Bremen. Macht Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) genug, um das Problem Rockerkriminalität in den Griff zu bekommen? Nach einer Massenschlägerei zwischen den rivalisierenden Rockergruppen "Hells Angels" und "Mongols" am Freitag hatte der CDU-Abgeordnete Wilhelm Hinners kritisiert, Mäurer unterschätze die Gefahr. Zu glauben, Kuttenverbote würden die Rocker einschüchtern oder vertreiben, halte er für naiv, so Hinners.
Mäurers Sprecher Rainer Gausepohl wies die Kritik nun deutlich zurück. "Das ist ein hilfloser Oppositionsreflex", so Gausepohl. Entscheidend sei, dass die Polizei den Rockern "immer auf den Füßen" stehe, sagte er – und erhielt Rückendeckung von Christian Pfeiffer, dem Leiter des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.
Pfeiffer hält die bisherigen Maßnahmen des Innensenators für richtig. "Durch das Kuttenverbot und Clubauflösungen erleiden die Rocker empfindliche Nachteile", sagte er, "sie verlieren nicht nur ihre Räume, sondern auch ein Stück Identität. Das dauert eine Zeit, bis sie sich davon wieder erholen." Wolfgang Budde, der sich in den letzten Jahren mit einer Anwohnerinitiative im Rembertiviertel gegen die Hells Angels gewehrt hatte, sieht es ähnlich: "Mäurer hat sich sehr bemüht, den Rockern das Leben schwer zu machen."
Etwas anders sieht es die Gewerkschaft der Polizei (GDP). Für sie ist die Schlägerei vom Wochenende Ausdruck mangelnden Respekts der Rocker gegenüber der Polizei. "Wer so handelt, nimmt den Staat als schwach und nicht handlungsfähig wahr" hieß es in einer Presseerklärung. Zugleich kritisierte die GDP Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne). Nullrunden und Gehaltskürzungen für diejenigen, die sich mit Waffengewalt gegen marodierende Rockerbanden durchsetzen müssten, seien ein Skandal, so die Gewerkschaft. Die Polizei hatte am Wochenende über 100 Rocker festgenommen, musste aber alle wieder freilassen. Zum weiteren Vorgehen wollte sie sich zunächst nicht äußern. Morgen wird sich die Innendeputation in einer Sondersitzung mit der Frage beschäftigen. Das Innenressort rechnet mit Racheaktionen innerhalb der Szene. "Bürger brauchen sich aber keine Sorgen zu machen", sagte Gausepohl. Auch Pfeiffer bestätigt, dass Passanten in der Regel nicht Ziel der Rocker-Auseinandersetzungen sind.
Hinter der Tatsache, dass Rocker in Bremen seit Jahren aktiv sind, vermutet Pfeiffer ein strukturelles Problem. "Die Rockerclubs sind attraktiv für eine große Zahl der Bildungsverlierer", erklärt er. Davon gebe es in den sozialen Randgruppen Bremens genügend. Diese "männlichen Verlierer" würden in den Clubs Anerkennung und eine Einkommensmöglichkeit sehen. Gausepohl hingegen glaubt nicht, dass die Rockerkriminalität mit Bremen als Stadt zu tun hat. Schließlich gebe es in vielen Bereichen Norddeutschlands, wie etwa in Hamburg und Schleswig-Holstein, Probleme.