Ein Club mit Elektro- und Technomusik. Eine Plattform für weitere Kunst-, Kultur- und Designsparten. Ausstellungen, Ateliers, Studios und Werkstätten. Pläne und Ideen gibt es einige im Verein Zucker, was im Hochbunker an der Hans-Böckler-Straße entstehen kann. Eine Hüpfburg aus Beton nennen sie das Gebäude. Seit Jahren steht fest, dass das subkulturelle Netzwerk die Immobilie in Walle kaufen und umbauen will. Klar ist, dass die Stadt die Immobilie an den Verein verkaufen darf. Das hat das Bremer Verwaltungsgericht 2018 entschieden. Die benachbarte Straßenverkehrs-Genossenschaft (SVG) wollte sich auf dem Gelände selbst gern vergrößern, die Klage wurde jedoch abgewiesen. Seitdem ist viel Zeit vergangen, getan hat sich wenig. Doch nun kommt Bewegung in die Sache.
Der Verein Zucker hat laut dem Bremer Wirtschaftsressort im zweiten Quartal 2020 einen Zuwendungsbescheid in Höhe 100.000 Euro erhalten, um den angezeigten Fehlbedarf finanzieren und den Hochbunker in Walle erwerben zu können. „Aktuell laufen Vertragsverhandlungen zwischen dem Verein und der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB)“, sagt Kristin Viezens, Sprecherin des Wirtschaftsressorts. Eine zeitnahe Vertragsunterzeichnung werde von beiden Seiten angestrebt.
Das bestätigt auch der Zucker selbst. „Wir warten gerade auf einen überarbeiteten Erbbauvertrag, den wir dann hoffentlich, nach abschließender Prüfung, baldigst unterzeichnen“, teilt das Netzwerk mit.
Und was wurde aus der Situation mit den klagenden Nachbarn? „Im intensiven Dialog mit allen Akteurinnen und Akteuren konnte eine Lösung gefunden werden. Aktuell sind uns keine anderen Klagen bekannt“, sagt Behördensprecherin Viezens.
Aus dem Bauressort ist zu erfahren, dass bereits ein Bauantrag für anstehende Umbaumaßnahmen im Bunker durch den Verein vorliegt. Laut Sprecher Jens Tittmann sei dieser schon früh eingereicht worden. „Ein Großteil des Bauantrages ist bereits geprüft“, sagt Tittmann. Wenn der Verein die Immobilie gekauft habe und eine Teil-Baugenehmigung stelle, könnten die Mitglieder mit den Arbeiten anfangen. „Es sieht insgesamt gut aus, dass Zucker den gesamten Bauantrag genehmigt bekommt“, so Tittmann. Es sei also alles auf einem guten Weg und nur noch eine Frage der Zeit.
Da der Bunker seit vielen Jahren nicht mehr genutzt wurde, muss er renoviert und umgestaltet werden. Konkret bedeutet das laut Künstlerkollektiv: Einige Wände und Decken müssen raus, eine leistungsstarke Lüftungsanlage und ein Fahrstuhl für barrierefreien Zugang sollen eingebaut werden. Zudem müsse die Elektrik erneuert werden, da sie nicht mehr den aktuellen Standards entspricht. Aus Rücksichtnahme auf die Nachbarschaft soll zudem vor dem Gebäude ein geschlossener Außenbereich entstehen.
Auf einer Gesamtfläche von etwa 1500 Quadratmetern, die auf insgesamt acht Stockwerke verteilt sind, bietet der Bunker viel Platz und Räume für verschiedene Aktivitäten sowie auch einen Club mit mehreren Tanzflächen.
Der Senat hatte Ende Mai 2018 beschlossen, den Hochbunker und das Grundstück für 240.000 Euro an das Zuckerkollektiv zu veräußern. Insgesamt rechnet das Kollektiv mit Ausgaben von gut einer Million Euro. Die Finanzierung soll durch einen Kredit, ein bereits erfolgreich abgeschlossenes Crowdfunding und Fördermittel aufgestellt werden. Im Moment ist der Verein Zucker als Zwischennutzung im Papageienhaus in der Bahnhofsvorstadt beheimatet. Der temporäre Vertrag für das bunte Gebäude, das eigentlich Jakobushaus heißt, läuft noch bis zum 30. Juni 2021.
Das Netzwerk
Die Zucker-Strukturen sind aus mehreren freien Kollektiven entstanden, die in Bremen Partys, Konzerte und Veranstaltungen ins Leben riefen und sich 2003 als Verein organisierten. Dieser Verein legte mit seiner Arbeit den Grundstein für die Entstehung des Zucker Clubs im Jahr 2007. Nach der Schließung des Clubs fanden sich die Akteure unter dem Dach des Vereins Zuckerwerk zusammen.
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In dieser Reihe schauen wir auf coronafreie Themen, die Bremen in den vergangenen Jahren beschäftigt haben, und darauf, was aus ihnen geworden ist.