie auch Daten aus dem Bremer Norden.

Strategien sollen entwickelt werden

Wer an der Studie mitwirkt, wird umfangreich untersucht. "Wir laden die Personen zu uns in die Universität ein und nehmen dann alle möglichen Bioproben wie Blut, Urin, Stuhl, Speichel und Haar", erläutert sie. Darüber hinaus werden Größe und Gewicht, Taillen- und Hüftumfang sowie die Körperzusammensetzung gemessen. Weitere Informationen liefern Fragebögen, die nicht nur von den Schichtarbeitern selbst ausgefüllt werden, sondern auch von ihren Partnerinnen und Partnern.

All diese Daten sollen dabei helfen, herauszufinden, wie es um die Gesundheit von Schichtarbeitern in der Gesundheitsbranche bestellt ist. Mit dieser Erhebung ist die Studie allerdings noch nicht beendet. "Wir wollen darüber hinaus Strategien entwickeln, wie Schichtarbeitende – so gut es geht – ihren gesunden Lebensstil beibehalten können", schildert sie.

Für ihre Studie sucht Jilani aber nicht nur Schichtarbeiter, sondern auch Fachkräfte, die ausschließlich tagsüber – und damit nicht zu unterschiedlichen Zeiten – im Dienst sind. "So können wir die beiden Gruppen miteinander vergleichen und sehen, wie sich Schichtarbeit auf die Gesundheit auswirkt", erklärt sie.

Geforscht wird zu diesem Thema aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Niederlanden, Dänemark, Österreich und Polen. In der Bundesrepublik ist die Studie ein rein bremisches Projekt: Neben der Universität ist auch das Technologie-Transfer-Zentrum in Bremerhaven beteiligt. Dort liegt der Fokus auf Schichtarbeitern im Hafen.

Info

Weitere Details zu der Studie finden Interessierte auf der Internetseite http://unihb.eu/schicht.info. Anmeldungen nimmt Hannah Jilani unter http://unihb.eu/schicht.teilnahme entgegen. Fragen zu dem Projekt beantwortet die Wissenschaftlerin unter der E-Mail-Adresse schichtarbeit@uni-bremen.de.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)