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Wärmewende Erstes Waller Erdwärme-Projekt gegründet

Immer mehr Bremerinnen und Bremer setzen auf Erdwärme. Im Zietenviertel hat sich nun die erste Waller Initiative gegründet, die sich "Erdwärme Dich" anschließt.
30.06.2025, 05:00 Uhr
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Erstes Waller Erdwärme-Projekt gegründet
Von Anne Gerling
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Ob in Findorff, der Neustadt, der östlichen Vorstadt oder in Bremen-Nord – überall in Bremen entstehen mittlerweile sogenannte Erdwärme-Cluster, also Initiativen für nachbarschaftliche Erdwärme-Projekte, die sich der im September 2023 gegründeten Erdwärmegenossenschaft "Erdwärme Dich" anschließen möchten. Die hat mit ihrem Pilotprojekt in der Humboldtstraße den Stein ins Rollen gebracht. Auch in Walle gibt es seit wenigen Tagen einen ersten offiziellen Ableger der Gruppe: das Cluster Zietenviertel mit aktuell 25 Mitgliedern.

Worum geht es?

Spätestens im Jahr 2045 müssen Eigentümerinnen und Eigentümer von Häusern und Wohnungen es geschafft haben, ihre Immobilien vollständig mit erneuerbaren Energien zu beheizen. So sieht die aktuelle Gesetzeslage aus, um die Klimaschutzziele der Bundesrepublik Deutschland erreichen zu können. Bremen hat festgelegt, schon 2038 den Energiebedarf des Landes klimaneutral decken zu wollen. Die Suche nach neuen Energiequellen zum Beheizen von Häusern und Wohnungen beschäftigt somit derzeit viele Menschen.

Die zentrale Frage dabei: Wie bleibt das Heizen zukünftig bezahlbar? Die Genossenschaft „Erdwärme Dich“ möchte ein Erdwärmenetz – auch Anergienetz genannt – für alle aufbauen. Dabei wird die tief im Boden vorhandene Wärme über Erdwärmesonden gefördert und über ein Leitungsnetz zu den Häusern transportiert, wo sie dann über Erdwärmepumpen zum Heizen oder auch zur Heißwasserbereitung genutzt werden kann. Von dem Nahwärmeprojekt auf der Basis von Geothermie versprechen sich die Organisatoren auf Dauer vergleichsweise stabile Heizkosten und Unabhängigkeit von großen Energiekonzernen.

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Wie kam es zur Bildung des Waller Ablegers?

Sie sei eher zufällig mit dem Thema Energieversorgung in Berührung gekommen, erzählt Anwohnerin Petra Heitkötter von der Nachbarschaftsinitiative Keithstraße / Seydlitzstraße / Winterfeldstraße, die das Projekt im Waller Westend gemeinsam mit fünf Nachbarn auf den Weg gebracht hat. Im März hatte die Gruppe angeregt, im Zuge der bevorstehenden Kanalsanierung in ihren Straßen doch auch gleich noch Glasfaserkabel und Leerrohre für die zukünftige Wärmeversorgung zu verlegen. Zunächst dachten Heitkötter und ihre Mitstreiter dabei an Fernwärme – mittlerweile findet die Wallerin aber, dass Bremen für die Zukunft nicht ausschließlich auf Fernwärme setzen sollte, denn: „Wenn die Stadt damit in dem Tempo wie bisher weitermacht, ist sie 2055 damit fertig. Allerdings hätten dann nur 33 Prozent der Bevölkerung eine Wärmequelle und die anderen müssen sehen, wie es geht.“

Diese Zahlen stammen von Philipp Metz, Initiator von Erdwärme Dich, der auf Einladung der Anwohnerinitiative an mittlerweile drei Infoabenden den Wallern zu ihren Fragen rund um das Thema Rede und Antwort gestanden hat. Heitkötter hatte zuvor 199 Einladungen in den sechs Straßen im Zietenviertel verteilt: „Jedes Mal waren rund 40 Leute da – das zeigt, dass das Interesse an dem Thema groß ist. Nach dem Pilotprojekt in der Humboldtstraße werden die Cluster bedient. Und so eins haben wir jetzt gebildet. Das Cluster ist wichtig, um Fördergelder zu beantragen.“ Insbesondere spricht die Wallerin an, dass das Projekt genossenschaftlich organisiert und nicht profitorientiert ist. Und, so Heitkötter: „Es fühlt sich gut an, in einem Viertel zu wohnen, wo so viele Menschen für Neues offen sind und da auch mitgehen.“

Wann wird das Erdwärmenetz aufgebaut?

„2026 wird in der Humboldtstraße gebaut“ – davon geht Philipp Metz aktuell aus. Danach würden gemeinsam die weiteren Projekte auf den Weg gebracht. „Das müssen wir Schritt für Schritt machen und lernen, das zu tun – wir werden das über ein paar Jahre verteilen müssen. Und es ist auch wichtig, dass wir mal ein bisschen Demokratie üben.“ Aktuell gibt es Metz zufolge in Bremen fast 30 Cluster, in denen sich rund 1200 Menschen engagieren. „Es ist toll, dass die Leute im Zietenviertel sich relativ schnell einig waren“, sagt der ehemalige IT-Unternehmer und Physiker. „Das finde ich wirklich beispielhaft.“ Gerade Walle – wo Anwohner Arnim von Gleich vor fünf Jahren mit dem Einbau einer privaten Erdwärmepumpe als einer der ersten gezeigt hat, wie das Ganze funktioniert – sei für die Genossenschaft wichtig, unterstreicht Metz: „Weil wir denken, dass es da viele Quartiere gibt, die ideal geeignet sind.“

Arbeitet die Genossenschaft mit der Stadt zusammen?

Das ursprüngliche Ansinnen von Petra Heitkötter und ihren Nachbarn war es, bei der ab September geplanten Kanalsanierung in ihren Straßen den Einbau von Versorgungsleitungen von vorneherein mitzudenken. Das wird im ZIetenviertel nun voraussichtlich tatsächlich gelingen. Denn die Erdwärme-Genossenschaft arbeite mittlerweile gut mit den Ressorts, dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) und Abwasserentsorger Hansewasser zusammen, so Metz: „Und die sind auch offen für solche Geschichten. Es macht ja auch für die Stadt Sinn, dass eine Straße nicht andauernd wieder aufgerissen wird.“

Welche Kosten kommen auf die Nutzer zu?

Das ist natürlich für viele Interessierte die Frage aller Fragen – aktuell lässt sie sich aber noch nicht beantworten. Geplant ist, dass die Genossenschaft die Kosten für das Netz, die Erdsonden, die Hausanschlüsse und die Wärmepumpen übernimmt. Jeder kann das Vorhaben unterstützen und Mitglied von Erdwärme Dich werden, ein Genossenschaftsanteil kostet 500 Euro. Für das Netz soll es eine monatliche Nutzungsgebühr geben – genauso wie für die Wärmepumpen. Zu diesen Kosten gibt es bislang aber noch nichts Konkretes. Das Pilotprojekt in der Humboldtstraße soll belastbare Zahlen liefern. Bis Ende des Jahres hofft Metz eine konkrete Berechnung zu den Gesamtkosten und den Gebühren für die einzelnen Anlieger zu haben.

Info

Nähere Informationen über Erdwärmenetze für Nachbarschaften gibt es im Internet unter www.erdwaerme-dich.de. Wer mit dem Cluster Zietenviertel in Kontakt kommen möchte, kann sich über die E-Mail-Adresse kesewi@kiezkanal.de dorthin wenden.
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