Viele Strandliebhaber werden es kennen. Trotz wohliger Temperaturen und der Sonne auf dem Haupt will man dennoch nicht den ganzen Tag nur faul herumliegen. Da bietet sich das an Dutzenden Stränden vorhandene Beachvolleyballfeld doch durchaus für ein wenig Bewegung an. Ist nun ein Footvolley-Enthusiasten mit dabei, kann pritschen und baggern allerdings getrost aus dem Programm gestrichen werden. Anhänger dieser Trendsportart aus Brasilien spielen den Ball nämlich stattdessen mit Fuß, Kopf, Brust oder Schulter über das Netz. Für Interessierte bietet der TV Bremen-Walle 1875 mittlerweile mehrmals die Woche, sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene, Footvolley-Training an. Aber was hat es mit dieser besonderen Sportart überhaupt auf sich?,
Ursprünge in Brasilien
Als in den 1960er-Jahren das Fußballspielen an den Stränden von Rio verboten war, wurde sich einfach, auf die Beachvolleyballplätze gestellt und angefangen mit den Füßen zu spielen. Unter brasilianischen Fußballikonen wie Ronaldo, Ronaldinho oder Werderlegende Diego war, und ist Footvolley eine beliebte Freizeitbeschäftigung, was dem Sport auch in Europa Popularität verschaffte. Die Regeln sind größtenteils identisch zu denen im Beachvolleyball, nur darf der Ball eben nicht mit den Händen oder Armen gespielt werden. Die Angabe erfolgt mit dem Fuß von einem kleinen Sandhügel hinter der Grundlinie. Gespielt wird im Satzmodus, wobei für einen Satzgewinn 18 Punkte mit zwei Zählern Vorsprung erzielt werden müssen.
Das Montags-Training beim TV Bremen-Walle 1875 richtet sich primär an Einsteiger. „Die Teilnehmerzahl ist immer unterschiedlich“, erklärt Trainer Aaron Schmidt. „Mal sind wir nur zu viert, mal kommen sogar um die zwölf Leute.“ Das Training startet mit einem kurzen Warmlaufen und Dehnübungen. Anschließend geht es vor allem um die grundlegende Technik mit Fuß, Kopf und Schulter sowie darum, diese in Angriff und Verteidigung richtig einzusetzen. Fortgeschrittene Techniken wie das Spiel mit der Brust oder der spektakuläre „Shark Attack“ bleiben im Training erst einmal außen vor.
Aaron selbst lernt den Sport vor zehn Jahren in Tel Aviv kennen. In Israel genießt Footvolley große Popularität. Eigentlich im Fußball unterwegs entscheidet er sich nach einigen Verletzungen endgültig für den Hybridsport aus Brasilien. Mittlerweile gehören er und sein Teampartner Timon Uecker sogar zu den 25 besten Spielern Deutschlands. Eine beachtliche Leistung, denn vieles hat sich Aaron durch den Mangel an Trainingsangeboten selbst und mithilfe von Instagram-Videos beibringen müssen. Anderen will er diese Mühen ersparen.
Geringeres Verletzungsrisiko
Aarons Bruder Simon spielt seit einem Jahr. „Ich habe früher schon immer mit Freunden Hochhalten und Beachvolleyball gespielt“, sagt er. „Aber beim Footvolley sind Dynamik und Bewegungsabläufe einfach cooler und dazu spielt man es draußen im Sand.“ Leonardo ist Halbbrasilianer und seit fünf Wochen dabei. Auch er kommt eigentlich aus dem Fußball: „Irgendwann macht man da aber keine richtigen Fortschritte mehr und die Leute treten einen nur noch um. Beim Footvolley ist das Verletzungsrisiko deutlich geringer und man kann mit seinem Spielpartner und allen anderen ein super Team entwickeln.“
Aaron sieht in Zukunft ein riesiges Potenzial für die Sportart: „Gerade Leute, die aufgrund von Verletzungen mit Fußball aufhören, sind eine große Zielgruppe von Footvolley. Und es hat generell natürlich einfach diesen Beachflair, den viele cool finden.“ In Brasilien und Israel hat Footvolley dem (Beach)Volleyball mittlerweile vielerorts den Rang abgelaufen. In Deutschland ist es bis dahin noch ein weiter Weg.