Knapp die Hälfte der Bremer ist mit der Krankenhausversorgung zufrieden, etwas mehr als im Bundesschnitt. Das geht aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hervor. In Bremen beträgt der Wert 48,7 Prozent, 30 Prozent antworteten mit teils/teils, unzufrieden zeigten sich 20 Prozent. Für den Bund lauteten die jeweiligen Prozentwerte 44,3, 24,1 und 28,8. Etwas anders stellen sich die Bremer Zahlen dar, wenn man sie ausschließlich mit dem Zufriedenheitsgrad in Städten und sonstigen Ballungsräumen vergleicht. Für solche Gebiete mit hoher Bevölkerungsdichte, in denen es in der Regel auch viele stationäre Versorgungsangebote gibt, ermittelte die DKG eine durchschnittliche Zufriedenheit von über 50 Prozent. In dieser Liga ist der Bremer Wert also eher unterdurchschnittlich.
Die entsprechenden Zahlen für das gesamte Bundesgebiet hatte das Meinungsforschungsinstitut Civey Ende August im Auftrag der DKG erhoben. "Grundsätzlich sehen wir, dass das Vertrauen in die deutschen Krankenhäuser extrem hoch ist", urteilte DKG-Vorstandschef Gerald Gaß am Mittwoch bei der Vorstellung der Studie. So sei es beispielsweise 86 Prozent der Befragten wichtig, bei einer Erkrankung im Urlaub zurück in ein Krankenhaus in Deutschland zu kommen. Zugleich gebe es aber große regionale Unterschiede bei der Zufriedenheit mit der stationären Versorgung. In eher ländlichen Gebieten, in denen die Wege zur nächsten Klinik weit sind, gebe es viel Luft nach oben, mahnte Gaß.
Die Studie der DKG kommt nicht zufällig zum jetzigen Zeitpunkt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat eine Expertenkommission berufen, die Vorschläge für eine Strukturreform der deutschen Krankenhauslandschaft erarbeiten soll. Sie besteht vor allem aus Wissenschaftlern. Wichtige Akteure der Gesundheitsversorgung wie Kassen und DKG sind darin nicht vertreten, ebenso wenig Vertreter der Bundesländer, die nach aktueller Rechtslage für die Krankenhausplanung zuständig sind. Die DKG warnt in diesem Zusammenhang vor einem Strukturwandel, der die Versorgung in der Fläche gefährdet.
Vor diesem Hintergrund sind auch einige Punkte aus der Umfrage zu verstehen. So ließ die DKG die Meinungsforscher beispielsweise fragen, welche Entfernung zum nächsten Krankenhaus (in Minuten) die Bürger noch für akzeptabel halten. Bis zu zehn Minuten sagten 19,6 Prozent der Befragten, 20 Minuten hielten 36,4 Prozent für ausreichend, für 32 Prozent waren es 30 Minuten. In Bremen erwarteten deutlich weniger Umfrageteilnehmer, binnen zehn Minuten in ein Krankenhaus eingeliefert werden zu können, nämlich 15 Prozent. Dies ist insofern interessant, als es in Bremen wegen bestehender Betten-Überkapazitäten Überlegungen gibt, auf einen der zehn Krankenhausstandorte zu verzichten. Beim sanierungsbedürftigen Klinikum Links der Weser ist die Schließung eines von mehreren Zukunftsszenarien, die von Gutachtern durchgespielt werden sollen. Dagegen gibt es Protest – nicht zuletzt mit der Begründung, die wohnortnahe Gesundheitsversorgung im Bremer Süden werde gefährdet. Doch offenbar ist die Befürchtung, im Notfall nicht rechtzeitig ins Krankenhaus zu kommen, bei den Bremern eher schwach ausgeprägt.
Befragt wurden die Umfrageteilnehmer auch danach, wo sie im Gesundheitswesen Handlungsbedarf sehen. Zu geringe Versorgungsmöglichkeiten (6,7 Prozent) wurden kaum beklagt. Ein wesentlich größeres Problem wird in zu langen Wartezeiten bei Arztterminen gesehen, also im ambulanten Bereich. In Bremen nannten 32,4 Prozent diesen Kritikpunkt, im Bundesschnitt waren es 25,4 Prozent. Das größte Ärgernis im Gesundheitswesen betrifft in der Wahrnehmung der Umfrageteilnehmer den ambulanten und den stationären Sektor gleichermaßen: zu wenig Zeit des medizinischen Personals für die Patienten. In Bremen sahen darin 36 Prozent der Befragten ein Problem, bundesweit sogar 41 Prozent.