Wie hoch ist die Kriminalität in Bremen-Nord? Ein Bild liefert die polizeiliche Kriminalstatistik. "Es gibt nichts Besseres. Aber sie bildet nicht zwingend das ab, was wir an Kriminalität auf der Straße erleben", sagte Marco Perin, der Leiter des Polizeikommissariats Bremen-Nord ist. Denn die Statistik erfasse bearbeitete Fälle, darunter können auch Taten sein, die im Vorjahr begangen wurden. Nach diesem Hinweis stellte Perin dem Regionalausschuss Bremen-Nord die Zahlen für das Jahr 2024 für Burglesum, Vegesack und Blumenthal vor. Er erklärte dem Gremium, das sich aus Beiratsmitgliedern aller drei Stadtteile zusammensetzt, auch, warum die Polizei bei manchen Straftaten einen Anstieg oder Rückgang verzeichnet. Ein Überblick.
Polizeieinsätze und Straftaten
Wie oft die Polizei im Bremer Norden nach einem Notruf zu einem Einsatz ausrückte, ist in der polizeilichen Kriminalstatistik nicht aufgelistet. Perin präsentierte die Zahlen trotzdem. Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2023 sei die Anzahl der Einsätze gestiegen. "Die Leute waren wieder unterwegs", erklärte Perin. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2024 wieder etwas weniger Einsätze. "Die Zahlen stabilisieren sich, eine Entwarnung ist das aber nicht", sagte der Beamte. Auch die Summe der Straftaten im Bremer Norden habe in etwa das Vor-Corona-Niveau (2020) erreicht.
Die polizeiliche Kriminalstatistik wird in allen Bundesländern erhoben. Für Bremen liegt sie auch für die einzelnen Stadtteile vor. "Wir vergleichen uns auch mit den anderen Stadtteilen. Hier gibt es zum Beispiel nicht so einen Umfang an Straftaten wie in Walle und Gröpelingen", erläuterte Perin. Bei einem bundesweiten Vergleich müsse darauf geachtet werden, Städte nicht ländlichen Regionen gegenüberzustellen.
Diebstähle
In den vergangenen Jahren ist in weniger Wohnungen eingebrochen worden. Für Perin hat das einen Grund: Seit Corona arbeiten mehr Leute im Homeoffice. Die Einbrecher können sich während der Arbeitszeiten also nicht mehr sicher sein, dass sie im Haus niemanden antreffen werden. Dafür verzeichnete die Polizei mehr Einbrüche in gewerbliche Gebäude. "Das ist in gewisser Weise der Spiegel zu den Wohnungseinbrüchen", erklärte der Polizist. Es wurden auch weniger Fahrräder gestohlen. Die Diebe seien bei den technischen Spielereien wie Chips, die inzwischen in den Fahrzeugen verbaut seien, vorsichtiger geworden. "Die Nordbremer können ihre Räder zudem oft im geschlossenen Raum abschließen", sagte Perin.
Die Statistik zeigt auch auf, dass es 2023 und 2024 mehr Einbruchsdiebstähle aus Fahrzeugen als in den vorausgegangenen Jahren gegeben hat. Der Polizist ist sich sicher: "Das ist klassische Beschaffungskriminalität." Er erklärte das so: Wer früher Koks zu sich nahm, musste zwar mehr dafür blechen, war aber auch länger high. Heutzutage konsumieren Drogensüchtige eher Crack, das zwar billig ist, dafür hält der Rausch nicht lange an. Deswegen schlagen sie nacheinander die Scheiben von Autos ein, auch wenn die Beute nur der Euro ist, der für den Einkaufswagen gedacht war. Besonders hoch war dieses Jahr auch die Anzahl der Taschendiebstähle, was Perin auf Serientäter zurückführt.
Sonstige Straftaten
Die Polizei listet gesondert Straftaten zum Nachteil älterer Menschen auf. Darunter fällt zum Beispiel der Enkeltrickbetrug. "Die Täter nutzen die Gutmütigkeit und die Alterserscheinungen dieser Menschen aus", sagte Perin und fügte hinzu: "Die Prävention scheint aber etwas zu bringen." So sind die Fallzahlen dieses Jahr abermals gesunken. Auch weniger Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz hat die Behörde festgestellt, was Perin unter anderem mit der Teillegalisierung von Cannabis begründete. "Außerdem hat die Gewalt gegen Polizisten abgenommen", sagte er. Die Beamten nehmen laut Perin an verschiedenen Schulungen teil und handeln deswegen immer professioneller. "Die Techniken und Taktiken der Polizisten sind so gut, dass sie sich seltener im Einsatz verletzen."